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Whittaker: "Nachhaltige Politik für den Klimaschutz"

Kai Whittaker über ressourcenschonendes Wirtschaften und technologische Lösungen

Der Begriff "Nachhaltigkeit" kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft und besagt, dass nicht mehr Bäume gefällt werden sollen als nachwachsen können. Was Nachhaltigkeit in der Politik bedeutet, erklärt Kai Whittaker.

Herr Whittaker, das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde, kaum einer kann es definieren. Was verstehen Sie darunter?

Whittaker: Nachhaltigkeit ist ein großes Wort. Aber im Grunde ist es ganz einfach. Es geht darum, dass wir als Gesellschaft nur so viele natürliche Ressourcen nutzen, wie die Natur auch wieder selbst herstellen kann. Dass wir diese Ressourcen so wirtschaftlich wie möglich nutzen, um unseren Wohlstand zu mehren und natürlich auch alle daran in der Gesellschaft teilhaben lassen. Kurz: ökologische, ökonomische und soziale Aspekte müssen in Einklang gebracht werden.

„Zielkonflikte austragen“

In der Nachhaltigkeitswoche sich der Bundestag eine Woche lang dem Thema Nachhaltigkeit. Was soll damit bezweckt werden?

Whittaker: Zunächst geht es darum, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Nachhaltige Politik ist mehr als Klimaschutz - das muss oftmals selbst noch den Grünen erklärt werden. Klimaschutz ist eines von 17 Zielen, die die UN vorgegeben und zu denen sich Deutschland bekannt hat. Während der Nachhaltigkeitswoche beschäftigen wir uns zum Beispiel damit, wie wir unsere Städte und Gemeinden lebenswerter machen, wie die Wirtschaft technologische Lösungen zum Umweltschutz liefern kann und wie wir Gerechtigkeit und Chancengleichheit schaffen.

Dann geht es auch darum, Zielkonflikte auszutragen. Beispielsweise ist die Mehrheit der Deutschen dafür, die ökologische Landwirtschaft auszubauen. Nun braucht aber die Ökolandwirtschaft deutlich mehr Fläche als die konventionelle Landwirtschaft, um die gleiche Menge an Lebensmittel zu erzeugen. Damit steigt der Flächenverbrauch der Landwirtschaft. Das steht aber dem Ziel entgegen, weniger Flächen zu nutzen. Hier müssen wir eine Debatte führen, welches Ziel uns temporär vielleicht wichtiger ist als das andere - aber auch, wie sich diese Ziele versöhnen lassen.

Und natürlich geht es zuletzt auch darum zu klären, wo stehen wir heute und wo wollen wir hin. Die Klimadebatte ist ja nicht vorbei, nur weil wir ein Klimapaket gemacht haben. Als Obmann im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung will ich ständig überprüfen, ob und wie stark unsere Maßnahmen wirken und wo wir eventuell nachsteuern müssen. Die Nachhaltigkeitswoche wird also dieses wichtige Thema, das in so gut wie alle Lebensbereiche greift, ganz oben auf die politische Agenda setzen.

„Deutschland ist beispielgebend“

Was tut Deutschland, um die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erfüllen, die die internationale Gemeinschaft sich vor fünf Jahren gesetzt hat? 

Whittaker: Deutschland hat eine Nachhaltigkeitsstrategie, die auch im Parlament und von der Öffentlichkeit aufmerksam begleitet wird. Auch wenn das Thema leider noch nicht die größte Wichtigkeit hat: Es hat sich viel getan. Deutschland gilt international als eines der Länder, die beispielgebend nachhaltige Politik gestalten. Das bestätigt auch die UN immer wieder. Aber ebenso die Tatsache, dass wir im Corona-Konjunkturpaket nachhaltige Strategien und Aspekte beachten, finde ich ein großartiges Signal. Wir investieren in so viele Zukunftsbereiche, dass dieses Paket ein echtes nachhaltiges Wachstumspaket ist.