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Rüdiger Kruse: Es ist die Fähigkeit der deutschen Werften, zukunftsfähige Schiffe zu liefern.

Redebeitrag zur Rettung der deutschen Schiffbauindustrie

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wenn in ein, zwei Stunden die meisten von Ihnen die Reise in die Heimat antreten, werden wohl die wenigsten das Schiff wählen, und selbst ich als Hamburger werde mit der Bahn fahren. Wenn man aber Handelsnation ist – und wir sind nun mal eine große Handelsnation –, dann kommt man an Schiffen nicht vorbei; denn der Welthandel wird zum Großteil über Schiffe organisiert.

Nun kann man vieles outsourcen und sich anderer bedienen, aber wenn es das eigene Kerngeschäft betrifft, dann ist es schon gut, wenn man seine Kompetenzen dort behält. Das bedeutet nicht nur, dass man Schiffe bereedert, sondern auch, dass man sie auch bauen kann. Da waren wir gut aufgestellt; ganz anders als unsere asiatischen Mitbewerber, die unter der Containerschifffahrtskrise extrem gelitten und größte Schwierigkeiten haben.

Die Entscheidung, aus dem Massenschiffbau auszusteigen, hat Deutschland schon vor vielen Jahren – sicherlich auch unter Schmerzen – getroffen, und es hat sich auf den Spezialschiffbau konzentriert. Wir waren gut aufgestellt, und dann kam dieses kleine böse Virus. Jetzt sieht die Welt natürlich auch hier anders aus, und jetzt muss man sich überlegen: Ist auch dies ein Bereich, in dem wir etwas tun wollen, oder tun wir da nichts? Wer jetzt nichts tut, der spielt „Schiffe versenken“, ein sehr gefährliches Spiel, und das wollen wir nicht; denn eine Kernkompetenz, die man in diesem Sektor einmal verloren hat, die ist dann auch weg.

Und es hängt mehr daran. Das erkennt man, wenn man das weite Feld der Zulieferer sieht. Es ist eben kein rein norddeutsches Thema; denn große Schiffsmotoren werden zum Beispiel am Bodensee gebaut. Da fährt kein einziges Schiff, das einen solchen Motor auch nur transportieren könnte. Diese Motoren werden für die Weltmeere gebraucht. In ganz Deutschland gibt es Zulieferer. Das ist eine Industrie mit 2 800 Firmen und etwa 200 000 Menschen, also extrem mittelständisch geprägt. Das heißt, wir erreichen dort auch sehr kleinteilige Strukturen und können sehr direkt helfen.

Was wollen wir jetzt tun? Wir wollen das tun, was wir eigentlich in ein paar Jahren sowieso tun würden: Die Beschaffung von Schiffen, die wir in Planung haben, von denen wir schon heute wissen, dass wir sie in drei, vier oder fünf Jahren in Auftrag geben müssen, wollen wir vorziehen. Wir sagen, dass wir diese Ausschreibungen so gestalten sollten, dass wir auch noch ein anderes Ziel erreichen. Denn auch diese Schiffe werden lange fahren, und sie werden unseren Klimaabdruck mit bestimmen. Wenn ein Schiff 30 Jahre genutzt wird, dann sind wir im Jahr 2050, und wir alle wissen, welche hohen Ziele wir für 2050 haben.

Deshalb wollen wir jetzt die Anreize setzen, dass Innovation eingebracht und umweltfreundlichste Technik eingebaut wird. Der Nebeneffekt dabei ist: Das können nur die, die wirklich gut sind. Es ist die Fähigkeit der deutschen Werften und der deutschen Schiffsbauindustrie, genau diese zukunftsfähigen Schiffe zu liefern.

Von daher ist es wichtig, dass wir im Rahmen unserer vielen Maßnahmen, die wir jetzt treffen, auch in diesem Sektor aktiv werden und unsere Mittel so einsetzen, dass wir der Vielfalt des deutschen Schiffsbaus helfen, diese Kompetenz halten und mit dieser Kompetenz dann natürlich auch die Maßstäbe setzen. Denn – ich muss das einfach wieder sagen – alles, was wir jetzt tun, muss dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgen. Dieser Antrag führt genau in die richtige Richtung, sodass wir auch in Zukunft mindestens eine Handbreit Wasser unter dem Kiel haben werden.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)