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Alexander Krauß: Es mangelt an Schulungsprogrammen für Betroffene

Rede zur Nationalen Diabetes-Strategie

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diabetes kommt nicht wie der Blitz aus heiterem Himmel, sondern hat eine Vorgeschichte. Das kann die genetische Veranlagung sein, häufig sind es aber Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und daraus resultierend Übergewicht. Jeder vierte Deutsche ist adipös, also stark übergewichtig. Unser Antrag geht auf das Thema Adipositas ein.

Diabetes ist die Krankheit, die heute zu Recht im Blickfeld steht. Wichtig ist aber auch, dass wir uns die Wurzel von Diabetes anschauen, die verborgen und wenig beachtet im Boden liegt, nämlich Adipositas. Adipositas ist die Wurzel, aus der und auf der Diabetes wächst. Es ist wie beim Unkraut: Wenn man die Löwenzahnblätter nur ausreißt, bringt das nicht viel. Man muss sich mit der Wurzel befassen, und das tun wir heute auch in unserem Antrag. Adipositas ist in Deutschland als Krankheit noch nicht anerkannt, anders als in den meisten europäischen Staaten, in den Vereinigten Staaten oder bei der Weltgesundheitsorganisation. Im Antrag sprechen wir von der Adipositas-Erkrankung. Heute wird für die Adipositas-Erkrankten ein ganz wichtiger Meilenstein erreicht: die Anerkennung ihrer Erkrankung durch den Deutschen Bundestag.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Menschen mit Adipositas werden unzureichend behandelt; Frau Kollegin Dittmar ist darauf eingegangen. Es reicht nicht, wenn ein Patient zum Arzt geht und dieser ihm dann nur sagt, er solle mal ein bisschen weniger essen und sich ein bisschen mehr bewegen. Das ist keine ausreichende Therapie. Es mangelt an einer facharztübergreifenden, professionellen ambulanten Behandlung. Es mangelt an Schulungsprogrammen für Betroffene. Es mangelt aber auch an Verständnis für die Betroffenen und an Informationen über die Erkrankung. Das Einzige, das die Betroffenen leider überreichlich erfahren, ist Hohn und Spott. Damit werden wir uns nicht abfinden, und wir werden jetzt auch daran arbeiten, dass sich in diesem Land etwas ändert.

Was brauchen wir? Wir brauchen endlich eine Versorgung für Menschen mit Adipositas durch Haus- und Fachärzte, die ihren Namen verdient, in erster Linie eine anständige ambulante Behandlung. In den vergangenen Monaten hat sich die Deutsche Adipositas Allianz gegründet, in der Betroffene, Ärzte, Krankenkassen, Arzneimittelhersteller, die Rentenversicherung mitarbeiten mit dem Ziel, dass Menschen mit Adipositas nicht mit altklugen Ratschlägen erschlagen werden, sondern ihnen geholfen wird. Wenn Sie diesen Menschen auch helfen wollen, dann bitte ich Sie, unserem Antrag heute zuzustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie der Abg. Sabine Dittmar [SPD])