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Dr. Klaus-Peter Schulze: Wir wollen die Empfehlungen der Exopet-Studie umsetzen

Redebeitrag zum Wildtierhandel und zur Wildtierhaltung

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Alle drei Anträge beschreiben im Prinzip drei Kernprobleme: a) das Problem des Artenschutzes, b) das Problem des Tierschutzes und c) das Problem der Zoonosen. Ich möchte mich in meinem Beitrag auf den Artenschutz konzentrieren.

Der Handel, vor allen Dingen der illegale Handel, mit Exoten, die als Wildtiere aus irgendwelchen Regionen dieser Erde entnommen werden, ist ein ernstzunehmendes Problem, wenn es darum geht, Tierarten zu schützen. Dieser internationale Handel bedroht Reptilien- und Amphibienarten, aber auch Vögel, Säugetiere, Insekten. Der internationale Handel ist weitgehend unreguliert und stark abhängig von Wildfängen.

Die EU ist ein Hauptabsatzmarkt für den legalen, aber auch für den illegalen Handel mit Wildfängen. Man kann sich das auf der Wildtierbörse in Hamm, die viermal im Jahr stattfindet, sehr genau anschauen.

(Jan Ralf Nolte [AfD]: Das sind Zootiere!)

Ich habe das zweimal gemacht. Es ist schon interessant, wie das dort abläuft: Wenn der Veterinärmediziner die Kontrolle beendet hat, werden Kisten mit Arten, die illegal nach Deutschland geholt wurden, auf die Verkaufstische gelegt

(Jan Ralf Nolte [AfD]: Was für ein Unfug, Herr Kollege!)

– gucken Sie es sich an; ich habe es gesehen – und dann gehen Arten über den Tisch, die in den Ursprungsländern unter Schutz stehen.

(Jan Ralf Nolte [AfD]: Ich kenne mich aus! Das ist doch lächerlich!)

Hinzu kommt, dass dort Summen im mittleren vierstelligen Bereich gezahlt werden; einen Kassenbon gibt es natürlich nicht.

(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wahnsinn!)

Mit unserem Antrag wollen wir diese Börsen nicht verbieten, aber regulieren, und das ist dringend erforderlich.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und der Abg. Susanne Mittag [SPD])

Das Landwirtschaftsministerium hat bereits in der letzten Legislatur eine Studie in Auftrag gegeben.

(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Eine Studie!)

Diese liegt seit 2018 vor, und daraus leiten sich einige Handlungsverpflichtungen für uns ab. Es ist richtig, Frau Kollegin Lemke, dass es etwas länger gedauert hat. Der Antrag war im Wesentlichen Anfang des Jahres fertig; aber die Pandemie hat uns gezwungen, diesem Thema größere Aufmerksamkeit zu schenken.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Reden Sie sich nicht raus!)

Wir wollen die Empfehlungen der Exopet-Studie umsetzen, und dazu ist es erforderlich, dass in allen Bereichen die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Leider – und das ist aus meiner Sicht sehr bedauerlich – wird es nicht gelingen, den Lacey Act, der beispielsweise in Nordamerika üblich ist, in Europa umzusetzen. Das ist aus meiner Sicht ein Handicap. Ich weiß, dass unser Bundesumweltministerium seit längerer Zeit versucht, dies in Europa umzusetzen. Leider machen eine Reihe von Ländern nicht mit.

Abschließend möchte ich auf einige Beispiele eingehen, die deutlich machen, welche Rolle der illegale Handel mit Arten spielen kann. Der Borneo-Taubwaran, eine seltene Art, galt viele Jahrzehnte als ausgestorben. Er wurde im Jahr 2012 wiederentdeckt und zwei Jahre später auf der von mir benannten Börse gehandelt. Ein anderes Beispiel ist der Persische Streifenskink. Diese neue Art wurde im Oktober 2017 erstmalig in einer wissenschaftlichen Publikation beschrieben; drei Monate später wurde das Tier in Deutschland gehandelt. Hier wird deutlich, mit welchem Einsatz die Händler unterwegs sind, um Arten heranzuholen, über die wir noch keine Kenntnisse haben. Ich könnte die Reihe der Beispiele fortsetzen. Der FDP-Antrag nennt auch das Bunthörnchen, an dessen Biss drei Kleintierzüchter aus Sachsen-Anhalt verstorben sind.

Als letztes Beispiel möchte ich den Salamanderpilz nennen. Auch er ist in Europa aufgetaucht, weil illegal eingeführte Schwanzlurche aus Ostasien diesen Pilz mitgebracht haben. Dieser Hautpilz, an den sich die Arten in Ostasien über viele Millionen Jahre anpassen konnten, schlägt bei uns jetzt mit Vehemenz zu. In den Beneluxstaaten sind die Schwanzlurche so gut wie ausgestorben. Der Feuersalamander ist dort verschwunden. Mittlerweile gibt es in Deutschland in einer ganzen Reihe von Bundesländern diese Tendenz. Das BfN macht zurzeit eine Untersuchung zu diesem Thema. Ich denke, dass bis zum Jahresende die Ergebnisse vorliegen.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Dieses Beispiel macht deutlich, was passiert, wenn es uns nicht gelingt, diesen illegalen Artenhandel einzudämmen und zu verhindern. Die Anträge von FDP und Grüne beinhalten viele gute Vorschläge, unser Antrag ist allerdings komplexer. Ich lade Sie ganz herzlich ein: Folgen Sie unserem Antrag!

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)