Thema des Tages

Jubiläum der Bundeswehr: 70 Jahre Einsatz für Frieden und Freiheit

70 Jahre Bundeswehr
  • Spahn: Landes- und Bündnisverteidigung wichtiger denn je

  • Gelöbnis von freiwilligen Rekruten vor dem Reichstag
  • Bundestag würdigt Verdienste der Soldatinnen und Soldaten

70 Jahre im Einsatz für Frieden und Freiheit: Mit einem feierlichen Gelöbnis vor dem Reichstag und einer Debatte im Parlament würdigt Deutschland das Gründungsjubiläum der Bundeswehr. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Jens Spahn, sprach den Frauen und Männern, die mit ihrem Dienst fürs Vaterland unsere Art zu leben verteidigen, größten Dank und Respekt aus. 

„Die russische Aufrüstung macht den Willen zur Landes- und Bündnisverteidigung wichtiger denn je seit dem Ende des Kalten Krieges“, schrieb Spahn in einem Gastbeitrag für die „Welt“. Die westlichen Werte und die freie Gesellschaft würden in ihren Grundfesten bedroht – von fremden Mächten bis hin zu islamistischen Terroristen, warnte Spahn. „Wir können ruhig schlafen, weil unsere Soldatinnen und Soldaten von der NATO-Ostflanke bis in den Nahen und Mittleren Osten für uns wachen, schützen und kämpfen.“ Um der Bedrohung Herr zu werden, müsse die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Armee Europas werden.

Verteidigung von Recht und Freiheit des deutschen Volkes 

Zur Feier des 70. Gründungsjubiläums legten 280 freiwillige Rekrutinnen und Rekruten auf dem Platz vor dem Reichstag ihr Gelöbnis ab – im Beisein von 2.000 hochrangigen geladenen Gästen aus Politik und Gesellschaft, darunter der Bundespräsident und der Bundesverteidigungsminister, die ihrerseits Reden hielten. Die Rekruten gelobten, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Dass das Gelöbnis vor dem Reichstag stattfand, spiegelt die Tatsache, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist. Über ihre Einsätze entscheidet der Bundestag. 

In der Bundestagsdebatte zollten Politiker der CDU/CSU-Fraktion der Bundeswehr Dank und Respekt für ihre Leistungen zur Bewahrung von Frieden und Freiheit. „Wir sind stolz auf unsere Soldatinnen und Soldaten für das, was sie erreicht haben, und das, was sie für uns tun“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Norbert Röttgen. Der verteidigungspolitische Sprecher Thomas Erndl erinnerte daran, dass Soldatsein kein normaler Beruf sei. Er erfordere nicht nur Fähigkeiten und Kenntnisse, sondern den ganzen Menschen 24 Stunden und sieben Tage die Woche. Die Bundeswehr sei eine Armee „in der Mitte der Gesellschaft und aus der Mitte der Gesellschaft“.

Auch Röttgen verwies auf die breite gesellschaftliche Akzeptanz, derer sich die Bundeswehr erfreut. Sie sei eine der Institutionen, denen die Bürgerinnen und Bürger großes Vertrauen entgegenbringen, sagte Röttgen. Dies sei bei Weitem nicht immer so gewesen, denn die Gründung einer Armee nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sei damals in der Bevölkerung und im Bundestag hoch kontrovers diskutiert worden – verständlicherweise. Der Schritt habe sich aber als kluges Kalkül von Konrad Adenauer erwiesen, als ein Instrument zur Wiedererlangung der Souveränität Deutschlands, seiner Westbindung und schließlich der Wiedervereinigung.

Gründung 1955 mit 101 Soldaten 

Am 12. November 1955 meldeten sich die ersten 101 Freiwilligen zum Dienst im „Amt Blank“, wie das Verteidigungsministerium zunächst hieß – benannt nach seinem damaligen Minister Theodor Blank. Schon ein Jahr später wurde die Wehrpflicht eingeführt. Im zweiten Jahr nach Gründung war die Zahl der Soldaten schon auf 100.00 angestiegen. In den Zeiten des Kalten Krieges bestand ihre Aufgabe in der Verteidigung des Landes und des NATO-Bündnisses – gegen die hochgerüstete Sowjetunion. Entsprechend der Bedrohung wuchs die Truppenstärke bis 1987 auf den Rekordwert von rund 495.000. 

Nach der Wiedervereinigung und dem Fall des Eisernen Vorhangs strich die Bundeswehr die Friedensdividende ein und schrumpfte deutlich. Ihr Hauptaufgabengebiet verlagerte sie allmählich von der Landes- und Bündnisverteidigung auf Auslandseinsätze unter UN-Mandat – von Somalia über den Balkan bis zu Afghanistan, wo die Bundeswehr sich knapp 20 Jahre an der Stabilisierung und Demokratisierung des Landes beteiligte. 

Im Zuge der drastischen Verkleinerung der Armee und der immer spärlicheren Einberufung von Wehrdienstleistenden stellte sich inzwischen die Frage der Wehrgerechtigkeit. Als Konsequenz daraus wurde die im Grundgesetz verankerte Wehrpflicht 2011 auf Eis gelegt. Aus der Bundeswehr wurde eine Berufsarmee mit heute rund 185.000 Soldatinnen und Soldaten. 

Wehrdienst in neuer Form wiederbeleben 

Angesichts neuer Bedrohungen, die spätestens mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine 2022 offenkundig wurden, hat die Koalition sich auf die Wiederbelebung des Wehrdienstes in zeitgemäßer Form geeinigt – zunächst auf freiwilliger Basis. Zug um Zug wird mit der Musterung und Rekrutierung in Abhängigkeit vom Bedarf begonnen werden.