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Unionsfraktion will Sprach-Kitas unbedingt retten

  • Sprache ist Schlüssel für Teilhabe und beruflichen Erfolg
  • CDU/CSU veranstaltet Kita-Gipfel mit Verbänden und Betroffenen 
  • Merz warnt davor, an der falschen Stelle zu sparen

Sprache ist der Schlüssel für gesellschaftliche Teilhabe und beruflichen Erfolg. Seit 2011 gibt es das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“, das die sprachliche Bildung der Kleinsten fördert. Nach dem Willen der Ampel-Koalition soll damit nun Schluss sein. Die CDU/CSU-Fraktion will die Sprach-Kitas jedoch unbedingt retten. Fraktionschef Merz sagte, dieses Projekt dürfe „unter gar keinen Umständen dem Sparzwang zum Opfer fallen“. 
Um ihr Anliegen zu unterstreichen hat die Unionsfraktion einen Antrag in den Bundestag eingebracht und einen Kita-Gipfel mit Wissenschaftlern, Verbänden und Betroffenen einberufen.  Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dorothee Bär verwies darauf, dass das Förderprogramm in der gesamten Fachwelt hoch gelobt und erfolgreich ist. „Es eröffnet den rund 40 Prozent der Kita-Kinder mit Migrationshintergrund eine Chance auf Interaktion, Teilhabe und letztlich Integration“, sagte sie. In den Sprach-Kitas werde das Fundament für schulischen und beruflichen Erfolg gelegt.

Breher: Förderstopp ist verantwortungslos

Die familienpolitische Sprecherin Silvia Breher nannte den geplanten Stopp des Förderprogramms kurzsichtig und verantwortungslos. „Wer eine solche Politik der Rückabwicklung gutheißt, kann es mit der Integration und Teilhabe für die Jüngsten und Schwächsten unserer Gesellschaft nicht ernst meinen“, kritisierte sie. Zu einem späteren Zeitpunkt aufzuholen, was in jungen Jahren versäumt werde, sei für die Betroffenen ungleich mühsamer und für die Staatskasse deutlich teurer. 

Übertragung auf die Länder keine Lösung

Auf dem Kita-Gipfel sprachen sich ausnahmslos alle Teilnehmer für die Fortführung des Programms aus. Eine Übertragung auf die Länder sei keine Lösung – und wenn brauche sie einen langen Vorlauf, lautete der einhellige Tenor. Professor Hans-Günther Roßbach von der Universität Bamberg, der das Programm wissenschaftlich begleitet, bewertete es als pädagogisch wertvoll. Er forderte sogar einen geordneten Wissenstransfer von den Sprach-Kitas zu den herkömmlichen Kitas, die vielerorts mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen hätten. 

Wissen geht verloren 

Die Kindergarten-Leiterin Manuela Sauer und die Elternsprecherin Katharina Queisser äußerten die Befürchtung, dass bei einem Stopp der Förderung mühsam aufgebaute Strukturen zerfallen und Wissen verloren gehe. Arne Koopmann, Leiter der Evangelischen Kindertagesstätten in Ahlhorn, warnte vor der Abschaffung, weil somit ein Stück Chancengleichheit zerstört werde. Die ohnehin benachteiligten Schwächsten würden dann weiter benachteiligt.

Mehr Handlungsbedarf denn je

In ihrem Antrag fordert die Unionsfraktion die Ampel-Koalition auf, das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ fortzuführen und dafür die erforderlichen Mittel im Bundeshaushalt einzustellen. „Pandemiebedingte Lernrückstände wie aber auch die Betreuung zahlreicher aus der Ukraine nach Deutschland geflüchteter Kinder verdeutlichen die Bedeutung des Sprachprogramms und den akuten Handlungsbedarf mehr denn je“, heißt es darin. 

Jede achte Kita ist eine Sprach-Kita

Derzeit ist etwa jede achte Kita in Deutschland eine Sprach-Kita. In absoluten Zahlen sind das rund 6.900 Kitas, in denen mit fast 7.500 zusätzlichen Fachkräften mehr als 500.000 Kinder erreicht und sprachlich gefördert werden. Mit ihrer Entscheidung, das Programm zu streichen, lässt die Bundesregierung die betroffenen Kinder und Fachkräfte, aber auch die kommunalen und freien Träger betroffener Kindertageseinrichtungen im Stich. 

Aderlass an pädagogischem Personal

Bereits jetzt haben sich viele dieser Fachkräfte nach anderen Jobs umgesehen. Es droht ein Aderlass an pädagogischem Personal – bei ohnehin angespannter Personalsituation. Das bestätigten auch die Teilnehmer des Kita-Gipfels der Unionsfraktion. „Wir verlieren Fachkräfte, obwohl wir auf keinen einzigen verzichten können“, betonte Waltraud Weegmann, Vorsitzende des Deutschen Kitaverbandes. Ein funktionierendes Projekt auszutrocknen, sei „weder pädagogisch noch wirtschaftlich sinnvoll“. 

Frage der Prioritätensetzung im Haushalt

Fraktionschef Friedrich Merz versprach der Initiative zur Rettung des Förderprogramms seine ganze Unterstützung. Natürlich müsse mit begrenzten Haushaltsmitteln sorgfältig umgegangen werden, betonte er, aber der Erhalt der Sprach-Kitas sei eine Frage der Prioritätensetzung. Wenn man bei der frühkindlichen Bildung spare, lege man die Axt an den Wirtschaftsstandort Deutschland. 
 

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