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Yvonne Magwas: Frauen können und wollen selbst entscheiden, wie sie leben

Rede zum Weltfrauentag

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Diese Debatte heute zur Kernzeit steht unserem Parlament gut an. Der 8. März ist im Jubiläumsjahr 2018 Grund zur Freude und Ansporn zugleich. Seit dem ersten Weltfrauentag haben wir in unserem Land für Frauen sehr viel erreicht. Wir sind mehr als ein großes Stück weiter, was die Gleichberechtigung von Frauen in Deutschland angeht. Seit über zwölf Jahren – und ich hoffe, bald auch für weitere vier – haben wir eine anerkannte Bundeskanzlerin an der Spitze unseres Landes.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Angela Merkel hat gerade auch ein weiteres wichtiges Zeichen gesetzt: Die CDU schickt eine Ministerriege ins Rennen, in der genauso viele Frauen wie Männer fürs Kabinett vorgesehen sind,

(Beifall bei der CDU/CSU)

insgesamt ein gutes, starkes und kompetentes Team.

(Jan Korte [DIE LINKE]: Und Jens Spahn! – Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Und eine Generalsekretärin!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, gerade in diesem Jahr gilt es, den politischen Vorkämpferinnen zu danken. Ich nenne nur Helene Weber und Elisabeth ­Selbert, die Mütter unseres Grundgesetzes.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Sie haben gemeinsam mit vielen anderen Parlamentarierinnen wichtige gesetzliche Verbesserungen für Frauen erstritten, und das oftmals gegen einen erbitterten Widerstand.

Noch wichtiger, als die Politikerinnen der letzten 100 Jahre zu würdigen, ist mir aber, am Weltfrauentag ein großes Danke zu sagen an die vielen Heldinnen des Alltags, die heute bundesweit in so vielen Bereichen der Sache der Frauen dienen. Und bei weitem nicht nur das: Es sind ja oftmals die Frauen, die sich verstärkt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und auch die Sorge um die Schwächsten einsetzen,

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

und das so oft, ohne dabei zu fragen, was dabei herumkommt. Es sind die Frauen, die im Ehrenamt, als Unternehmerinnen, als Arbeitnehmerinnen, als Politikerinnen, als Familienfrauen, die überall, wie es bezeichnenderweise immer noch heißt, ihren Mann stehen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Genau, meine Damen und Herren: Auf alle diese Frauen müssen wir unsere politischen Anstrengungen ausrichten. Frauenpolitik darf kein Privileg für wenige sein, sondern Frauenpolitik muss so vielfältig sein, wie es Frauen selbst auch sind. Sie umfasst alle politischen Bereiche, ist Querschnittsthema und muss sich an alle Frauen aller Generationen richten. Das, meine Damen und Herren, sollte Richtschnur unseres politischen Handelns sein. Was Frauen aber definitiv nicht brauchen – da blicke ich in die linke und in die rechte Ecke dieses Hauses –, ist ideologische Bevormundung.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Frauen können und wollen selbst entscheiden, wie sie leben, wie sie Familie, und zwar sowohl die Erziehung von Kindern als auch Partnerschaft oder die Pflege von Angehörigen, mit ihrer Erwerbstätigkeit vereinbaren.

Meine Damen und Herren, mich treibt um, dass unser über Jahre entstandenes modernes Frauenbild in Deutschland gegenwärtig von zwei Seiten ein Stück weit unter Druck kommt. Die eine Seite ist ein patriarchisch geprägtes Familienbild von Teilen unserer muslimischen Mitbürger und neuerdings Flüchtlingen – ein Familien- und Frauenbild, in dem Frauen und Männer nicht gleichberechtigt sind, ein Frauenbild, in dem die sexuelle Selbstbestimmung der Frau infrage gestellt ist, ein Frauenbild, das es in Deutschland auch einmal gab, aber nun schon länger nicht mehr gibt. Und das ist gut so.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der AfD und der LINKEN)

Ein derartiges Frauenbild ist weder mit unserem Grundgesetz vereinbar, noch wollen wir das in Deutschland im 21. Jahrhundert haben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der AfD)

Wer hier willkommen sein will, wer hier leben will, hat das zu respektieren.

(Beifall bei der CDU/CSU, der AfD und der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Diejenigen, die diese Problemlage am lautesten beklagen, tun dies aber nicht aus redlichen Motiven. Es sind Sie, meine vielen Herren und wenigen Damen von der AfD.

(Zuruf von der AfD: Hört! Hört!)

Sie tun dies aus reinen Ressentiments gegen alles Muslimische.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ihre Religionsfreiheit ist nicht unsere Religionsfreiheit, ist nicht die Religionsfreiheit unseres Grundgesetzes.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Sie überspannen jeden Bogen, um pauschal alle und alles in Misskredit zu bringen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Und: Ihre politischen Ansätze sind gerade die zweite Seite, von der sich moderne Frauen in unserem Land unter Druck gesetzt fühlen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Sie sind gegen Gleichberechtigung und Wahlfreiheit. Ich habe hohen Respekt vor Frauen, die sich für Familie und Erziehung entscheiden. Ich möchte aber nicht wie Sie den Frauen vorschreiben, wie sie zu leben haben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Zuruf von der AfD: Tun wir gar nicht!)

Frauen, die Arbeit und Familie unter einen Hut bekommen, sind keine schlechten Mütter.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jeder Mann, der mehr Verantwortung in der Familie übernimmt, ist für mich ein positives Beispiel.

Nein, meine Damen und Herren von der AfD, Sie sind nicht geeignet als Fürsprecher der Frauen in unserem Land mit Ihrem „zurück an den Herd“ und „dem Mann zum Wohlgefallen“. Das ist nicht unsere Frauenpolitik.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Meine Damen und meine Herren, mit einem Blick auf die Redezeit, möchte ich mit einem Zitat von Helene ­Weber schließen: „Der reine Männerstaat ist das Verderben der Völker.“

(Beifall bei Abgeordneten der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich freue mich auf ein gutes Frauenjubiläumsjahr 2018.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP)