Rudolf Henke: "Sie hat keinen Einfluss auf die menschliche DNA"
Rede in der Aktuelle Stunde - Umsetzung der Nationalen Impfstrategie COVID-19
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Wir sind in einer aufgeregten Zeit, sind in einer Zeit voller Alarm, und selbst Redner, die bisher immer so getan haben, als hätten wir es mit einer ganz normalen grippalen Infektion zu tun, müssen zugeben, dass die Gefahrenlage weit darüber hinausgeht. Wenn man sich die heutigen Zahlen vergegenwärtigt, dann sieht man, dass unter den 1 391 086 nachgewiesenen Infektionsfällen 23 544 Todesfälle sind; das sind 1,7 Prozent. Nun gibt es wohl keine Dunkelziffer bei den Toten, aber es gibt eine wahrscheinlich relativ hohe Dunkelziffer bei den Infektionsfällen. Deswegen will ich nicht sagen: „Diese 1,7 Prozent sind das feststehende Faktum“, aber es zeigt schon eine Entwicklung. Die hat mit dem Eintrag in die besonderen Risikogruppen zu tun, die hat etwas damit zu tun, dass sich das Virus, dessen Verbreitung im Sommer begrenzt war auf die vielleicht 20- bis 60-Jährigen, jetzt vorwiegend und mit der größten Anstiegsgeschwindigkeit bei den Menschen über 60 verbreitet. Damit haben wir einen Hauptgrund dafür, warum es in diesen Altersgruppen – ab 60, ab 70, über 80 – zu diesen hohen Zahlen kommt, die vorhin von verschiedenen Rednern genannt worden sind und nahezu an tausend Todesfälle am Tag heranreichen.
Empfehlungen wie „Lasst es einfach laufen!“, „Macht doch gar nichts“, „Es muss nichts geschlossen werden“, „Es kann alles offen bleiben“, „Keiner muss eingeschränkt werden in der Frage, mit wem er sich trifft“, „Keiner muss irgendwelchen Mundschutz tragen“, „Macht doch nicht so eine Panik!“
(Zuruf von der AfD: Sagen wir gar nicht!)
verstärken die Voraussetzungen dafür, dass die Zahl der Todesfälle noch zunimmt. Ich glaube nicht, dass Sie das wollen; ich glaube das nicht. Aber was ich glaube, was Sie wollen, ist, dass eine Frontstellung in der Bevölkerung entsteht zwischen denen, die auch gern hätten, dass es einfach laufen gelassen wird, und denen, die sehen, dass es notwendig ist, mit solchen Maßnahmen wie jetzt gegenzuagieren.
Dass dieser Weg richtig ist, können wir erkennen, wenn wir zurückschauen auf die Zeit im vergangenen Frühjahr; da ist es uns mit dem Lockdown innerhalb von sechs Wochen gelungen, von seinerzeit 50 Infektionen pro 100 000 Menschen pro Woche in Deutschland auf unter 5 zu kommen.
(Zuruf des Abg. Petr Bystron [AfD])
Deswegen ist die Entscheidung für diese Batterie an harten Maßnahmen notwendig.
Und jetzt zu den Fragen: Was ist denn mit dem Impfen? Ist das Impfen denn nicht gefährlich? Die messenger RNA dieser RNA-Impfstoffe wird nach kurzer Zeit von den Zellen abgebaut; sie wird nicht in DNA umgeschrieben, und sie hat auch keinen Einfluss auf die menschliche DNA, weder in Körperzellen noch in Keimbahnzellen.
(Zuruf des Abg. Dr. Harald Weyel [AfD])
Und nach dem Abbau der mRNA findet auch keine weitere Produktion des Antigens statt. Deswegen ist das, was Sie eben angedeutet haben und was auch heute Morgen schon einmal in einer Debatte angedeutet worden ist, eine Fehlführung der Bevölkerung.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Verstehen die doch nicht! Sagen Sie doch: Lüge!)
Das ist wissenschaftlich nicht belegt.
Ich kann Ihnen nur sagen: Diese Impfstoffe haben sogar den Vorteil, dass sie keine Adjuvanzien, Impfstoffverstärker, beinhalten – was Sie doch sonst bei anderen Impfstoffen immer kritisieren. Das ist bei den mRNA-Impfstoffen gar nicht nötig. Deswegen sind sie ein großer wissenschaftlicher Fortschritt und eine große wissenschaftliche Hoffnung, und Sie sollten sie nicht madig reden.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Uwe Witt [AfD]: Langzeitstudien, Herr Kollege!)
– Ja, Langzeitstudien. – Es ist eben gesagt worden: Die Entwicklung eines Impfstoffes dauert acht bis zehn Jahre. Und warum dauert es so lange? Weil Zika-Infektionen selten sind, weil HIV selten ist. Wir haben doch nur deswegen die verkürzte Dauer der klinischen Studien, weil es eine so hohe Zahl von Infizierten gibt. Deswegen, wegen der hohen Zahl an Infizierten, können Sie die Zahl von 40 000 Personen schneller erreichen,
(Uwe Witt [AfD]: Gut, dass Sie das noch mal gesagt haben!)
die Sie bei der Entwicklung von anderen Impfstoffen, wo die Ausbreitung der Infektion langsamer ist, erst über einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren erreichen können. Das ist der Schlüssel dafür, dass es diesmal so schnell gegangen ist.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)
Ich komme zum Schluss. Strategisch steht sicher die Frage im Vordergrund: Wie erreichen wir die bestmögliche Schadenprävention? Dazu gehört das Impfen, und zwar in einer priorisierten Reihenfolge. Die Reihenfolge muss sich nach der Verhinderung von Todesfällen, nach der Verhinderung von schwerer Krankheit und Hospitalisierung richten und nach nichts anderem.
(Beifall des Abg. Harald Weinberg [DIE LINKE])
Als Bundestagsabgeordneter bin ich gerne damit einverstanden, genau an der gleichen Stelle in der Impffolge zu stehen wie beispielsweise die Verkäuferin im Supermarkt.
(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der LINKEN sowie des Abg. Dr. Andrew Ullmann [FDP])
Das finde ich dann nur richtig, weil das Risiko bei uns nicht höher ist als bei denen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Sabine Dittmar [SPD])