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Wie aus Vertrauen Freundschaft wurde

Volker Kauder präsentiert Erinnerungungsbuch über Peter Struck

Wenige Tage vor Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der SPD hat der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder ein Buch über parlamentarische Erinnerungen an seinen politischen Freund Peter Struck vorgestellt. Das Buch mit dem Titel „Die Fraktion – Machtzentrum und Fegefeuer“ sei „eine Verbeugung vor Peter Struck, der viel zu früh von uns gegangen ist“, sagte Volker Kauder. Der ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende und Ex-Verteidigungsminister wäre am 24. Januar 75 Jahre alt geworden.

Volker Kauder und Peter Struck führten in der großen Koalition von 2005 bis 2009 ihre Fraktionen im Bundestag. „Und es gibt sie doch – Freundschaft in der Politik“, sagte Kauder in Erinnerung an seinen Amtskollegen, dessen Markenzeichen Schnauzbart, Pfeife und Raucherstimme waren. Er könne sich nicht mehr genau erinnern, wann aus der vertraulichen Zusammenarbeit Freundschaft geworden sei. Sicher sei aber, dass die damalige große Koalition für ihn immer etwas Besonderes bleiben werde, weil er nur durch sie Peter Struck zum Freund gewonnen habe.

Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck (r), unterhält sich am Freitag (03.07.2009) im Bundestag in Berlin mit dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Struck wurde an diesem Tag als Fraktionsvorsitzender verabschiedet. Nach langem Koalitionsstreit verabschiedete der Bundestag am Freitag in Berlin die mittlerweile abgeschwächten Gesetzespläne von Finanzminister Steinbrück für Geschäfte mit sogenannten Steueroasen
Rückblick 2009: Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Peter Struck (gestorben Dezember 2012), unterhält sich im Bundestag in Berlin mit dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder. Struck wurde an diesem Tag als Fraktionsvorsitzender verabschiedet. 

Foto: dpa

„Ja, ich vermisse meinen Freund“

Basis dieses Vertrauens seien das Versprechen gewesen, sich nicht gegeneinander auszuspielen und nicht in aller Öffentlichkeit – also auch nicht vor den beiden Fraktionen - zu streiten. In Talkshows seien sie grundsätzlich nur gemeinsam aufgetreten. Der Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“, Nico Fried, der neben zahlreichen anderen Politikbeobachtern einen Beitrag für das von Volker Kauder initiierte Buch verfasst hat, meinte, die Freundschaft sei am Anfang von beiden nur behauptet worden. Irgendwann habe die reale Entwicklung die Behauptung aber überholt.

Nach Ende der großen Koalition 2009 hatte Struck seinen Freund Volker Kauder immer mit der rituellen Frage „Vermisst Du mich?“ begrüßt. Drei Jahre später, 2012, starb Peter Struck unerwartet. Die Antwort laute immer noch: „Ja, ich vermisse meinen Freund Peter Struck“, sagte Volker Kauder.

Volker Kauder auf der Buchvorstellung
Volker Kauder (CDU) schwelgt mit launigen Anekdoten in Erinnerung an den verstorbenen SPD-Fraktionsvorsitzenden Peter Struck. Mit ihm auf dem Podium Andrea Nahles (SPD) und Nico Fried. Foto: KAS/Brinckmann

Schwebezustand bald beenden

Gegenpart in einer künftigen großen Koalition, so sie denn zustande kommt, wird für ihn die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles sein. Beide betonten bei der Buchvorstellung, dass sie schon in der vorangegangenen Wahlperiode, als Nahles Arbeits- und Sozialministerin war, vertrauensvoll zusammengearbeitet hätten. Ihr gutes Verhältnis werde „eine wichtige Achse“ für eine reibungslose Kooperation sein. „Ich bin für Verlässlichkeit und vernünftige Absprachen immer zu haben“, beteuerte die SPD-Fraktionsvorsitzende. Unionsfraktionschef Volker Kauder äußerte die Hoffnung, dass der Schwebezustand, in dem sich Deutschland der Welt gerade präsentiere, „bald beendet werden“ könne.

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