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Michaela Noll: ein zweiter Shutdown würde den Familien und den Kindern viel mehr schaden als eine kleine Maske vor dem Gesicht

Redebeitrag zu Maskenpflicht für Kinder

Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege Reichardt, Sie gehören ja in die Kategorie Möchtegernexperte.

(Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Anscheinend sind Sie nicht auf dem aktuellen Stand; denn es gibt eine neue Studie – sie ist heute vorgestellt worden –

(Martin Reichardt [AfD]: Ja, das steht im „Spiegel“! Habe ich schon gelesen!)

von der Simon‑Fraser-Universität aus Kanada, die eindeutig belegt: Das Tragen von Masken verringert die Anzahl der Coronainfektionen um mindestens ein Viertel, vielleicht sogar um die Hälfte. Ich mache es etwas einfacher für Sie

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

– eigentlich ist es so logisch, dass selbst ein Fünfjähriger es verstehen müsste –: Wenn man sich etwas vor Mund und Nase hält, dann verringert dies die Verbreitung von Viren. – Sie haben es bis heute nicht begriffen; das tut mir leid.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Nächster Punkt. Wenn es darum geht, Probleme zu lösen, macht man das mit Anstand. Sie haben eben hier reklamiert, Sie wollten, dass Ihnen die Rede von Herrn Weinberg erspart bleibt. Jetzt erspare ich Ihnen etwas nicht: „AfD-Politikerin instrumentalisiert totes Kind für Kampf gegen Masken“. Das war Ihre Bundestagskollegin Dr. Birgit Malsack-Winkemann. Da hat sich sogar Ihr Landesvorsitzender dahin gehend geäußert, dass es „zum Fremdschämen“ ist. Er bittet, dass sie sich entschuldigt und diesen Tweet löscht. Das hat sie bis heute nicht getan. – Das zum Thema Anstand.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)

Jetzt kommen wir mal zurück zum eigentlichen Thema. Herr Seestern-Pauly, Sie haben es eben schon angesprochen.

(Abg. Franziska Gminder (AfD) meldet sich zu einer Zwischenfrage)

Vizepräsident Wolfgang Kubicki:

Frau Kollegin, erlauben Sie eine Zwischenfrage aus der Fraktion der AfD?

 

Michaela Noll (CDU/CSU):

Nein, das brauchen wir jetzt im Moment nicht. Ich glaube, es ist eben alles gesagt worden.

(Zuruf des Abg. Martin Reichardt [AfD])

Aber man kann gern hinterher noch was dazu sagen.

Ganz kurz. Ich möchte jetzt einfach mal was zu den Wortbeiträgen sagen, die bei der Thematik sinnvoll waren. Das war zum Beispiel die Rede des Kollegen Seestern-Pauly von der FDP. Sie haben recht: Wir haben den Kindern, den Familien, auch den Großeltern sehr, sehr viel abverlangt, und den Eltern müssen wir Respekt zollen.

Zu dem, was Sie angesprochen haben – Öffnung von Schulen, kein zweiter Shutdown –, möchte ich sagen: Ich bin hundert Prozent der Überzeugung, ein zweiter Shutdown würde den Familien und den Kindern viel mehr schaden als eine kleine Maske vor dem Gesicht.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)

Denn das, worunter die Kinder gelitten haben, war der mangelnde Kontakt – nicht mehr seine Großeltern umarmen zu können, nicht mehr mit anderen Kindern spielen zu können. Das war bitter für die Kinder, vor allem für die Einzelkinder. Deswegen gebe ich Ihnen an dieser Stelle hundert Prozent recht.

Sie sind anscheinend auch Mitglied in der Kinderkommission – war ich auch lange. An dieser Stelle kann ich auch Herrn Müller erwähnen, der dort gerade den Vorsitz hat. Zu der Idee, dass die Kinderkommission das Thema aufgreift, was Corona mit den Kindern gemacht hat und was die Folgen sind, möchte ich sagen: Wir sollten uns die Empfehlungen anschauen, die im Februar, nach den ganzen Fachgesprächen, kommen werden.

