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Alexander Krauß: Wichtig ist, dass die Ausbildung zum Heilpraktiker standardisiert wird

Redebeitrag zum MTA-Reform-Gesetz

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Debatte bietet die Möglichkeit, über Berufe zu sprechen, die sehr häufig im Schatten der Aufmerksamkeit stehen. Dazu gehört auch der Beruf des Heilpraktikers. Ich finde, dieser Beruf ist eine Bereicherung für unser Gesundheitswesen, den ich nicht missen möchte. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die 47 000 Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker in diesem Land, die eine wertvolle Arbeit leisten.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Ihre Zahl – das kann man auch einmal sagen – steigt von Jahr zu Jahr, und das spricht eben auch für ein gewisses Patientenvertrauen. Es gibt also offensichtlich eine Zufriedenheit mit der Arbeit der Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker. Die Patienten stimmen letzten Endes mit den Füßen darüber ab, indem sie eben zum Heilpraktiker gehen; es wird ja niemand gezwungen. Pro Tag gibt es 128 000 Patientenkontakte. Wenn man sich die Altersgruppe derjenigen zwischen 50 und 65 Jahren anschaut, stellt man fest, dass etwa die Hälfte, 47 Prozent, schon mal beim Heilpraktiker gewesen ist. Das spricht dafür, dass es sehr viele Menschen gibt, die beim Heilpraktiker Hilfe suchen.

Warum tun das die Patienten und bezahlen dafür im Regelfall auch noch Geld? Die Patienten wollen einen ganzheitlichen Ansatz, eine Verzahnung von Schulmedizin und Komplementärmedizin; denn die meisten besuchen natürlich auch einen Arzt. Das ist kein Widerspruch; ich finde das auch gut so. Ich habe in diesem Sommer mal ein MVZ, ein schmerzmedizinisches Versorgungszentrum, besucht, wo auch Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker arbeiten. Ich fand es sehr schön, zu sehen, dass es kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander gibt. Ich glaube, solchen Kooperationen gehört die Zukunft.

Es gibt auch Patienten, die eine ergänzende Therapie beim Heilpraktiker suchen, die Nebenwirkungen reduzieren wollen, und Patienten, die einfach die Selbstheilungskräfte anregen wollen, die nicht dem Missverständnis unterliegen, dass man eine Tablette einwerfen muss, und dann wird man schon gesund, die meinetwegen sagen: Bei Bluthochdruck möchte ich nicht nur einen Blutdrucksenker verschrieben bekommen, sondern ich möchte selbst etwas tun. Ich bin damit nicht zufrieden und möchte selbst etwas tun, damit ich vielleicht überhaupt keine Tabletten mehr brauche. – Ich finde, es ist ein guter Ansatz, zu überlegen: Was kann man tun, damit man nicht ständig zum Beispiel auf Tabletten angewiesen ist? Dabei wird auf sanfte Verfahren, auf Naturheilverfahren gesetzt. Ich finde, wenn der mündige Patient das wünscht, dann soll er auch die Möglichkeit haben, das in Anspruch zu nehmen.

Ganz wichtig – sagen Patienten, wenn man mit ihnen spricht – ist: Der Heilpraktiker oder die Heilpraktikerin nimmt sich Zeit für einen. Sie stellen im Regelfall die gleiche Diagnose, führen eine vollständige schulmedizinische Anamnese durch; aber die Patienten sind eben nicht nach zwei Minuten wieder draußen, sondern das Gespräch dauert auch mal eine Stunde. Diese Erfahrung – ich könnte jetzt sagen: diesen Luxus – möchte ich gern noch viel mehr Patienten gönnen, dass sie sehen, dass sich derjenige, der sie behandelt, einfach Zeit nimmt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sprechen heute über den Entwurf des MTA-Reform-Gesetzes, und dort ist eine Regelung enthalten, nach der Heilpraktiker keine Laborleistungen mehr in Auftrag geben können sollen. Ich finde, diese Regelung wäre nicht im Sinne der Patienten; denn eine Labordiagnostik dient der Abklärung von Erkrankungen. Dafür ist sie sehr hilfreich. Wir haben in den vergangenen Jahren, glaube ich, auch sehr viele gute Erfahrungen damit gemacht, dass Heilpraktiker ihre Arbeit darauf ausgerichtet haben, was die Laborbefunde zeigen. Insofern, finde ich, sollten wir diese Regelung streichen, weil sie nicht dem Patientennutzen dient.

Natürlich steht der Beruf des Heilpraktikers auch vor Herausforderungen. Aus meiner Sicht gibt es ein sehr hohes Ausbildungsniveau. Die meisten, die den Beruf des Heilpraktikers ergreifen, haben einen medizinischen Vorberuf, sind zum Beispiel Ergotherapeuten oder haben in der Pflege gearbeitet; über die Hälfte kommt aus diesem Bereich. Das spricht also dafür, dass das Leute sind, die Ahnung von dem haben, was sie machen. Aber wichtig ist, glaube ich, dass wir die Ausbildung standardisieren, dass es Schulen gibt, die ein klares, vergleichbares Curriculum haben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie uns zum Wohle der Patienten den Beruf des Heilpraktikers erhalten und besser machen. Die Möglichkeit haben wir.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU)