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Auschwitz

„Nie wieder!“

  • Bundestag gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus
  • Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher berichtet über die Gräuel im Konzentrationslager
  • Knesset-Präsident Mickey Levy würdigt Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland

In einer feierlichen Veranstaltung hat der Deutsche Bundestag den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Am 77. Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz waren die Holocaust-Überlebende Inge Auerbacher und der Präsident des israelischen Parlaments, Mickey Levy, im Parlament zu Gast. Beide riefen zum Kampf gegen Menschenhass und Antisemitismus auf. „Nie wieder!“, rief Levy den Abgeordneten zu.
„Diese Krankheit muss so schnell wie möglich geheilt werden“, sagte Inge Auerbacher zum um sich greifenden Antisemitismus. Die aus dem Badischen stammende Auerbacher war 1942 als Siebenjährige nach Theresienstadt deportiert worden war und kam erst frei, als die Rote Armee das Konzentrationslager befreite. Die 87-Jährige, die in New York lebt, erzählte in bewegenden Worten ihre Lebens- und Leidensgeschichte. Von den 15.000 Kindern, die nach Theresienstadt deportiert wurden, seien nur wenige am Leben geblieben: „Darunter – wie ein Wunder – bin auch ich.“ Zum Gedenken an die getöteten jüdischen Kinder trug sie als Symbol einen Schmetterling am Revers. „Die Vergangenheit darf nie vergessen werden“, mahnte Auerbacher. „Zusammen wollen wir beten für Einigkeit auf Erden.“

Unermüdlicher Einsatz Angela Merkels für die Beziehungen beider Staaten gewürdigt

Auch der Präsident der Knesset betonte die Bedeutung des Gedenkens. „Die Erinnerungsarbeit verbindet unsere beiden Völker.“ Levy würdigte die stetigen Bemühungen Israels und Deutschlands um Versöhnung. Er hob hervor, dass Deutschland die Verantwortung für die Sicherheit Israels zum Grundpfeiler seiner Außenpolitik gemacht habe und dass Deutschland entschieden Position gegen Antisemitismus beziehe. Besonders dankte Levy der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, „die sich unermüdlich für die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern eingesetzt hat“. Aus der Erinnerung heraus müsse man eine Vision schaffen für eine Zukunft, die sich auf gemeinsame Werte stütze, auf Freiheit, Demokratie und Toleranz, forderte Levy. 

Flagge zeigen gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus

Im Vorfeld der Gedenkveranstaltung hatte der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, es als wichtig bezeichnet, dass der Bundestag am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz Flagge zeige. Es habe in jüngster Zeit „erschreckende Vorfälle in Bereich des Rechtsextremismus und des Antisemitismus“ gegeben, erklärte er. Aus dem Gedenken müssten Impulse für politisches Handeln abgeleitet werden. 

Geschichte im Unterricht lebendig halten

Die kulturpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Christiane Schenderlein, erklärte: „Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist eine Aufgabe, die unser Land bleibend und unabhängig von Parteipolitik begleiten muss.“ Die Lehren aus dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte seien auch im Umgang mit gesellschaftlichen Problemen von heute unverzichtbar. Schenderlein nannte es ernüchternd und traurig, dass jeder vierte Jugendliche angebe, große Wissenslücken beim Thema Holocaust zu haben. Daher müsse die Aufarbeitung des Nationalsozialismus weiterhin integraler Bestandteil des Bildungsangebots sein. „Wir müssen adäquate Orte schaffen, die aktiv gegen das Vergessen und Verdrängen arbeiten und die Erinnerung an den Holocaust wachhalten.“ Geschichte lebendig zu vermitteln sei unverzichtbar, da es immer weniger Zeitzeugen gebe.

Unionsabgeordnete nehmen teil an #WeRemember

An die sechs Millionen jüdischer Opfer des Nationalsozialismus erinnert auch die digitale Aktion #WeRemember, die der Jüdische Weltkongress und die UNESCO 2017 ins Leben gerufen haben. Menschen, die sich mit #WeRemember-Plakaten fotografieren lassen und ihre Bilder in den Sozialen Medien teilen, setzen ein Zeichen gegen Antisemitismus sowie gegen jede Form von Hass und Fremdenfeindlichkeit. An der Aktion teil nahmen zahlreiche Abgeordnete der Unionsfraktion, darunter Ralph Brinkhaus, Stefan Müller, Hermann Gröhe, Sepp Müller, Antje Tillmann, Katja Leikert, Franziska Hoppermann, Kerstin Vieregge und Axel Knoerig. Mit der Kampagne warnen sie auch vor Holocaust-Leugnung und Verschwörungsmythen in den sozialen Medien.