Was das Thema angeht, ob wir einen Kindergipfel brauchen, habe ich schon in der letzten Debatte im Mai gesagt: Ich bin dabei. – Ich glaube, wir sollten die Kinder anhören, ihnen zuhören und daraus lernen.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der FDP und der LINKEN)

Auch die Idee eines Pandemieplans halte ich an der Stelle für richtig.

Was die Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz angeht, kann ich sagen: Das war immer eines meiner Steckenpferde, und ich weiß, dass wir so langsam auf einem guten Weg sind.

(Zuruf von der SPD: Echt?)

Und ich hoffe, dass ich es, bevor ich aus dem Deutschen Bundestag ausscheide – was ja zum Ende dieser Legislaturperiode der Fall sein wird –, vielleicht noch schaffe, dazu beizutragen, dass wir die Kinderrechte ins Grundgesetz bringen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Gabriele Katzmarek [SPD]: Frau Noll, Sie haben uns an Ihrer Seite!)

Dann, würde ich sagen, hätte ich meinen Dienst erfüllt; dann wäre ich ausgesprochen glücklich.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt noch einmal kurz zurück zu Ihrem Antrag. Ich finde, es ist eine bodenlose Unverschämtheit, wenn Sie schreiben, dass die „Gemeinschaft … den Kindern geschadet“ hat. Genau das Gegenteil ist der Fall. Wir haben versucht, mit unseren Maßnahmen so schnell wie möglich wieder Normalität in den Alltag der Kinder reinzubringen,

(Martin Reichardt [AfD]: Wo ist denn die Normalität?)

und das ist uns gelungen.

(Martin Reichardt [AfD]: Ach so? Fragen Sie doch meine Tochter, wie die Normalität in der Schule ist!)

Und wenn Sie es nicht verstehen, frage ich mich: Haben Sie sich die Zahlen mal angeguckt? Es gibt kein anderes Land in ganz Europa, das eine so gute Bilanz hat wie wir. Die Franzosen hatten an einem Tag 17 000, die Inder an einem Tag 90 000 neue Infektionen. Wir sind das Land, das die beste Bilanz hat. Und das liegt nur an den Maßnahmen, die wir getroffen haben.

(Thomas Seitz [AfD]: Wir sind so gut, dass es gar keine Pandemie gibt!)

Sogar der Nobelpreisträger Genzel sagte im Fernsehen, er danke der Kanzlerin und der Regierung für das umsichtige Handeln in der Pandemie. Da kann ich mich nur anschließen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Und dieser Erfolg – dass es dazu gekommen ist –, das ist unser gemeinsamer Erfolg.

Ich muss jetzt ein bisschen springen – ich sehe, meine Zeit läuft weg. Was mir wichtig ist, ganz kurz. Die Bestandsaufnahme durch die KiKo habe ich eben schon angesprochen. Was mich enttäuscht, was ich auch nach wie vor nicht verstehe: Unser Bundestagspräsident hat einen Appell an uns alle gerichtet, Masken zu tragen, und heute Mittag, in der Regierungsbefragung, ist Ihre Kollegin Gminder, die gerade da sitzt, ohne Maske hereingekommen. Unser Bundestagspräsident hat das kurz gerügt. Daraufhin hat Ihre Kollegin von Storch hier – ich sage es jetzt mal so – ein leichtes Fass aufgemacht. Nehmen Sie einfach zur Kenntnis: Hier sitzen Mütter, Väter, Eltern, Großeltern.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Sie gehen zurück in ihre Familien, sie gehen zurück zu ihren Kindern. Auch das hat was mit Kinderschutz und Kindeswohl zu tun, wenn wir unsere eigenen Familien schützen.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, der FDP, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich werde meine Maske mit Stolz und Respekt tragen. Und ich bedanke mich bei allen Personen, die diesem Beispiel folgen. Wenn Sie es irgendwann auch tun würden, wäre ich sehr erfreut.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN – Enrico Komning [AfD]: Ihr Kollege ist gerade ohne Maske rausgelaufen!)