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„Die Währungsunion war alternativlos“

Vor 30 Jahren wurde in der DDR die D-Mark eingeführt

Am 1. Juli 1990 wurde in der DDR die D-Mark eingeführt – für viele Bürger Ostdeutschlands ein emotionaler Moment, war er doch eine wichtige Etappe auf dem Weg zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Mit der Währungsunion verbunden war auch die Einführung der Sozialen Marktwirtschaft, die Privatisierung staatlicher Betriebe und die Einführung des westdeutschen Sozial- und Rentensystems. 

Nur ein kleines Zeitfenster für die Umstellung

Die Währungsunion war „ganz klar alternativlos“, erinnert sich die CDU-Abgeordnete Katharina Landgraf, 1990 Mitglied der frei gewählten DDR-Volkskammer. Man habe nur „ein ganz kleines Zeitfenster“ gehabt, um alles vorzubereiten. Die Präsidentin der frei gewählten Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl, sagt, es sei darum gegangen, den rapiden politischen und wirtschaftlichen Verfall der DDR aufzuhalten. Auch nach Auffassung von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble musste unbedingt verhindert werden, dass viele, vor allem junge Menschen aus Ostdeutschland abwanderten. Deshalb sei es notwendig und unvermeidlich zugleich gewesen, schnell die D-Mark einzuführen.

Umtauschkurs von Löhnen und Gehältern eins zu eins

Schon im Februar 1990 bot Bundeskanzler Helmut Kohl der DDR-Regierung unter Hans Modrow Verhandlungen über eine Währungsunion an. Am 24. April traf sich Kohl mit dem neu gewählten Ministerpräsidenten Lothar de Maizière im Bonner Kanzleramt, wo die Verhandlungen formell eröffnet wurden. Knapp einen Monat später, am 18. Mai, wurde der Vertrag unterzeichnet. Die Umsetzung war eine logistische Meisterleistung. Schon zum 1. Juli wurden Löhne und Gehälter komplett sowie Sparkonten bis zu einer Höhe von 4.000 Mark im Verhältnis eins zu eins umgestellt. Geldbestände darüber hinaus wurden im Verhältnis eins zu zwei umgetauscht. 

„Mit der D-Mark verbanden sich Emotionen“

Es kam den Menschen nicht nur auf die D-Mark an, sondern auf die politische und wirtschaftliche Freiheit, meint Schäuble, der seinerzeit Bundesinnenminister war. Die D-Mark sei das Versprechen gewesen, an Freiheit und Wohlstand teilhaben zu können – mit einer Währung, für die man alles kaufen konnte. „Mit der D-Mark verbanden sich Emotionen“, erinnert sich auch Landgraf. Die Situation habe alle „elektrisiert“. Die Menschen wollten nicht nur einkaufen, sie wollten auch reisen, andere Länder kennenlernen, die Welt sehen. 

Turbulenzen waren unvermeidlich

Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion stellte eine immense Herausforderung dar. Kaum jemandem war bewusst, dass sich das Leben komplett ändern werde. Bergmann-Pohl, die von 1990 bis 2002 im Deutschen Bundestag saß, erinnert daran, dass zwei völlig unterschiedliche Rechtssysteme aneinander angepasst werden mussten. Es habe „eine Fülle von Problemen“ gegeben, sagt sie. Auch Schäuble betont, die Unterschiede nach 40 Jahren der Teilung seien so riesengroß gewesen, dass die Zusammenführung „nicht ohne schwerwiegende Turbulenzen“ vonstatten gehen konnte.