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Yvonne Magwas: "Frauen im Kultur- und Medienbereich haben nach wie vor Nachteile"

Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien verwirklichen

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frauen im Kultur- und Medienbereich haben nach wie vor Nachteile. Meine Vorrednerinnen und Vorredner haben es bereits gesagt: Es betrifft alle Bereiche, egal ob es um Gehälter geht, ob es um Honorare geht, ob es um Auftritts- und Ausstellungsmöglichkeiten, Preise, Jurybesetzungen, Stipendien oder auch die Besetzung von Führungspositionen geht. Für eine Branche, die sich selbst als gesellschaftliche Avantgarde bezeichnet, ist das ein Armutszeugnis.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Ich möchte die Faktenlage nicht wiederholen; diese zeigen uns bereits die Studien des Kulturrates, und die Vorredner und Vorrednerinnen haben das ja schon angesprochen. Zwei wesentliche Aussagen sind für mich entscheidend: Erstens. Es gibt genügend qualifizierte Frauen im Kultur- und Medienbereich. Zweitens. Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern wir haben ein Umsetzungsdefizit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Simone Barrientos [DIE LINKE])

Erste Schritte sind aber getan. Ich möchte unserer Staatsministerin Monika Grütters recht herzlich danken, die den runden Tisch „Frauen in Kultur und Medien“ initiiert hat. Daraus sind wirklich gute, konkrete Maßnahmen entstanden. Es wurde ein Projektbüro beim Kulturrat eingerichtet. Das Mentoringprogramm wurde ins Leben gerufen. Aus Gesprächen wissen wir, dass das Mentoringprogramm sehr nachgefragt wird und erfolgreich ist; an dieser Stelle herzlichen Dank an Monika Grütters. Umso wichtiger ist, dass das Programm verlängert wurde und wir es finanziell aufgestockt haben, sodass mehr Frauen, lieber Herr Grundl, in Zukunft daran teilnehmen können.

Als Koalition legen wir heute einen Antrag vor, der weitere konkrete Verbesserungen für die Frauen auf den Weg bringen soll. Eine zentrale Forderung dabei ist, dass Geschlechtergerechtigkeit als personalpolitisches Ziel verankert werden muss. Wünschenswert ist es natürlich für die gesamte Branche, aber insbesondere müssen wir gemeinsam mit den Ländern darauf hinwirken, dass die öffentlich finanzierten Kultureinrichtungen, die städtischen Theater, Museen, Bibliotheken, aber auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk, ihre Personalpolitik mit daran ausrichten. Hierfür muss es mehr Teilzeitangebote auch für Führungspositionen geben, mehr Doppelspitzen, aber auch – das war auch schon ein großes Thema – die Anpassung von Gehältern.

Damit sind wir beim wesentlichen Thema: dem Gender Pay Gap. Die Einkommensunterschiede zwischen Künstlerinnen und Künstlern sind nach wie vor groß. Man muss das auch immer ein Stück weiterdenken; denn häufig ist dieses geringe Einkommen immer auch eine wesentliche Ursache für die Altersarmut von Frauen. Es ist wichtig, dass die Kultureinrichtungen und die Kulturunternehmen für dieses Problem sensibilisiert werden. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass die Honorarempfehlungen in den Förderrichtlinien des Bundes für den Kultur- und Medienbereich berücksichtigt und umgesetzt werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist natürlich – es wurde mehrfach gesagt – die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In einer Branche, die durch projektbezogenes Arbeiten sowie ungewöhnliche Arbeitszeiten geprägt ist, sind mehr Angebote und Anreize für individuelle Kinderbetreuung notwendig. Eine Schauspielerin zum Beispiel, die am Abend vor ihr Publikum tritt, wird in der städtischen Kita meistens kein passendes Betreuungsangebot finden. Es muss mehr flexible Möglichkeiten für die Kinderbetreuung geben, eventuell auch Anreize für die Unterstützung durch Arbeit- oder Auftraggeber. Ich denke, dieser Punkt ist sehr zentral; im Übrigen nicht nur für den Medienbereich oder für den Kulturbereich, sondern für viele andere Berufsgruppen auch.

Lassen Sie mich noch einen weiteren Punkt ansprechen. Das ist die Vertrauensstelle gegen sexuelle Belästigung und Gewalt, Themis. Themis bietet vertrauliche Beratung und Unterstützung für Opfer sexueller Diskriminierung in der Kultur- und Medienbranche. Der hohe Beratungsbedarf mit 183 Fällen in einem Jahr zeigt, wie wichtig diese Einrichtung ist.

(Beifall der Abg. Ulla Schmidt [Aachen] [SPD] und Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Es freut mich deshalb, dass dies fortgeführt wird. Es wäre wünschenswert, dass wir das auf die gesamte Kultur- und Medienbranche ausweiten;

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

denn bisher ist Themis nur auf den Film-, Fernseh-, Theater- und Orchesterbereich beschränkt. Hier brauchen wir eine Öffnung.

Zum Schluss. Mit unserem Antrag möchten wir die Geschlechtergerechtigkeit in Kultur und Medien weiter voranbringen. Wichtig dabei ist aber auch, dass der Bund das nicht alleine tun kann. Ja, wir als Bund müssen Vorbild sein. Aber Länder und Kommunen müssen ebenfalls an diesem Strang ziehen; denn nur gemeinsam können wir bei der Geschlechtergerechtigkeit vorankommen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Simone Barrientos [DIE LINKE]: Aber der Bund kann doch vielleicht mal vorlegen!)