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Sybille Benning: MINT-Bildung ist elementar wichtig in einer Welt, die zunehmend digitalisiert ist

Redebeitrag zur Förderung der MINT-Bildung

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! MINT-Bildung ist elementar wichtig in einer Welt, die zunehmend digitalisiert ist und sich schnell wandelt. Darum gibt es einen Aktionsplan der Bundesregierung für MINT-Bildung, den wir, ausgehend von einem Antrag der Koalitionsfraktionen aus der letzten Legislaturperiode, mit entwickelt haben und der aktuell umgesetzt wird. Er schafft in der MINT-Bildung neue Strukturen und setzt die richtigen Schwerpunkte. Manches geschieht mir allerdings zu langsam, zum Beispiel, dass wir immer noch auf die bundesweite Vernetzungsstelle warten.

Vielleicht fordern die Kolleginnen und Kollegen von der FDP ja aus diesem Grund heute eine Menge in ihren Anträgen. Im Bereich der frühkindlichen und Primarbildung sind Ihre Forderungen allerdings im Grunde das, was das „Haus der kleinen Forscher“ zu einem Großteil leistet. Und für Ihre Forderung nach Begleitforschung gilt ebenfalls: Der „MINT-Aktionsplan“ sieht bereits explizit diese Ausweitung vor.

Bei der Einbindung in außerschulische MINT-Lernorte machen Sie eine Reihe von Vorschlägen, wie für ihre Arbeit Qualitätskriterien entwickelt werden sollen. Allerdings haben die findigen Akteure der MINT-Szene schon 2018 selbst einen Orientierungsrahmen dazu erarbeitet, der sogar in einem Onlinetool künftig flächendeckend angewendet werden kann. Die Projektpartner – Deutsche Telekom Stiftung, die Körber-Stiftung, das „Haus der kleinen Forscher“ und andere – arbeiten gerade am Roll-out. Ich finde dieses zielgerichtete Engagement wirklich beachtlich, und da brauchen wir von Politikseite auch nicht immer einzugreifen.

Für Ihre Forderung nach mehr Maker Spaces habe ich Sympathien, und ich möchte einfach darauf hinweisen, dass wir hier ja schon einige großartige Lernorte haben, wie zum Beispiel die VDI-GaraGe in Leipzig. Zum Thema „multiprofessionelle Teams“ möchte ich Ihnen nur sagen: Ich glaube, es braucht weniger die Konzepte als vielmehr den Willen der Länder, die Finanzierung zu übernehmen. Wir haben ja gerade im DigitalPakt lange Verhandlungen gehabt, und jetzt sind die Länder auch mal am Zug.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Zum Antrag der Linksfraktion. Ich unterstütze Ihr Engagement, Ihr Argument, dass MINT-Bildung für mündige Teilhabe in unserer Gesellschaft eine Notwendigkeit ist und wir alle Bildungseinrichtungen im Hinblick auf diesen Bildungsauftrag unterstützen müssen. Dazu gibt es im Bildungsföderalismus allerdings verschiedene Zuständigkeiten. Aber dass Sie das unternehmerische Engagement in der außerschulischen Bildung derart verdammen, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Sie schreiben ja sogar selbst, dass – Zitat – „viele dieser Angebote didaktisch und pädagogisch gut aufbereitet sind“, finden es aber dann verwerflich, wenn Unternehmen dabei zugleich auch ihr eigenes Interesse verfolgen. Ich sage: Natürlich haben die Unternehmen ein veritables Interesse, Kinder und Jugendliche für MINT zu gewinnen; denn sie sind händeringend auf der Suche nach Fachkräften in diesem Bereich.

Wir sind doch in der bildungspolitischen Debatte längst bei der Erkenntnis angelangt, dass wir schulische und außerschulische Lernorte miteinander so vernetzen müssen, dass für die Schülerinnen und Schüler der beste Mehrwert entsteht. Das macht zum Beispiel die Körber-Stiftung über die Vernetzung der MINT-Regionen hervorragend. Gerade bildungsbenachteiligte Schüler können in einem außerschulischen Setting oft anders erreicht werden als in der Schule. Sich praktisch im Rahmen lebensnaher Einsatzmöglichkeiten von MINT-Konzepten zu erproben, das ist für diese Schüler Gold wert.

Es geht bei guter MINT-Bildung selbstverständlich nicht nur um Arbeitsmarktverwendbarkeit; vielmehr fördert MINT-Bildung gerade das kritische Denken, weil man das Hinterfragen von Phänomenen erlernt. Und vom kritischen Denken ist es zum Handeln nur noch ein Schritt. Darum geht es bei der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Da wird zu einem Handeln befähigt, das ein nachhaltiges Leben ermöglicht.

Die Kollegen von der FDP haben auch zu diesem Thema einen Antrag vorgelegt. Dieses Bildungskonzept, das übrigens vom „Haus der kleinen Forscher“ in überzeugender Weise mit seinem MINT-Auftrag verknüpft umgesetzt wird, wird über den „Nationalen Aktionsplan Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gefördert. Als Koalitionsfraktionen haben wir im Rahmen der Plenartage zur Nachhaltigkeit in unserem eigenen Antrag bereits sehr deutlich gefordert, Bildung für nachhaltige Entwicklung, BNE, entlang der gesamten Bildungskette zügig weiterzuentwickeln.

Liebe Zuhörer, ich kenne ein paar junge Wissenschaftlerinnen, die zu Beginn dieser Woche den Sekt kalt gestellt hatten und gespannt auf die Verkündigung der Nobelpreise gewartet haben. Als dann die in Deutschland forschende Frau Charpentier gemeinsam mit Frau Doudna benannt wurde, haben diese internationalen Wissenschaftlerinnen diese Frauen gefeiert. Ich wünsche mir, dass Frauen in Zukunft noch mehr Grund zum Feiern haben. Mir ist es nämlich ein besonderes Anliegen, Mädchen und junge Frauen dabei zu unterstützen, ihre MINT-Talente zu entfalten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Vorbilder wie diese frisch gekürten Nobelpreisträgerinnen sind für junge Frauen so wichtig! Spezielle Angebote, wie wir sie über den Girls’ Day oder den Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen fördern, sind unentbehrlich. Das sehe ich ausdrücklich anders als die Kollegen der FDP. Das sind nicht nur – Zitat – „Modellprojekte und eventorientierte Angebote“; das ist wirkungsvolles Vernetzen junger Frauen untereinander mit potenziellen Arbeitgebern.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)

Das ist echtes Matchmaking.

Außerdem ist natürlich eine konsistente Öffentlichkeitsarbeit notwendig, wie zum Beispiel mit der Initiative Klischeefrei. Gerade ab 16 Jahren, wenn die berufliche Orientierung der Schülerinnen beginnt, ist es wichtig, die MINT-Optionen für junge Frauen greifbar zu machen. Genau das leistet der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen sehr erfolgreich.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)

Daher erwarte ich, dass die neue bundesweite MINT-Vernetzungsstelle junge Frauen und Mädchen weiterhin auf so vielfältige Art und Weise erreicht, wie das heute der Fall ist. Dieses Erfolgskonzept könnte man meiner Meinung nach auch noch verstärkt auf die berufliche Bildung anwenden, damit auch hier junge Frauen in MINT ihre Zukunft sehen. Auf dass der „MINT-Aktionsplan“ weiter konsequent und gelingend umgesetzt wird!

Ganz herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)