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Wolfgang Schäuble
(Quelle: Foto: Tobias Koch)

Deutschland nimmt Abschied von Wolfgang Schäuble

  • Staatstrauerakt im Bundestag für den leidenschaftlichen Parlamentarier
  • Macron würdigt Schäuble als großen Europäer
  • Merz lässt Schäubles Leben Revue passieren

Deutschland nimmt Abschied von Wolfgang Schäuble. Bei einem Staatsakt im Bundestag verneigten sich ranghohe Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft vor dem großen deutschen Staatsmann und leidenschaftlichen Parlamentarier, der am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben war. An den bewegenden Feierlichkeiten nahm neben den Spitzen der deutschen Politik auch der französische Präsident Emmanuel Macron teil, der Schäuble als großen Europäer zeichnete.

„Deutschland hat einen Staatsmann verloren. Europa hat eine Säule verloren. Frankreich hat einen Freund verloren“, sagte Macron beim Staatsakt, an dem auch Staatspräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Unionsfraktionschef Friedrich Merz sowie weitere ranghohe Politiker und Würdenträger teilnahmen. Macron, der seine Rede größtenteils auf Deutsch hielt, würdigte besonders Schäubles Verdienst um die deutsch-französische Freundschaft und die Integration der Europäischen Union.  

Schäubles Vermächtnis: Deutsche Einheit – Berlin – Europa

Merz, der als enger Freund Schäubles sprach, hob den „Dreiklang“ des politischen Vermächtnisses hervor, das Schäuble hinterlassen hat: Deutsche Einheit – Berlin – Europa. „Die Zusammenarbeit mit Frankreich war für Wolfgang Schäuble dabei besonders wichtig.“ Er sei immer bereit gewesen, „im Interesse Europas Kompromisse zu suchen“. 

Macrons Anwesenheit beim Staatsakt in Berlin sei Ausdruck des Vertrauens zwischen Deutschland und Frankreich und „ehrt uns alle“, sagte Merz. Als Zeichen der Verbundenheit beider Länder fand die Trauerfeier am Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages statt – des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages, der vor 61 Jahren unterzeichnet und mit dem Aachener Vertrag 2019 erneuert wurde.

Neben Europa war die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten Schäubles Hauptwerk. Merz erinnerte daran, dass der Vertrag über die Herstellung der deutschen Einheit die Handschrift von Wolfgang Schäuble trägt. Kurz vor der Wiedervereinigung war es Schäuble dank seiner internationalen Vernetzung gelungen, den Zwei-plus-Vier-Vertrag mit den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges abzuschließen, der Deutschland seine volle Souveränität zurückgab. Nicht zuletzt hatte Schäuble mit einem leidenschaftlichen Plädoyer dafür gesorgt, dass nicht Bonn, sondern Berlin die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands wurde.

Mehr als ein halbes Jahrhundert im Bundestag

51 Jahre seines Lebens saß der CDU-Politiker Schäuble für seinen Wahlkreis Offenburg 14 im Bundestag – und stellte damit einen Rekord auf: Keiner war länger Bundestagsabgeordneter als er, und ein leidenschaftlicher Mandatsträger war er noch dazu. Sein politisches Bekenntnis, das er nach seiner Wahl als Parlamentspräsident 2017 formulierte, lautete so: „Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, sozialer Zusammenhalt, ökologische Nachhaltigkeit: Ohne Parlamentarismus geht all das nicht.“

Diesen Satz nannte Merz Schäubles Vermächtnis. Merz, den mit Wolfgang Schäuble eine jahrzehntelange, tiefe Freundschaft verband, ließ in seiner Rede die Lebensstationen des Weggefährten Revue passieren. Zahlreiche Kanzlerwechsel hatte Schäuble miterlebt und blickte selbst auf eine Reihe von Ämtern zurück: So hatte er zehn Jahre lang den Vorsitz der CDU/CSU-Fraktion inne, diente zweimal als Innenminister und dann als Finanzminister, schließlich als Parlamentspräsident, bevor er wieder als einfacher Abgeordneter im Plenarsaal Platz nahm: ein streitbarer Demokrat und eine prägende Persönlichkeit unseres Landes.
 

Weitere Fotos gibt es in unser Galerie zum Trauerstaatsakt für Wolfgang Schäuble