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Stephan Pilsinger: "Gesundheit ist stets das Zusammenspiel von Körper und Seele"

Hilfeplan für die physische und psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! „Die Lebensqualität und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland im Verlauf der Corona-Pandemie weiter verschlechtert“, so der einleitende Satz der COPSY-Studie, in der durch die Pandemie entstandene gesundheitliche Veränderungen bei Kindern und Jugendlichen untersucht wurden.

Es ist erschreckend, dass beinahe jedes dritte Kind ein Jahr nach Beginn der Pandemie unter psychischen Auffälligkeiten leidet. Auch als Hausarzt erlebe ich immer wieder, wie sehr die Menschen unter der Pandemie leiden, sowohl durch die soziale Distanz als auch unter der Furcht vor einer Erkrankung und dem Verlust von Angehörigen durch das Virus. Auch die Menschen, die eine Covid-19-Infektion durchlitten haben, leiden oft unter psychischen Spätfolgen. Das zeigt mir: Nicht die Schutzmaßnahmen, sondern die Pandemie an sich ist der wahre Grund für die psychischen Erkrankungen. Deshalb müssen wir alles daransetzen, dieses Virus so schnell wie möglich zu besiegen.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Es muss unser zentrales Anliegen sein, Kindern und Jugendlichen während dieser Krise die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen.

In Ihrem Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen von der FDP, haben Sie sehr viele richtige und wichtige Punkte aufgegriffen, die ich ausdrücklich unterstützen möchte. Dass uns die Coronapandemie seit Beginn vor riesige Herausforderungen stellt, steht außer Frage. Die hohe Belastung der Familien durch Homeschooling, Homeoffice, mangelnde Bewegung und soziale Distanz schlägt sich auch auf die Gesundheit nieder. Die Kinder beklagen depressive und psychosomatische Symptome wie Niedergeschlagenheit oder Kopf- und Bauchschmerzen. Die Zahl dieser Symptome hat sich im Vergleich zu der von vor der Pandemie fast verdoppelt.

An der einen oder anderen Stelle ist Ihr Antrag jedoch zu kurz gegriffen. Viel stärker müssten wir die Beziehungen von Kindern und Eltern in den Vordergrund rücken. Die Belastungen der Eltern durch ein gleichzeitiges Management von Arbeit und Homeschooling sowie den unterstützenden Unterricht der Kinder ist enorm. Besonders wichtig erscheint mir deshalb, dass wir den Kindern beispielweise durch Sport eine Möglichkeit, raus aus dem Trott des Alltags zu kommen, bieten müssen; denn psychisches Wohlbefinden geht mit körperlichem Wohlbefinden einher. Und umgekehrt: Gesundheit ist stets das Zusammenspiel von Körper und Seele.

Neben den erwähnten depressiven und psychosomatischen Beschwerden haben aber auch Sorgen und Ängste zugenommen. Es ist unerlässlich, gerade die Zukunftsängste unserer Jugendlichen zu verringern. Mit der Verlängerung und Weiterentwicklung des Bundesprogramms „Ausbildungsplätze sichern“ ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung getan. Das Kabinett hat hier einen finanziellen Anreiz für Unternehmen geschaffen, Auszubildende auch in der Zeit von Kurzarbeit und Kündigungen in den Unternehmen zu halten.

Aber wir müssen noch viel mehr machen; da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Gerade im Hinblick auf physische und psychische Gewalt, der einige Kinder und Jugendliche zu Hause ausgesetzt sind, gilt die Unterstützung den telefonischen Beratungsstellen, damit die Kinder besser geschützt und unterstützt werden können; denn durch die Kontaktbeschränkungen sind Schulpsychologen und andere Bezugspersonen während der Pandemie schwerer zu erreichen. Hier müssen wir nachbessern, um den Zugang zu erleichtern.

Darüber hinaus wird erläutert, dass es im Sport im Hinblick auf Corona nicht nur um die Gesundheit, sondern auch um soziale Interaktion geht, dass das Lernen, mit Konflikten, Siegen und Niederlagen umzugehen, ein wichtiger Teil in der Entwicklung der Kinder ist, der durch die Pandemie verloren geht. Wir müssen den Mittelweg aus Aufrechterhaltung der Bildung und Schutz der Gesundheit finden.

Was auf keinen Fall passieren darf, ist, dass wir das exponentielle Wachstum des Infektionsgeschehens unterschätzen. Die fortschreitenden Impfungen geben Hoffnung auf Besserung und lassen allmählich ein Licht am Ende des Tunnels erahnen. Nun geht es darum, die richtige Balance zu finden. Das Wohl der Kinder und Jugendlichen muss dabei oberste Priorität haben; denn sie sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Ich freue mich auf weitere Diskussionen in den Ausschüssen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)