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Julia Klöckner: Unsere Landwirtschaft ist digital

Regierungsbefragung

Guten Tag, sehr geehrte Abgeordnete des Deutschen Bundestages! Frau Präsidentin! Liebe Zuschauer! Ich möchte heute ein Thema wählen, das viele vielleicht nicht mit der Landwirtschaft verbinden, das die Landwirtschaft aber sehr prägen wird und gerade auch Zielkonflikte lösen kann.

Erst heute hat wieder der Digitalrat der Bundesregierung getagt. Landwirtschaft und Ernährung sind dort fester Bestandteil, weil unsere Branche, die Landwirtschafts- und Ernährungsbranche, mehr ist als lediglich ein romantisches Bild. Unsere Landwirtschaft ist digital. Sensoren unterscheiden Nutzpflanzen von Unkraut mithilfe von Infrarottechnologie anhand der Blattfarbe. Intelligente Landmaschinen arbeiten mit hochauflösenden Kameras; sie erkennen so den Bedarf der Pflanzen an Dünger oder Pflanzenschutzmitteln. Sensoren begleiten Tiere durch den Stall; wir können das Tierwohl messen, Ställe der Zukunft besser planen und die Gesundheit der Tiere überprüfen. Landwirte und Tierhalter können sehr frühzeitig Krankheiten ihrer Tiere erkennen.

Unsere Landwirtschaft wird dadurch besser. Sie schont Ressourcen, sie ist effizient, und Ökologie und Ökonomie kommen gut zusammen. Digitalisierung hilft auch unseren Landwirtschaftsfamilien, einen attraktiveren Arbeitsplatz zu haben, gerade wenn die Erledigung mühevoller Kleinarbeit durch digitale Helfer unterstützt werden kann. Hightech ist nichts Negatives, sondern Zukunft, und die Landwirtschaft ist Innovationstreiber.

Ich will aber sagen: Digitalisierung ist kein Selbstzweck; sie ist ein Instrument, um Ziele zu erreichen, damit unsere Bauernfamilien effizient und nachhaltig arbeiten können und damit wir Zielkonflikte in der Landwirtschaft lösen können; denn es geht nicht um alles oder nichts, Schwarz oder Weiß, beispielsweise bei der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Wir werden immer Pflanzenschutzmittel brauchen, um Ernten zu sichern. Aber wir können ihre Anwendung reduzieren, sie passgenau applizieren und Düngung in einem einzigen Arbeitsgang ausbringen. Das heißt, mit der Reduktion können wir auch eine Effizienzsteigerung erzielen.

Deshalb investiert die Bundesregierung, investiert mein Haus über 170 Millionen Euro in die Digitalisierung in der Landwirtschaft. Wir als BMEL warten nicht ab, wir sind Treiber. Und wir haben Leuchtturmprojekte: 14 digitale Experimentierfelder. Das hat es so noch nie gegeben. Bei diesen digitalen Experimentierfeldern, mit 50 Millionen Euro ausgestattet, testen wir die optimale Anwendung digitaler Techniken – von der Ackerfurche in die Cloud, auf den Teller des Verbrauchers oder, in den ländlichen Regionen, auch ins Dorfgemeinschaftshaus –, Blockchain-Technologie und vieles andere auch.

Ich will zum Abschluss kommen. Uns hilft die Digitalisierung in der Landwirtschaft beim Ackerbau, um, wie gesagt, passgenau Düngung oder Pflanzenschutzmittel auszubringen, und beim Bodenschutz, indem die Mengen reduziert werden. Sie hilft uns, differenzierte Prognosen entsprechend dem Lokalklima vorzunehmen, aber auch beim Thema „Tierwohl und Tierhaltung“. Wir haben ein Experimentierfeld, das DigiMilch heißt. Dort werden GPS-Sensoren im Halsband von Rindern mit dem Futtermittelautomaten und der Melkanlage vernetzt. Es geht um Bewegungsprofile und vieles andere. Vielleicht gibt es dazu gleich einige Nachfragen.

Ich will zum Schluss sagen: Wir werden alles bündeln in einem Kompetenznetzwerk aus diesen 14 digitalen, hochinnovativen Experimentierfeldern, um dann Antworten zu geben und Anwendungen aufzuzeigen für das Leben in den ländlichen Räumen. Wir nehmen dazu Geld in die Hand. Aber wir prüfen auch: Wer hat Zugriff auf die Daten? Wem gehören die Daten?

Wir gehen jetzt eine staatliche digitale Plattform an. Das alles hat es so noch nicht gegeben. Aber das zeigt: Landwirtschaft ist hochmodern. Landwirtschaft hat Zukunft, und Landwirtschaft in Deutschland bietet die hochqualitativsten und besten Lebensmittel, die auch noch nachhaltig erzeugt wurden.