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Katrin Staffler: "Die Digitalisierung schreitet unaufhörlich voran"

Rede zum Digitalpakt 2.0

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Als ich noch in die Schule gegangen bin, war es in gewisser Weise unvorstellbar, dass es neben Kreide, Tafel und Tageslichtprojektor noch etwas anderes geben könnte. Das Highlight für uns Schüler war es schon, wenn der Kassettenrekorder mal aus dem Schrank raus durfte. Und wenn es darum gegangen ist, ein Video zu zeigen, haben wir oft den Raum wechseln müssen, weil nicht in jedem ein Fernseher war.

(René Röspel [SPD]: Bayern!)

Das klingt jetzt ein bisschen so, als wäre es komplett aus der Zeit gefallen. Das klingt so, als wäre es unglaublich lange her. Ist es nicht. Es sind noch nicht einmal 20 Jahre. Als ich zum ersten Mal ein Smartphone in der Hand hatte, da war ich schon erwachsen.

Wenn wir uns unsere Kinder heute anschauen, dann muss man sagen: Die nutzen jeden einzelnen Tag wie selbstverständlich Tablets und Smartphones. Natürlich haben diese Entwicklungen auch Auswirkungen darauf, wie Kinder heute lernen. Natürlich müssen sie auch Auswirkungen darauf haben, wie unsere Klassenzimmer heute und in Zukunft ausschauen. Deswegen dürfen wir als Politiker nicht müde werden, immer wieder zu betonen, wie wichtig digitale Bildung ist. Das wird ja von dem einen oder anderen hier negiert. Die Digitalisierung verändert nicht nur die Art und Weise, wie unsere Kinder lernen, sondern die Digitalisierung hat auch Auswirkungen auf die Vorbereitung unserer Lehrer auf ihre Aufgabe. Die Aus- und Fortbildung unserer Lehrkräfte im Umgang mit diesen neuen digitalen Medien muss deshalb in der ganzen Diskussion, die wir um digitale Bildung führen, immer mitgedacht werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Ich komme damit eigentlich schon zum gemeinsamen Nenner, der alle Anträge, die die Opposition vorgelegt hat, verbindet, nämlich der Frage: Wie können wir unsere Lehrkräfte bei der digitalen Bildung unterstützen? Bei der Beantwortung dieser Frage drängt sich ein Programm förmlich auf, nämlich die Qualitätsoffensive Lehrerbildung, ein Programm, das 2013 gemeinsam von Bund und Ländern für insgesamt zehn Jahre mit einem klaren Ziel beschlossen worden ist: dem Ziel, die Lehrerbildung im Ganzen zu stärken und auf die zentralen Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. An der Stelle, meine Damen und Herren, kann man meines Erachtens durchaus auch mal sagen: Die Qualitätsoffensive Lehrerbildung ist ja nicht nur vom Willen zur Kooperation geprägt – das wird ja immer wieder gefordert –, sondern das Programm ist auch ein voller Erfolg.

(Beifall bei der CDU/CSU)

All die Projekte, die bisher gefördert worden sind, sind auf Basis einer Zwischenevaluierung für die Anschlussförderung empfohlen worden. Dass die erste Projektphase so erfolgreich war, zeigt uns ja im Endeffekt auch, dass wir uns an der Stelle auf dem richtigen Weg befinden. Für die zweite Förderphase können wir deswegen aus meiner Sicht nur sagen: Weiter so. – Natürlich können wir immer noch besser werden. In dem Fall heißt besser werden vor allem, dass wir die Lehrerausbildung noch viel stärker, als wir das bisher getan haben, auf die Digitalisierung ausrichten und die Digitalisierung noch viel stärker in den Blick nehmen. Die Anträge der Opposition sprechen das auch richtigerweise an. Deswegen stimme ich den Kolleginnen und Kollegen in gewisser Weise zu, wenn sie sagen: Da muss noch mehr passieren. – Nur: Was soll ich sagen? Hierfür hätten wir die Anträge nicht gebraucht. Schon letztes Jahr hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz den Startschuss für eine zusätzliche Förderung der Qualitätsoffensive Lehrerbildung gegeben. Der Schwerpunkt dabei ist Digitalisierung.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Das umfasst geeignete Maßnahmen. Dazu gehören E-Learning, Medienkompetenz, Entwicklung von innovativen und neuen Lernprozessen. Damit reagiert der Bund gemeinsam mit den Ländern auf das, was die Digitalisierung in unserem täglichen Leben mit sich bringt. Die Lehrkräfte von morgen lernen nicht nur, wie sie mit den neuen Medien umgehen und wie sie diese gewinnbringend einsetzen, sondern sie erfahren auch einen kritisch-reflexiven Umgang mit diesen Medien, den sie später dann im Unterricht an die Schülerinnen und Schüler weitergeben können.

Ich möchte an der Stelle einfach mal an einem Beispiel aufzeigen, was ich gerade beschrieben habe, nämlich wie die ausgebildeten Lehrkräfte das, was sie an den Unis gelernt haben, später mit in die Schule, in den Unterricht nehmen. An der TU München wird ein Projekt gefördert, das sich Teach@TUM nennt. Dort erhalten die Lehramtsstudierenden wichtige Einblicke. Das können sie später im Beruf nutzen. Ich freue mich deshalb sehr, dass das tolle Projekt s owohl in der ersten als auch in der zweiten Runde ausgewählt worden ist, und ich glaube, dass dieses Projekt ein gutes Vorbild ist, wie ähnliche Dinge an deutschen Hochschulen zukünftig noch besser umgesetzt werden können.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Im Übrigen erinnere ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der Opposition, an der Stelle sehr gerne daran, dass die Erweiterung der Qualitätsoffensive Lehrerbildung um genau diesen Schwerpunkt Digitalisierung ein ganz zentrales Vorhaben in unserem Koalitionsvertrag war. Ich würde sagen: Haken dahinter, Vorhaben umgesetzt. Da haben wir was Gutes auf den Weg gebracht.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Martin Rabanus [SPD])

Natürlich werden wir es dabei nicht belassen. Die Digitalisierung schreitet unaufhörlich voran. Wir sind es den nächsten Generationen schuldig, dass wir mit der Entwicklung, die wir da sehen, Schritt halten, vor allem im Hinblick auf die Schulen. Dabei dürfen wir diejenigen, die schon heute an den Schulen tätig sind, genauso wenig vergessen wie die, die wir gerade erst ausbilden. Auch die müssen wir durch geeignete Fortbildungen mit ins Boot holen und fit für das digitale Zeitalter machen. Nur – das sei an dieser Stelle noch einmal ganz deutlich gesagt – sind hier vor allem die Länder in der Pflicht, weil grundsätzlich – die Kollegin Ronja Kemmer hat es schon angesprochen – die Länder für die Finanzierung und die Aus- und Fortbildung des Lehrpersonals zuständig sind. Daran ändert auch die beschlossene Verfassungsänderung rein gar nichts.

Deswegen freue ich mich, wenn wir gemeinsam daran arbeiten werden, dass wir unsere Lehrerinnen und Lehrer auf die Digitalisierung, also eine der größten Herausforderungen, vor der unsere Gesellschaft in der heutigen Zeit steht, bestmöglich vorbereiten. Es freut mich, wenn wir das gemeinsam tun.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)