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Dr. Andreas Lenz: " Wasserstoff wird einen wichtigen Beitrag leisten, damit die Energiewende gelingt"

Rede zur Energiepolitik - Wasserstoff

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Im Antrag der FDP geht es um das Thema Wasserstoff. Das haben wir jetzt schon mitbekommen. Es ist auch interessant, was für eine lebhafte Debatte, eigentlich eine Feinschmeckerdebatte, sich heute Nachmittag entwickelt. Da wird der Vorsitzende Ernst zum Naturwissenschaftler. Das ist an sich schon bemerkenswert.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So weit ging es dann doch nicht!)

Es gibt einen intensiven Diskurs. Ich würde den Vorschlag gerne aufnehmen und gleich an den Ausschussvorsitzenden weiterleiten: Machen wir einmal mit dem Ausschuss einen Ausflug und schauen uns die real existierenden Verfahren an. Das wäre doch im Sinne aller und kann ein einigendes Momentum darstellen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Gute Idee! Das greifen wir auf!)

Es wurde schon angesprochen: Wasserstoff ist für das Gelingen der Energiewende mit entscheidend. Es ist auch schön, wenn die FPD das verstanden hat. Insofern: Herzlichen Glückwunsch zu dem Antrag, liebe FDP. Wir sind natürlich schon weiter.

(Dr. Martin Neumann [FDP]: Nein!)

Der Antrag bietet uns die Gelegenheit, das noch mal aufzuzeigen. Wir gehen voran. Wir sind Vorreiter in Deutschland. Die Bundesregierung arbeitet intensiv an einer Wasserstoffstrategie. Sie wird Ende des Jahres, spätestens Anfang nächsten Jahres vorgestellt. Das Bundeswirtschaftsministerium hat im letzten Jahr den Dialogprozess Gas 2030 gestartet. Gasförmige und flüssige Energieträger sind bereits heute integrale Bausteine unseres Energiesystems. Wir verfügen über eine gut ausgebaute Infrastruktur, auf der wir aufbauen können. Gerade wenn man Dekarbonisierung zu Ende denkt, wird Wasserstoff eine große Rolle spielen. Das ist überhaupt keine Frage. CO2-freier Wasserstoff und daraus erzeugte Folgeprodukte sind hierfür eine Lösung. Das hat unter anderem auch der Dialogprozess Gas 2030 gezeigt, den eben wir initiiert haben und nicht Sie von der FDP, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir können die Speicherproblematik nicht allein durch Batteriespeicher lösen, auch nicht allein durch Flexibilität. Für die Energiewende brauchen wir mittel- bis langfristig CO2-freien Wasserstoff in der ganzen Bandbreite der Möglichkeiten. Ob als Energieträger oder als Rohstoff in der chemischen Industrie, Wasserstoff ist Grundlage für vielfältige Folgeprodukte, wie zum Beispiel Ammoniak, Vitanol, Kunststoffe, aber auch in der Zementindustrie bieten sich Chancen, beispielsweise durch die CCU-Technik, sowie in der Stahlindustrie. Es wurde schon angesprochen: thyssenkrupp hat am 11. November ein Projekt gestartet. Sie wollen zukünftig vier Hochöfen auf Wasserstoff umstellen. Diese Projekte werden auch durch uns unterstützt, durch das BMBF mit 70 Millionen Euro. Stichwort „Carbon2Chem“: Hier wird wirklich vieles von uns unternommen und auch gezielt investiert.

Jetzt wird häufig die Frage des Transports bemüht. Er ist natürlich schwierig. Jeder kennt noch aus dem Schulunterricht die Knallgasexplosionen. Aber auch hier müssen wir auf Innovationen setzen. Ich möchte hier das Beispiel der Firma Hydrogenious aus Erlangen, aus Bayern, bemühen.

(Zuruf von der CDU/CSU: Genau! Das können wir auch auf dem Weg nach Stuttgart besichtigen!)

Das Start-up aus Bayern hat hier ein Verfahren entwickelt, bei dem Wasserstoff mittels einer LOHC-Lösung, einer nichtentflammbaren Trägerlösung, transportiert wird. Auch hier müssen wir auf Innovation setzen. Auch hier gibt es vielversprechende Ansätze, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU/CSU!)

Deutschland ist bereits heute internationaler Vorreiter bei der Entwicklung und beim Export von Wasserstoff und Power-to-X-Technologien. Darauf können wir weiter aufbauen. Wir errichten gerade Reallabore. Hier wird geforscht und unter Echtbedingungen angewendet. Mit den Reallaboren werden unterschiedliche Energietechnologien in der realen Anwendungsumgebung erprobt. Aber nur Reallabore nützen nichts. Wir müssen auch in die industrielle Anwendung kommen, meine sehr geehrten Damen und Herren, und Innovationen aus dem Labor und der frühen Marktphase schnell in die Anwendung bringen.

Genau das machen wir im industriellen Maßstab.

Ein wichtiger erster Schritt ist der Aufbau eines inländischen Wasserstoffmarktes. Auch hier schreiten wir voran. Es geht um die Mobilität, hier: um die Errichtung von Tankstellen. Es gibt entsprechende Programme. Es werden Wasserstoffregionen initiiert mit dem Ziel, die Technologieoffenheit zu fördern; das ist ein wichtiges Ziel, das wir beherzigen sollten.

Aber auch zukünftig werden wir nicht sämtliche in Deutschland benötigte Energie in Deutschland herstellen können. Mittel- und langfristig wird Deutschland CO2-freien Wasserstoff in größerem Umfang importieren müssen. Deutschland muss deshalb neben der inländischen Wasserstoffindustrie auch dafür sorgen, dass Importstrukturen für CO2-freien Wasserstoff entwickelt und aufgebaut werden und dass jetzt schon entsprechende Kooperationen geschlossen werden. Deshalb wird auch die Erzeugung im Ausland eine große Rolle spielen.

Allen Herausforderungen der Energiewende und auch der Dekarbonisierung werden wir nicht durch Wasserstoff begegnen können, aber Wasserstofftechnologie ist ein wichtiger Teil der Lösung. Wasserstoff wird einen wichtigen Beitrag leisten, damit die Energiewende gelingt, aber auch, um die Klimaziele zu erreichen. Das alles ist im Sinn einer nachhaltigen Entwicklung. Wenn wir hierfür eine relative Einigkeit zumindest im Parlament schon mal haben, dann ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft.

In diesem Sinne: Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Andreas Rimkus [SPD])