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Ausbringung von organischen Düngern
(Quelle: picture alliance/ Hauke Christian Dittrich/ dpa)

Grundwasser schützen

3 Fragen, 3 Antworten zur EU-Nitratrichtlinie von Albert Stegemann

Grundwasser und Flüsse enthalten in einigen Regionen Deutschlands zu viel Nitrat. Die Bundesregierung ist deswegen im Sommer 2018 vom Europäischen Gerichtshof wegen mangelnder Umsetzung der EU-Nitratrichtlinie verurteilt worden. 

Herr Stegemann, warum verbieten Sie nicht, dass so viel Dünger auf den Feldern ausgebracht wird?

Zunächst einmal brauchen Pflanzen Nährstoffe, die beispielsweise in der tierischen Gülle enthalten sind, damit sie optimal wachsen. Eine Düngung nach guter fachlicher Praxis sorgt dafür, dass wir heimisches Gemüse und Getreide anbauen können. Bereits heute düngen die Landwirte nur so viel, wie die Pflanzen benötigen. 

Der Schutz des Grundwassers ist unser zentrales Anliegen. Aber für uns muss auch die Landwirtschaft eine Zukunft in Deutschland haben. Beides ist kein Gegensatz. Deshalb haben wir das nationale Düngerecht im Jahr 2017 bereits grundlegend geändert und verschärft. Damit verlangen wir den Landwirten schon heute viel ab. Aufgrund der Beschaffenheit des Grundwassers dauert es aber, bis sich die Änderungen in Form von besseren Nitratwerten im Messstellennetz zeigen. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) bezog sich hingegen auf die Fassung der Düngeverordnung von 2006. Wir haben also schon viel unternommen, um Nitrateinträge in das Grundwasser und in die Flüsse zu reduzieren.

Derzeit ist die Bundesregierung in intensiven Gesprächen mit der EU-Kommission, um weitere Maßnahmen zum Grundwasserschutz abzustimmen. Darüber hinaus haben auch die Agrarpolitiker meiner Fraktion hochrangige Gespräche in Brüssel geführt. Wir wollen auch künftig Gemüse, Fleisch, Eier und Milch von unseren Landwirten aus der Region genießen. 

Was antworten Sie den Bauern, die jetzt fürchten, dass ihre Pflanzen nicht mehr den gewohnten Ertrag bringen, oder dass sie nicht mehr so viele Tiere halten können, wenn die Düngeverordnung verschärft wird?

Ich kann diese Sorge nachvollziehen. Im Raum steht die Forderung, pauschal ein Fünftel weniger auf deutschen Äckern zu düngen. Diese Forderung ist zu holzschnittartig. Sie würde dazu führen, dass wir beispielsweise hochwertigen Brotweizen in vielen Regionen Deutschlands nicht mehr selbst anbauen könnten, sondern von weither importieren müssten. Selbst ökologisch wirtschaftende Landwirte sagen mir, dass eine solche 20-prozentige Unterdüngung die falschen treffen würde. 

Wenn wir Pflanzen unterernähren, dann nehmen sie auch weniger Stickstoff aus dem Boden auf. All das haben meine Kolleginnen Gitta Connemann, Marlene Mortler und ich Anfang April in Brüssel unter anderem mit unseren Kolleginnen und Kollegen im Europäischen Parlament besprochen und für Verständnis geworben.

Ist nur die Landwirtschaft für den Nitratspiegel verantwortlich? 

Nein. Auch die privaten Haushalte haben beispielsweise eine Verantwortung. In Deutschland fallen jährlich rund 1,7 Millionen Tonnen Klärschlamm in den kommunalen Kläranlagen an. Diese enthalten rund 73.500 Tonnen Stickstoff. Das sind rund 3.000 LKW-Ladungen. Hiervon werden wiederum rund dreißig Prozent als Dünger auf deutschen Flächen ausgebracht. Damit tragen auch die Kommunen und damit jeder einzelne Bürger über die Kläranlagen zu möglichen Nitrateinträgen in die Gewässer bei. Hinzu kommen noch Abwasserkanäle und natürlich die Ablagerung von Stickoxid aus der Luft. Ich halte jedoch nichts von gegenseitigen Schuldzuweisungen. Jeder muss in seinem eigenen Verantwortungsbereich seine Hausaufgaben machen.