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Dietrich Monstadt: Vorbeugung und Früherkennung von Diabetes mellitus ausbauen

Rede zur Nationalen Diabetes-Strategie

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen! Meine Herren! Ich bin froh, dass wir jetzt mal wirklich wichtige Dinge diskutieren können.

Was lange währt, wird endlich gut. Seit mehr als sechs Jahren arbeitet die CDU/CSU-Bundestagsfraktion an einer nationalen Diabetes-Strategie. Ganz persönlich möchte ich an dieser Stelle Michael Hennrich und unserem Gesundheitsminister Jens Spahn danken, die diese Initiative von Beginn an, Letzterer seinerzeit noch als gesundheitspolitischer Sprecher, unterstützt haben. Danken möchte ich auch Bärbel Bas und Dr. Georg Nüßlein, die in der letzten Phase die noch bestehenden Diskussionspunkte ausgeräumt und damit die heutige Debatte erst möglich gemacht haben.

Meine Damen und Herren, warum ist es so wichtig, dass wir endlich eine nationale Diabetes-Strategie bekommen? Von 1993 bis 2020 haben sich die Zahlen von 6 Millionen Erkrankten in Deutschland auf über 9 Millionen erhöht, einschließlich einer Dunkelziffer. Damit ist fast jeder achte Einwohner, vom Säugling bis zum Greis, an Diabetes erkrankt – wenn ich mich hier umschaue, sehe ich nicht so viele junge Leute; sie mögen das als Mahnung nehmen –, Tendenz steigend. Alle 55 Sekunden erkrankt ein Mensch an Diabetes. Jedes Jahr haben wir 560 000 Neuerkrankungen Typ-2-Diabetes. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit an zweiter Stelle. Menschen mit Diabetes haben ein 2,6-fach erhöhtes Risiko für einen frühzeitigen Tod. Wir beklagen circa 180 000 Todesfälle durch Diabetes jährlich.

Die direkten Gesundheitskosten im Jahr 2020 belaufen sich auf 21 Milliarden Euro. Die Kosten für diabetesbezogene Behandlungen von Kindern und Jugendlichen liegen bei etwa 110 Millionen Euro. Und ja, die Prognose für das Jahr 2040 ist erschreckend. Bei gleichbleibender Entwicklung haben wir bis 2040 über 12 Millionen Erkrankte. Der – in Anführungszeichen – „Tsunami“ Diabetes rollt weiter ungebremst auf uns zu. Deshalb brauchen wir diese Strategie.

Meine Damen und Herren, wir haben schon im Koalitionsvertrag die nationale Diabetes-Strategie verankert, damit die sinnvollen Einzelmaßnahmen unter Einbindung aller Akteure auf Bundes-, Länder- und Selbstverwaltungsebene strategisch gebündelt werden. Diese Strategie setzt acht wesentliche Schwerpunkte:

Erstens. Diabetes-Bekämpfung als ressortübergreifende Aufgabe wahrnehmen. Alle Bereiche wie Sport, Ernährung, Bildung, Arbeit, Soziales, Forschung, Verbraucherschutz, Familie, Senioren, Jugend müssen mit eingebunden werden. Die Grundpfeiler Ernährung und Bewegung müssen zukünftig gleich stark verankert werden.

Zweitens. Die Vorbeugung und Früherkennung von Diabetes mellitus ist auszubauen. Prävention und Versorgungsforschung müssen deutlich vorangetrieben werden. Dazu zählt aber auch, dass ärztliche Fort- und Weiterbildung in gesunder Ernährung und ausreichender Bewegung verstärkt berücksichtigt werden müssen.

Drittens. Versorgungsangebote müssen für Diabetes bekannt gemacht und weiterentwickelt werden. Die sektorenübergreifende Versorgung muss ausgebaut und gestärkt werden. Zusätzlich sollen Behandlungen an individuellen, altersgerechten Bedürfnissen ausgerichtet werden.

Viertens brauchen wir eine zuverlässige Datengrundlage zur Versorgungssituation bei Diabetes mellitus. Hier ist das neu eingeführte Nationale Diabetes-Überwachungssystem am RKI weiterzuentwickeln.

Fünftens sind Information und Aufklärung über Diabetes zu verbessern. Der Bekanntheitsgrad und die Reichweite der bestehenden Informationsdienste sind auszubauen, und die Finanzierung ist sicherzustellen. Die große Bedeutung der ersten 1 000 Lebenstage für das weitere Leben ist herauszustellen.

Sechstens ist die Diabetes-Forschung zu erweitern. Hier muss die individualgerechte Diabetes-Medizin noch stärker in den Mittelpunkt rücken.

Siebtens. Telemedizin muss in der Diabetes-Versorgung ausgebaut werden. Ziel ist hier die Steigerung der Versorgungs- und Lebensqualität von Patienten und Angehörigen; mein Kollege Tino Sorge hat heute Mittag gerade auch im Hinblick auf Diabetes hierzu bereits Ausführungen gemacht.

Letztlich müssen, achtens, gesunde Ernährung und mehr Bewegung erleichtert werden; denn sie sind zentrale Faktoren für ein gesundes Leben. Ernährungsbildung muss schon an Kitas und Schulen gestärkt werden, damit von Kindheit an ein gesundes Ernährungsverhalten erlernt wird. Das gilt auch für die Freude an Bewegung. Auch hier müssen schon in der Jugend Grundlagen gelegt werden.

Meine Damen und Herren, wir wollen weiter den Diabetes-Patienten dabei unterstützen, sein eigener Gesundheitsmanager zu werden: beim Ernährungsverhalten und beim Bewegungsverhalten.

Ich bin froh, dass wir es noch vor der Sommerpause geschafft haben, diesen Antrag hier heute zur Abstimmung zu stellen, und werbe dringend um Zustimmung.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)