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(Quelle: Michael Wittig)

"Mehr als nur Bilderbuchlandschaften"

Unionsfraktion diskutiert über gute Wirtschaftsbedingungen für die ländlichen Regionen

Der ländliche Raum ist die Herzkammer des Mittelstandes. Doch neben Regionen mit starker Wirtschaftskraft und guter Infrastruktur gibt es auch solche mit Arbeitslosigkeit und Abwanderung. In einem Fachgespräch diskutierte die CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Vertretern von Kommunen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen darüber, welche Rahmenbedingungen die Regionen brauchen, um im Wettbewerb mit den Ballungsräumen zu bestehen und attraktiv für die Menschen zu sein. 

„Wir brauchen mehr als nur Bilderbuchlandschaften“, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gitta Connemann auf der Veranstaltung „Heimat mit Zukunft – Für eine starke Wirtschaft in ländlichen Räumen“. Ohne Wirtschaftskraft seien die ländlichen Regionen zum Scheitern verurteilt. Ihr Kollege, Fraktionsvize Ulrich Lange, nannte eine gute Infrastruktur für Verkehr und IT,  Forschungseinrichtungen und Hochschulen, die Niederlassung von Behörden sowie eine gute Städtebauförderung als Voraussetzung dafür, dass die auf dem Land angesiedelten Unternehmen erfolgreich sein könnten. Gerade dort befinden sich viele sogenannte Hidden Champions.

Daseinsvorsorge nicht ausdünnen

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier warnte davor, die Daseinsvorsorge auf dem Land auszudünnen. Geschäfte, Schulen und Arztpraxen müssten in ausreichendem Maß vorhanden sein, damit die Menschen nicht in die Städte abwanderten. Auch der Fachkräftemangel müsse behoben werden, wenn der ländliche Raum prospierieren solle. „Der ländliche Raum darf nicht das Gefühl haben, er könnte vergessen werden“, mahnte Altmaier. Immerhin habe die Energiewende mit dem Bau von Windrädern, Photovoltaik und Biogasanlagen den Regionen in den vergangenen Jahren einen Wertschöpfungszuwachs beschert. 

„Landleben macht Spaß“

Die Vertreter aus den Kommunen und der Wirtschaft warben für eine positive Wahrnehmung der ländlichen Räume. Wenn man immer nur die Defizite betone, müsse man sich nicht wundern, dass die Menschen abwanderten, sagte Dirk Lüerßen, Geschäftsführer der Wachstumsregion Ems-Achse. Leben auf dem Land sei ein „Wert an sich“. Die Psychologie sei wichtig, mahnte Ralf-Uwe Bauer, der Präsident der Zuse-Gesellschaft, einer Industrieforschungsgemeinschaft. Die Geschäftsleiterin des Bereichs Dialog ländliche Räume der Andreas-Hermes-Akademie in Berlin, Marika Puskeppeleit, betonte, gerade junge Familien sähen die Regionen als Kreativraum zur Selbstverwirklichung. Von einer „hohen Lebensqualität“ auf dem Land sprach auch der Bürgermeister der Marktgemeinde Berchtesgaden, Franz Rasp: „Leben im ländlichen Raum macht Spaß.“ 

Hohes Wirtschaftspotenzial

Allerdings müsse man „Gas geben beim Breitbandausbau“ und endlich für eine gute Infrastruktur beim Mobilfunk sorgen. Rasp und Lüerßen forderten von den Gemeinden auch, „das Kirchturmdenken zu überwinden“. Von Unternehmensansiedlungen in einer Kommune profitierten in der Regel auch die Nachbargemeinden. Jörn Hendrich Block, Professor für Unternehmensführung an der Universität Trier wandte sich gegen das allzu romantische Image der ländlichen Räume. Dort befinde sich viel Wirtschaftspotenzial, sagte Block. Dort werde mehr produziert als in den Metropolen. Und deshalb bräuchten diese Räume auch als erste eine gute Infrastruktur. Dies bekräftigte Rasp, der darauf hinweis, dass der Tourismus auf dem Land weniger als 30 Prozent der Wertschöpfung ausmache. Mehr Arbeitsplätze fänden sich im produzierenden Gewerbe, im Handwerk oder dem Handel. 
Gegen einen schädlichen Wettbewerb zwischen Stadt und Land sprach sich Ilja Nothnagel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), aus. „Wir brauchen mehr Miteinander“, sagte er.