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Artur Auernhammer: Kompetenz der Nahrungsmittelzubereitung muss vielmehr verankert werden

Rede zur Ernährungspolitik

Herr Präsident, vielen Dank für Ihre Rücksichtnahme auf die Tiere. – Meine sehr verehrten Damen und Herren! Verehrte Frau Ernährungsministerin! Ja, es ist richtig, dass wir über Ernährung diskutieren und dass auch zwei Männer in dieser Debatte dabei sind. Denn – meine Damen, nehmen Sie es nicht persönlich – fast 50 Prozent der deutschen Frauen leiden an Übergewicht. Aber – meine Herren, das nehmen Sie bitte jetzt persönlich – bei den Männern sind es fast zwei Drittel der Bevölkerung, die an Übergewicht leiden.

(Rainer Spiering [SPD]: Aber wir beide nicht!)

Und das sollte uns zu denken geben.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, es hat viele Ursachen. Gerade in der Coronakrise haben wir gesehen, dass viele Menschen in den Supermarkt rennen und sich Dinge kaufen, die sie sich vielleicht noch nie gekauft haben. Es liegen jetzt Tausende von Packungen an Mehl und Hefe in den privaten Haushaltungen, wo noch nie ein Brot gebacken worden ist. Das zeigt uns, dass die Kompetenz, mit Lebensmitteln umzugehen, dass die Kompetenz, wie ich Nahrungsmittel erzeuge, wie ich Nahrung zubereite, in unserer Gesellschaft eigentlich viel zu wenig verankert ist. Wir leisten uns die teuersten Einbauküchen und die billigsten Lebensmittel, und das passt nicht zusammen, meine Damen und Herren.

Ich möchte noch eines deutlich erwähnen. Wenn wir über Ernährung diskutieren, dann haben wir viel im Bereich der Bildung, der Aufklärung, der Deklaration zu diskutieren. Aber wir müssen auch darüber diskutieren, wie wir uns verhalten, wie wir uns bewegen. Wir bewegen uns viel zu wenig. Gerade in der Coronazeit, in der Homeoffice-Zeit, hat die deutsche Bevölkerung nicht in der Zahl zugenommen – das kommt erst in neun Monaten –, sondern an Gewicht zugenommen.

Deshalb ist es wichtig, dass dieser Coronaspeck wegkommt, dass wir wieder zu sportlichen Aktivitäten zurückkommen, dass wir – dafür bin ich dankbar – wieder sportliche Aktivitäten machen können in der freien Natur; das müssen wir wieder machen. Wir müssen überall das Engagement in den Sportvereinen, in den Fitnessstudios unterstützen, damit wir auch wieder stärker in Bewegung kommen. Denn nur derjenige, der sich ausreichend bewegt, verbrennt auch die Kalorien,

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein paar flotte Sprüche!)

und deshalb hält es ihn gesund, meine sehr verehrten Damen und Herren.

Wir können hier sehr viel diskutieren über Ernährungskompetenz, über Bildung. Aber ein Großteil der Verantwortung liegt auch bei den Ländern. Ich bin dankbar, dass gerade aus der Landfrauenbewegung sehr viel Engagement kommt, ein eigenes Unterrichtsfach in den Ländern zu etablieren. Ich glaube, es sollte unsere Unterstützung finden, dass die Länder in den Schulen diese Unterrichtseinheiten wieder stärker favorisieren und wir unsere Kinder wieder mehr in das Bewusstsein „Wie produziere ich Lebensmittel? Wie bereite ich Nahrungsmittel zu?“ bringen. Dann habe ich auch nach einer Coronakrise eine gesunde Bevölkerung, und das sollte unser aller Anliegen sein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)