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Yvonne Magwas: "Für Frauen steht Corona synonym für eine Mehrfachbelastung"

Vereinbarte Debatte | Internationaler Frauentag

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dieses Jahr ist ein besonderes Jahr. Wir begehen den Internationalen Frauentag inmitten einer weltweiten Pandemie. Die Bewältigung der Coronapandemie ist ein Kraftakt für unser Land, und zwar in allen Bereichen. Aber Frauen und Familien sind davon in besonderer Weise betroffen.

Für Frauen steht Corona synonym für eine Mehrfachbelastung. Aber Frauen sind Meisterinnen darin, solche Belastungen auch erfolgreich zu bewältigen, beispielsweise Homeoffice, Homeschooling und Kinderbetreuung gleichzeitig. Aber mit zunehmender Dauer der Pandemie geraten auch Frauen und ihre Familien an die Grenzen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frauen tragen entscheidend dazu bei, dass unser Land im Vergleich zu anderen Ländern besser durch die Krise kommt. Wo wären wir ohne die klugen Ärztinnen und Wissenschaftlerinnen, die erfolgreich das Virus bekämpfen. Ich denke dabei an Özlem Türeci, Kathrin Jansen, Melanie Brinkmann oder Dr. Carola Holzner, besser bekannt als Doc Caro. Sie sind Beispiele von sehr vielen. Ihnen und allen anderen Frauen sagen wir am Internationalen Frauentag Danke!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Wir sind aber jetzt auch an einem Punkt in der Pandemie, wo wir in die Zukunft schauen müssen, uns fragen müssen: Welche Lehren ziehen wir aus Corona? Welche Chancen nutzen wir? Wir sollten die Krise nutzen, um bei strukturellen Benachteiligungen von Frauen zu Lösungen zu kommen, sei es beim Verdienst, bei der sozialen Absicherung oder auch bei der Anerkennung der Care-Arbeit.

Zwei Beispiele möchte ich nennen.

Zum einen – es wurde heute schon oft gesagt – sind die sozialen Berufe oft Frauenberufe und in unserem Land systemrelevant. Faire Bezahlung ist hier oft nicht selbstverständlich. Wir müssen uns deshalb die Lohnstrukturen und – Leni Breymaier hat es gesagt – die Tarifbindung in diesem Bereich anschauen. Beides muss im Sinne der Frauen gestärkt werden.

Zum anderen müssen wir auch die soziale Absicherung von Selbstständigen verbessern. Viele Soloselbstständige, gerade im Kultur- und Medienbereich, sind Frauen. Für sie ist die Krise besonders prekär, und die Eigenversorgung blieb oft auf der Strecke. Die gefundene Lösung des erleichterten Zugangs zur Grundsicherung trägt oft nicht. Familien sind damit oft die Leidtragenden. Deshalb müssen wir für Selbstständige den Zugang zur Arbeitslosenversicherung vereinfachen. In Krisenzeiten sollen auch sie Kurzarbeitergeld erhalten können.

Ich könnte dies mit vielen weiteren Beispielen fortführen, sei es im Hinblick auf den Arbeitsplatz Haushalt, der attraktiver gestaltet werden muss, oder auch auf den Mutterschutzanspruch für Vorstandsfrauen. Viele Beispiele wurden dazu heute schon angeführt.

Die Coronapandemie hat aber auch etwas Positives bewirkt. Binnen kurzer Zeit wurden Veränderungen möglich: Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, neue Formen der Zusammenarbeit und Kommunikation. Hier liegen Chancen, und zwar Chancen, die wir für die Gestaltung einer attraktiven, zukunftsorientierten Arbeitswelt auch in Zukunft weiter nutzen sollten. Die Nutzung digitaler Formate erleichtert zum Beispiel ganz erheblich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und somit auch die Teilhabe von Frauen. Lasst uns dies auch nach Corona weiterführen. Lasst uns die Krise nutzen, um Fehlentwicklungen zu korrigieren und die Gleichberechtigung in unserem Land weiter voranzubringen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)