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(Quelle: unsplash.com)

„Politik macht keine Pause“

  • Monika Grütters über Weihnachten in Zeiten von Krieg und Krise
  • Politiker brauchen Ruhe, um Kraft zu tanken und Ideen zu schöpfen
  • Solidarität mit verfolgten Gläubigen in aller Welt

Das Weihnachtsfest 2022 ist überschattet vom russischen Krieg gegen die Ukraine, von Energieknappheit und Inflation. In den beiden Jahren davor belastete die Corona-Epidemie die Feierlichkeiten. Über Weihnachten in Zeiten der Krise ein Gespräch mit Monika Grütters, Vorsitzende des Stephanuskreises der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Frau Grütters, welchen Trost finden Bürgerinnen und Bürger an Weihnachten in diesen schwierigen Zeiten?

Grütters: Trost in schweren Zeiten finden Menschen in dem, was jedem und jeder Einzelnen wichtig, wertvoll und „heilig“ ist: in Beziehungen, in der Familie, manche auch im Glauben, der uns Orientierung und Heimat schenken kann. Genau darum geht es an Weihnachten: Das Licht der Welt kommt in die Dunkelheit des Lebens und möchte Trost, Hoffnung und neue Perspektiven verbreiten. Christi Geburt ist kein abstraktes Ereignis von vor 2000 Jahren. Sie ist heute – und nicht nur an Weihnachten – eine Ermutigung, in jeder individuellen Lebensgeschichte Raum zu machen für die Wahrheit, für das Gute, für Verbundenheit und Sinn – auch und gerade in schweren Zeiten. Denn das ist es letztlich, was uns als Gesellschaft – besonders in Krisen – zusammenhält. 

„Gute Ideen kommen nicht im Hamsterrad des Alltags“

Auch Politikerinnen und Politiker brauchen Phasen der Ruhe und Besinnung. Kann die Politik sich angesichts von Krieg und Krise eine „Weihnachtspause“ nehmen?

Grütters: Politik macht keine Pause und kann sich auch keine nehmen. Aber die Menschen, die ein politisches Mandat haben, brauchen Zeiten, um sich mit ihren Lieben zu verbinden und auch um sich Zeiten für ihre Spiritualität zu reservieren. Sonst haben wir keine Reserven mehr, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern. Gute Ideen kommen einem meist nicht im Hamsterrad des Alltags, sondern in Ruhe und Besinnung. Ansonsten ist Politik oft keine gut geplante und durchdachte Aktion, sondern eher Re-Aktion auf bestehende Störfeuer. 
Leider machen für gewöhnlich auch Krieg und Krise keine Pause, und gerade die signifikanten Feste im Jahreskreis machen die Unterschiede und den Abstand zwischen dem Ideal- und dem Ist-Zustand der Welt deutlich. Zugleich geben sie uns Gelegenheit, unseren Kompass wieder danach auszurichten, wo wir hin möchten, Ziele zu definieren und sie mit frischer Kraft und neuem Mut umzusetzen. 

„Niemand soll alleine und vergessen sein“

Der zweite Weihnachtstag – der Stephanustag, nach dem Ihr Kreis benannt ist – erinnert an den ersten christlichen Märtyrer. Warum ist das heute noch wichtig?

Grütters: Noch heute werden Menschen wegen ihrer Überzeugungen und ihres Glaubens diskriminiert, verfolgt und sogar ermordet. Nicht nur Christen, auch andere Glaubensgemeinschaften sind schwer unter Druck. Die Menschen, mit denen wir im Stephanuskreis ins Gespräch kommen und die zum Teil selbst betroffen sind, sagen uns einhellig, dass sie in ihrer Not auch die Gewissheit trägt, nicht alleine und nicht vergessen zu sein. Sie fühlen sich getragen von der Solidarität und dem Einsatz engagierter Glaubender und Weggefährten. Die aktuelle Situation in Iran zeigt mit erschreckender Deutlichkeit, wie wichtig das Hinsehen und Eingreifen bei schreienden Ungerechtigkeiten ist. Die mutigen Demonstrierenden zeigen auf beeindruckende Weise klare Haltung für Wahrheit und Recht. Dafür nehmen sie ihren eigenen Tod in Kauf. Nicht nur die öffentlich hingerichteten jungen Männer Majidreza Rahnavard und Mohsen Shekari sind moderne Märtyrer der Freiheit.