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Yvonne Magwas: Wir müssen die Ausbildungsverordnung für die Zukunft fit machen

Berufsbildungsbericht 2018

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der vorliegende Berufsbildungsbericht enthält viele gute Nachrichten für die jungen Menschen in unserem Land. Die berufliche Bildung bringt einerseits hervorragend ausgebildete Fachkräfte hervor; diese sind Basis für unseren Wohlstand. Andererseits – das ist in Zeiten von sehr hoher Jugendarbeitslosigkeit in vielen europäischen Staaten wichtig – ist eine solide Ausbildung ein Türöffner für die spätere berufliche Laufbahn. Das zeigt, dass die duale Ausbildung auch im 21. Jahrhundert das Erfolgsmodell ist.

Aber, meine Damen und Herren, die berufliche Bildung muss auch ein lernendes System sein. Es bestehen zweifelsohne einige Baustellen, vor denen wir keinesfalls die Augen verschließen dürfen. Das ist uns als CDU/CSU-Bundestagsfraktion und als Bildungspolitiker Herausforderung und Ansporn zugleich. Am heutigen Girls’ Day macht mich beispielsweise die stetig sinkende Zahl von jungen Frauen, die eine duale Berufsausbildung beginnen, sehr nachdenklich. Dagegen nehmen immer mehr junge Frauen ein Studium auf. Mit diesem Trend müssen wir uns auseinandersetzen. Offenkundig liegt an dieser Stelle auch ein Attraktivitätsproblem der beruflichen Bildung vor.

Nicht selten äußern junge Menschen die Sorge, ohne Hochschulabschluss würden sie später nicht genug verdienen, außerdem sei die Bezahlung gerade in der Ausbildung gering. Diesen finanziellen Sorgen – die Ministerin hat es gesagt – wollen wir als Koalition auch mit der Verankerung einer Mindestausbildungsvergütung und Verbesserungen beim Aufstiegs-BAföG Rechnung tragen. Zudem gilt es, die Ausbildungsverordnungen für die Zukunft fit zu machen. Das heißt, wenn auf der Arbeit vieles digital abläuft, dann muss dies auch vorher in der Ausbildung verankert sein. Das setzt aber auch voraus, dass die Ausbilderinnen und Ausbilder in der Lage sind, diese Neuerungen zu vermitteln.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Jens ­Brandenburg [Rhein-Neckar] [FDP]: Problem erkannt!)

Unsere digitale Ausstattungsoffensive für berufliche Schulen ist dabei ein erster – nur ein erster – richtiger Schritt.

Machen wir uns aber nichts vor, liebe Kolleginnen und Kollegen: Das gesellschaftliche Ansehen des Bildungsabschlusses spielt eine gewichtige Rolle bei der Wahl des eigenen Bildungsweges. Deshalb ist es richtig, mit der höheren Berufsbildung eine neue Bildungsmarke zu etablieren. Wir müssen gerade für Leistungsstärkere neue Aufstiegschancen schaffen und auch aufzeigen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Dabei, glaube ich, müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Es gibt in den Ländern bereits viele gute Pilotprojekte, auf die wir aufsetzen können.

Ein Wort noch zum Thema Berufsorientierung. Ich denke, auch diese muss systemisch ausgeweitet werden. Alle Schulen und alle Schularten sind gefragt. Gerade an den Gymnasien muss die Studien- und Berufsorientierung ausgewogen sein. Hier brauchen wir kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Yasmin Fahimi [SPD])

Berufsorientierung muss auch die vielfältigen Karriereperspektiven, die das duale Ausbildungssystem bietet, objektiv darstellen. Die Kooperationen vor Ort, zum Beispiel zwischen Wirtschaft und Schulen, gilt es natürlich zu intensivieren.

Warum ist eine attraktive berufliche Bildung über den Arbeitsmarkt hinaus so enorm wichtig? Ohne eine die jungen Menschen ansprechende berufliche Bildung ziehen diese aus den ländlichen Regionen weg. Wir können es nicht zulassen, dass die Jugend nur noch den Weg in die Stadt und weg vom Land kennt. Das schadet nicht nur dem demografischen Gefüge der ländlichen Regionen, sondern es zerstört auch den sozialen Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Gerade ländliche Regionen ohne Hochschulstandorte sind auf den Erfolg unseres beruflichen Bildungssystems angewiesen. Für sie ist unser System der beruflichen Ausbildung gleichzeitig Standortpolitik. Auch deshalb müssen wir unsere Reformschritte in der beruflichen Bildung zum Erfolg führen.

Abschließend, meine Damen und Herren: Wenn wir die Herausforderungen mit den richtigen Konzepten angehen – so wie wir sie auch in unserem Koalitionsvertrag angelegt haben –, dann wird unser duales Ausbildungssystem auch für die zukünftigen Generationen ein Erfolgsmodell sein. Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten.

Danke.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)