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Michael Kießling: "Mit der Digitalisierung sollen Qualität, Kostensicherheit, Termintreue leichter gewährleistet werden"

Rede zur Digitalisierung des Planens und Bauens

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch die Baubranche wird zunehmend digitalisiert und wird die Digitalisierung als Chance nutzen; davon bin ich fest überzeugt. Genau wie in anderen Branchen wird auch ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit von der Umsetzung der Digitalisierung abhängen. Für uns ist es hier wichtig, dass Planer, Unternehmer, Handwerker und auch die Verwaltung Schritt halten können. Klar ist auch, dass wir in Deutschland hier noch einiges an Potenzial haben, das wir durchaus heben können.

Bauen ist teuer und mit Risiken verbunden. Wir wollen schneller, effektiver und auch sicherer bauen. Deshalb gilt es einfach, das Potenzial der Prozesskette Bauen entsprechend zu heben und das, was dort versteckt ist, auch sichtbar und transparent zu machen. Hier hilft die Digitalisierung. Wie gesagt: Es geht darum, Risiken zu erkennen und fundierte Aussagen über das Bauwerk zu erhalten – und das am besten bevor gebaut wird, weil man während der Planung die meisten Kosten beeinflussen und sparen kann.

Deshalb haben wir als Fraktion zusammen mit der SPD einen Antrag zum Thema „Digitalisierung Bau“ gestellt. Im Zentrum steht dabei die Etablierung des Building Information Modeling. Dabei geht es nicht darum – was viele meinen –, dass BIM ein 3-D-Modell ist, sondern es ist wesentlich mehr. Es geht darum, Informationen auszutauschen und nutzerbezogen zur Verfügung zu stellen, Konflikte vor der Bauausführung zu erkennen, Transparenz herzustellen und die Kommunikation der Beteiligten entsprechend zu fördern.

Mit der Digitalisierung sollen Qualität, Kostensicherheit, Termintreue leichter gewährleistet werden, da die Informationen schon vorab zur Verfügung stehen. Es gilt, Konflikte, die auf der Baustelle entstehen können, schon vorher zu erkennen und nicht erst auf der Baustelle zu sehen, dass ein Unterzug einem Rohr im Wege steht – oder andersrum.

(Heiterkeit des Abg. Artur Auernhammer [CDU/CSU])

Es ist eine Binsenweisheit – ich habe es schon gesagt –: Die Planung macht es aus. Dabei kann man die Kosten am meisten beeinflussen.

Im Koalitionsvertrag haben wir das Thema BIM auf die Tagesordnung gesetzt, und wir wollen es speziell für den Hochbau auch noch weiter vorantreiben. Dazu haben wir bereits folgende Maßnahmen ergriffen: die Einführung des Branchendialogs zwischen Bundespolitik und Bauwirtschaft, die Eröffnung des nationalen Zentrums für Digitalisierung des Bauwesens – BIM Deutschland –, um einheitliche Vorgaben für den Hochbau und Infrastrukturbau im Bundesbau zu erstellen, und die Förderung von Pilotprojekten im Bundeshochbau – beispielsweise der Neubau der deutschen Botschaft in Wien –, um das Thema BIM breitenwirksam zu kommunizieren.

Liebe FDP, Sie haben einen Antrag zum Smart Building gestellt. Ich muss sagen: Der Antrag ist so zielführend wie fünf Runden im Kreisverkehr. Sie sollten unseren Antrag einfach intensiver lesen.

(Mario Brandenburg [Südpfalz] [FDP]: Zehn Runden im Kreisverkehr!)

Dadurch könnten die Doppelungen vermieden werden.

Dabei spielt – wir haben es vorhin von unserem Staatssekretär gehört – unter anderem die Normierung eine große Rolle – die Standardisierung der Prozesse, hersteller- und softwareunabhängige Datenstandards –; denn verlässliche offene Standards sind Voraussetzung dafür, dass wir alle am Bau Beteiligten entsprechend mitnehmen können. Dafür müssen wir letztendlich auch das BIM-Know-how, das wir über die Pilotprojekte gewinnen, zur Verfügung stellen.

Dadurch schaffen wir Transparenz und Akzeptanz. All die Möglichkeiten, die Sie in Ihrem Blockchain-Antrag beschrieben haben, sind in unserem Antrag eigentlich schon enthalten;

(Lachen des Abg. Mario Brandenburg [Südpfalz] [FDP])

denn wir fordern, die Bauwirtschaft technologieoffen zu unterstützen und zu digitalisieren und nicht in ein Korsett zu zwängen. Das Credo der FDP ist eigentlich, technologieoffen zu fördern. Warum Sie sich hier jetzt auf die eine Technologie versteifen, ist mir nicht ganz begreiflich. Vermutlich handelt es sich um Buzzword-Bingo, um einfach die Schlagworte entsprechend abzudecken.

Die Vorteile von BIM wird man noch deutlicher spüren, wenn Synergieeffekte aufgrund von anderen Entwicklungen in der Branche eintreten. Hier meine ich unter anderem die Digitalisierung der Bauleitplanung und der Baugenehmigungsprozesse. Wenn Bauwirtschaft und Verwaltung digital arbeiten, werden wir die Synergieeffekte um ein Vielfaches steigern können; denn dadurch sind die Kommunikation und die Beurteilung von entsprechenden Projekten leichter möglich.

Andere Dinge, wie serielles und modulares Bauen, können auch Synergieeffekte mit sich bringen. Deshalb, denke ich, müssen wir auch die Einführung der bundesweiten Typengenehmigung noch weiter vorantreiben.

Zusammengefasst: Mit der Digitalisierung der Baubranche bietet sich die große Chance, Prozesse schneller, zuverlässiger und transparenter zu gestalten. Das sollte technologieoffen geschehen und mit offenen Standards entsprechend vorangetrieben werden, sodass wir alle mitnehmen: Planer, Handwerker, Unternehmer und auch die Verwaltung.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dr. Joe Weingarten [SPD])