Politische Kommunikation im Wandel
Unionssfraktion diskutiert über Herausforderungen und Chancen von Politik 4.0
Für viele Menschen ist das Internet inzwischen das Informations- und Unterhaltungsmedium Nummer eins. Nachrichten verbreiten sich in sozialen Medien in Echtzeit, ungefiltert und interaktiv. Das eröffnet Politikern neue Möglichkeiten, um Bürger über ihre parlamentarische Arbeit zu informieren, sich mit ihnen auszutauschen und für Politik zu interessieren. Umgekehrt unterwerfen Facebook, Instagram und Twitter Politiker einem neuen Diktat der Geschwindigkeit, während die Halbwertzeit verbreiteter Informationen abnimmt. Die digitale Disruption stellt demnach neue Herausforderungen an die politische Kommunikation und verändert das Selbstverständnis von Politikern.
Auf Einladung von Marc Biadacz MdB und Tankred Schipanski MdB haben Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion darüber diskutiert, wie Politik 4.0 im Zeitalter der Digitalisierung aussehen sollte. Bei der Veranstaltung der AG Digitale Agenda konnten der Digitalisierungsexperte Christoph Keese und der Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus MdB für eine Keynote gewonnen werden.
Mehr Mut zum „Self-Disrupting“
Marc Biadacz, der bis zu seiner Wahl in den Deutschen Bundestag in der Digitalbranche gearbeitet hat, hatte die Idee zu der Veranstaltung. Er warb dafür, ein neues Mindset für politische Arbeit 4.0 zu entwerfen und in die Reihen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zu tragen: „Jede Disruption erfordert eine Neuverortung, damit wir zu den Gewinnern und nicht zu den Verlierern technologischer Veränderungen zählen. Auch der digitale Wandel verlangt daher von uns Politikern, dass wir uns selbst disrupten und neu erfinden müssen.“
Tankred Schipanski, Vorsitzender der AG Digitale Agenda der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bekräftigte in der Diskussion: „Wie uns der digitale Wandel gelingt, in der Gesellschaft, in unseren Unternehmen, das ist eine Frage mit der wir uns täglich beschäftigen. Sie betrifft aber auch die Politik selbst und unsere eigene Fraktion: Wo müssen wir umdenken, unsere Arbeitsabläufe in Frage stellen, Kommunikation verändern?“
Politik kann von der Start-up-Kultur lernen
In seinem Grußwort betonte Ralph Brinkhaus, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, dass der Politikbetrieb mehr von der Start-up-Kultur lernen könne. Gerade innerhalb der politischen Kommunikation fehle es oft an der Mentalität, Dinge einfach auszuprobieren und kreative Ideen umzusetzen. Man neige eher dazu, vorsichtig zu agieren, bis alle Bedenken ausgeräumt seien. Das nehme dem Ganzen aber die Geschwindigkeit.
Dem pflichtete Christoph Keese in seiner Keynote bei. Keese ist einer der bekanntesten deutschen Digitalexperten, der sich als Journalist und Buchautor intensiv mit Fragen des digitalen Wandels beschäftigt hat. Er wies darauf hin, dass die Politik angesichts von Fake News und Social Bots eine der meist disruptierten Branchen derzeit sei. Auf diese Disruption dürften Politiker nicht nur reagieren. Sie müssten selbst aktiv werden, indem sie alles auf den Prüfstand stellen und ihr Selbstverständnis hinterfragen.
An den Vortrag schloss sich eine intensive Diskussion an. Tankred Schipanski zog in seinem Schlusswort eine positive Bilanz von der Veranstaltung: „Christoph Keese ist nicht nur für seine schonungslosen Analysen bekannt, sondern hat uns auch konkrete Denkanstöße mitgegeben, die in der Unionsfraktion auf fruchtbaren Boden fallen. Das hat das Interesse der Kolleginnen und Kollegen gezeigt.“