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Peter Aumer: Wir schaffen Transparenz

Rede zur Einführung einer Wohnungslosenberichterstattung

Peter Aumer (CDU/CSU):

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Mit dem Gesetz zur Einführung einer Wohnungslosenberichterstattung schaffen wir Transparenz. Wir nehmen die Menschen in den Fokus, die in unserem Land unserer Achtsamkeit bedürfen. Es geht um Menschen, die oft aus sehr komplexen Gründen, wie Trennung, Gewalterfahrung, Krankheit oder einer unerwarteten Kündigung, in einen Teufelskreis abrutschen und sich letztlich nicht nur ohne Job, sondern auch ohne Wohnung wiederfinden. Zu diesen Schicksalsschlägen, die jeden unvermittelt treffen können, kommen oft Hilflosigkeit und Resignation.

Wir schaffen mit diesem Gesetz Transparenz und dadurch auch eine Basis für sozialpolitische Entscheidungen, die nicht nur für den Bund, sondern auch für die Länder und Kommunen von Bedeutung sein werden. Hier muss jeder, meine sehr geehrten Damen und Herren, seine Hausaufgaben machen: sowohl der Bund als auch die Länder und die Kommunen. Wir müssen auch ehrlich sein: Obdachlosigkeit kann am besten vor Ort, in den Kommunen, bekämpft werden, und dort können passgenaue Lösungen gefunden werden.

Nicht nur die Gründe der Wohnungslosigkeit sind komplex, sondern auch die Formen der Wohnungslosigkeit. Wohnungslos sind Menschen in Heimen, Anstalten, Frauenhäusern. Wohnungslos sind aber auch Menschen, die bei Freunden oder Bekannten untergekommen sind, bis hin zu den Menschen, die auf der Straße leben. Die Zahlen gehen weit auseinander. Wir haben in den Reden gehört: Aktuelle Schätzungen reichen von 620 000 bis zu 1,1 Millionen Wohnungslose in diesem Land. Davon leben 48 000 Menschen ohne Unterkunft auf der Straße. Das Deutsche Jugendinstitut sagt: Allein 37 000 Jugendliche und junge Erwachsene leben auf der Straße.

Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, sind alarmierende Zahlen. Wir müssen schauen, ob diese Zahlen durch die Statistik bestätigt werden. Es wird für uns sicher ein Erkenntnisgewinn sein, wenn Umfang und Form von Obdachlosigkeit durch diese statistischen Zahlen sichtbar gemacht werden, noch sichtbarer als die Menschen, die wir heute auf der Straße sehen und erleben.

Das, meine Damen und Herren, bedeutet, dass Taten folgen müssen. Wir können uns darüber unterhalten, welche Taten es sein müssen; denn gerade für obdachlose Menschen, die auf der Straße leben, muss unsere Gesellschaft Verantwortung übernehmen. In meinem Wahlkreis gibt es beispielsweise eine Einrichtung, die sich sehr stark um obdachlose Menschen ehrenamtlich kümmert. Sie heißt Strohhalm. Dort bin ich jedes Jahr Weihnachten, um ein kleinbisschen dabei zu sein und die Arbeit der Ehrenamtlichen wertzuschätzen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Achtsamkeit für wohnungslose Menschen ist Aufgabe verlässlicher Politik. Sie schafft gesellschaftlichen Zusammenhalt und Vertrauen in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)