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Georg Kippels
(Quelle: Deutscher Bundestag | Inga Haar)

„Gesundheit ganzheitlich denken“

Georg Kippels zum Weltgesundheitstag 2021

Jedes Jahr am 7. April ist Weltgesundheitstag. Mit diesem Tag erinnert die Weltgesundheitsorganisation WHO an ihre Gründung im Jahr 1948. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf der gesundheitlichen Chancengleichheit. Dazu ein Kurzinterview mit dem Experten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Georg Kippels.

Herr Kippels, was hat man sich unter gesundheitlicher Chancengleichheit vorzustellen?

Kippels: Die soziale Lage sollte nicht das Risiko bestimmen, zu erkranken oder früher zu sterben. Unabhängig von Herkunft oder Vermögen sollte jedem Menschen dieselbe Chance auf ein gesundes Leben und auf gleichberechtigten Zugang zu einem Versorgungssystem geben werden. Im Falle von Krankheit dürfen die soziale Herkunft oder die finanziellen Mittel nicht über die Qualität der Behandlung entscheiden.

„Mängel unter dem Brennglas von Corona“

Wird Corona am Weltgesundheitstag 2021 nicht alles andere in den Schatten stellen?

Kippels: Corona ist ein Brennglas, das uns die Mängel im globalen Gesundheitssystem aufzeigt. Wir können und sollten deshalb die Aufmerksamkeit, die Corona auf das Thema globale Gesundheit – oder besser gesagt, auf globale Gesundheitssysteme – lenkt, nutzen, um diese Mängel anzusprechen. Die Corona-Pandemie macht dabei keinen Unterschied: Sie legt die Schwächen in den Gesundheitssystemen sowohl von Industriestaaten als auch und besonders von Entwicklungs- und Schwellenländern offen. Hier zeigt sich, wie wenig belastbar Gesundheitssysteme in einer Krise sein können oder wie schlecht zum Beispiel die Diagnosemöglichkeiten vor Ort sind.

Was sind – neben der Corona-Pandemie – die größten Gefahren für die Weltgesundheit?

Kippels: Die nächste Pandemie! Denn damit müssen wir rechnen. Wir müssen Corona als Warnschuss verstehen. Wir müssen die Mängel im globalen Gesundheitssystem beseitigen, die durch Corona offensichtlich geworden sind. Hier denke ich an die bereits angesprochenen schwachen Gesundheitssysteme der Entwicklungs- und Schwellenländer und an die unterfinanzierte WHO, deren Handlungsstrukturen auch inhaltlich gestärkt werden müssen.

„Gesundheitssysteme müssen widerstandsfähiger werden“

Betrachtet man die Liste der zehn größten Gefahren für die globale Gesundheit von 2019, dann finden sich darin genau die Warnungen vor Pandemien und einer schwachen primären Gesundheitsversorgung. Überhaupt halte ich schwache Gesundheitssysteme für die größte Gefahr, denn egal was in der Zukunft an gesundheitlichen Bedrohungen auf uns zukommen wird: Wir brauchen resiliente Mechanismen, die damit fertig werden – und zwar in allen Ländern –, und eine handlungsfähige WHO. Hier sind wir global nur so stark wie unser schwächstes Glied.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich aber die auch Themen Luftverschmutzung und Klimawandel und nichtübertragbare Erkrankungen. Am Anfang haben Sie mich nach gesundheitlicher Chancengleichheit gefragt. Dafür ist eine intakte Umwelt, in der die Menschen leben, essentiell. Genauso wie das Wissen um die Bedeutung einer gesunden Lebensführung. Ebenso ist der globale Austausch von Wissen und Daten Grundlage für den notwenigen Fortschritt.  Wir müssen deshalb Gesundheit ganzheitlich denken und wir müssen sie global denken. Das ist für mich die zentrale These zum Weltgesundheitstag.