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Landwirte fair behandeln

Fachgespräch der Unionsfraktion beleuchtet Probleme der Landwirtschaftsbetriebe

Welche Perspektiven haben Landwirte heute in Deutschland? Was muss die Politik tun, um den Beruf des Landwirtes zu erhalten? Darüber diskutierten Politiker der Unionsfraktion mit Vertretern von Verbänden, Experten und vor allem mit Landwirten selbst - organisiert vom Parlamentskreis Mittelstand.

"Wir haben nur deshalb so dicke Kartoffeln, weil wir so gut ausgebildet sind“, sagt Willi Kremer-Schillings, besser bekannt als „Bauer Willi“. Er ist Landwirt und Blogger. Und trotz der Ernteerfolge sei es traurig um den Beruf des Landwirtes bestellt: Während die Bauern in der Nachkriegszeit noch als Retter der Ernterekorde gefeiert wurden, würden Bauern heute weitgehend nur an Naturschutz, Artenschutz oder Tierschutz gemessen. Dazu nennt er folgendes Beispiel: „Deutschland hat ein Problem mit Nitrat“, so Bauer Willi. Es werde beispielsweise mit Messstellen gearbeitet, die nicht repräsentativ seien. „Alle reden von verseuchtem Trinkwasser, obwohl wir das qualitativ beste Wasser der Welt haben. Und das Ergebnis dieser Kampagnen?“, fragt der Blogger, „Richtlinien werden mehrfach geändert, Gesetze verschärft.“ Darüber ärgert er sich.

Anforderungen steigen

Nicht nur "Bauer Willi" sieht in der Landwirtschaft das Herzstück der deutschen Ernährungswirtschaft. Auch die Unionsfraktion weiß um diese Bedeutung: Mit rund 250.000 größeren und kleineren Höfen und mehr als 5,5 Millionen Mitarbeitern ist die Land- und Ernährungswirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands. „Ohne Frage: Landwirtschaftliche Betriebe sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, so Christian von Stetten, Vorsitzender des Parlamentskreises Mittelstand. Die Landwirte in Deutschland stünden vor großen Herausforderungen, bei stetig steigenden Anforderungen. 

Landwirte mit Existenzängsten 

Jedes zwölfte klein- und mittelständische Unternehmen in Deutschland ist ein Agrarbetrieb. „Land ist Wirtschaft, Mittelstand“, sagt Carsten Linnemann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unionsfraktion. „Das sind Familienbetriebe, Menschen, die ihre Probleme nachts mit ins Bett nehmen.“ Mit Blick auf hohe Investitionen und stetig steigende Herausforderungen durch Verbraucher, Klima- oder Naturschutz-Auflagen, werde es zunehmend schwerer zu investieren - beispielsweise in die Digitalisierung der Produktion. Linnemann führt dazu ein Beispiel aus seinem Wahlkreis Paderborn an, wo ein Landwirt klagt: Er habe gerade 3,5 Mio Euro in seinen Betrieb investiert. Jetzt frage sich der Sohn - in Anbetracht der vielen Auflagen und der steigenden Bürokratie - ob er den Hof überhaupt übernehmen solle? Wo sei die Perspektive für den Jungbauern, fragt Linnemann? 5000 Landwirte gäben jedes Jahr in Deutschland auf.

Gitta Connemann, ebenfalls stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union im Deutschen Bundestag und zuständig für Ernährung und Landwirtschaft, bringt es auf den Punkt: „Die Probleme in der Landwirtschaft sind existenziell. Und es sind nicht alleine die Märkte oder die Rahmenbedingungen, die die Bauern beschäftigen.Das Bedrückendste ist die emotionale Seite: Wenn man sich umhört, glaubt man, es gäbe 80 Millionen Bauern im Land. Und jeder von ihnen behauptet, er könne es besser als die ausgebildeten Landwirte.“ 

 

Zielkonflikte lösen

Die Landwirte bräuchten Wertschätzung, für all das, was sie in den letzten Jahren bereits geleistet hätten, um die Ansprüche der Gesellschaft zu erfüllen. „Landwirte können (fast) alles", fügt Connemann hinzu. Aber sie bräuchten Planungssicherheit.

Derzeit sieht Connemann jedoch jede Menge Zielkonflikte. Dazu führt sie das Beispiel Klimaschutz versus Pflanzenschutz an.

Könne man keine synthetischen Pflanzenschutzmittel mehr einsetzen, müsse man den Boden viel intensiver mechanisch bearbeiten. „Dabei wird jedes Mal die Humusschicht aufgebrochen“, so Connemann. Dies setze dann Treibhausgase frei, was schlecht für den Klimaschutz sei. Landwirte könnten von der Politik eine stimmige Zielvorgabe erwarten.

Problem Negativ Campaigning

Die Probleme sind vielfältig. Nicht nur der Klimaschutz mit seinen Anforderungen bereitet den Landwirten Kopfweh. Ein weiteres Problem sei, dass die Verbraucher in Deutschland noch immer extrem preisgetrieben seien, so Christian von Boetticher, von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Egal was Verbraucher behaupten, „billig“ sei das Hauptproblem. „Gleichzeitig steigen die Auflagen, weil der Verbraucher nicht mehr mit dem zufrieden ist, was er kriegt“, so von Boetticher. Erschwerend sieht er dazukommend das Negativ Campaigning der NGOs, was die Verbraucher beeinflusse. Von Boetticher: „Dabei hatten wir noch nie so qualitativ hochwertige Lebensmittel, wie heute.“ 

Für Landwirte streiten

In der Diskussion mit Landwirten, die aus allen Teilen Deutschlands zum Fachgespräch angereist waren, wurden die Probleme noch einmal mit Beispielen unterfüttert. Beherrschendes Thema zwischen Garmisch und Flensburg sind Existenzängste, die vorwiegend aus einer wirtschaftlichen Unsicherheit resultieren. „Wir in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion haben verstanden, dass wir stark und intensiv für unsere Landwirte streiten müssen“, erklärt CSU-Politiker Hans Michelbach. „Das haben wir immer getan.“ Ohne die Unionsfraktion hätte bei der Erbschaftssteuer das "Totenglöckchen geklungen", so Michelbach. Es sei ein täglicher Kampf um die Erhaltung der sozialen Marktwirtschaft und auch um die Landwirtschaft, ohne die Deutschland keine Zukunft hätte.