Skip to main content

Peter Stein: Entscheidend ist, dass wir JETZT beginnen

Rede zur Umsetzung der Agenda 2030

Die Verabschiedung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung war ein Meilenstein. Jeder Staat, ob reich oder arm, ist seitdem verpflichtet, seinen Beitrag zu leisten.

Dabei ist klar: In vielen Bereichen – allen voran bei der Reduktion von CO2-Emissionen, festgehalten in SDG 13 „Maßnahmen zum Klimaschutz“ – sind die Industrie- und Schwellenländer in besonderer Verantwortung.

Deutschland stellt sich dieser Verantwortung. Wie die Kanzlerin diese Woche in New York noch einmal klar gemacht hat: Bis 2030 möchte Deutschland seine Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 55 Prozent reduziert haben, bis 2050 möchten wir gänzlich klimaneutral sein.

Zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele haben wir im Klimakabinett ein Maßnahmenbündel auf den Weg gebracht, welches die richtigen Weichenstellungen vornimmt. Nach und nach werden wir weitere Schritte vornehmen.

Auch auf europäischer Ebene ist Deutschland beim Thema Nachhaltigkeit besonders engagiert. Während der EU-Ratspräsidentschaft Deutschlands im kommenden Jahr werden wir dem Thema eine besondere Bedeutung einräumen. Wir haben uns vorgenommen, die europäischen Nachhaltigkeitsziele weiterzuentwickeln.

Um klimaneutral zu werden, müssen wir in Deutschland alle Bereiche unseres Lebens entkarbonisieren. Und wir müssen die Entwicklungs- und Schwellenländer dabei unterstützen, nicht dieselben Fehler zu begehen, die wir in der Vergangenheit begangen haben.

Ein Sektor der derzeit erheblich zum Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid und damit zum Klimawandel beiträgt, ist das Bauen. Die gängigen Baustoffe wie Asphalt, Beton und Stahl sind bei der Herstellung sehr energieintensiv und haben damit eine negative CO2-Bilanz. Zusätzlich verbraucht der Bausektor enorme Ressourcen. Auch eine spätere Abfallbehandlung der eingesetzten Baustoffe gilt es zu kalkulieren. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen entfällt zum Beispiel in Europa auf das Bauwesen fast die Hälfte des Rohstoffverbrauchs. Dies hochskaliert auf Entwicklungs- und Schwellenländer ist sicherlich untragbar.

Der nachwachsende Baustoff Holz könnte hier ein Teil der Lösung sein: Bäume und andere Pflanzen lagern beim Wachstum Kohlenstoff in ihren Zellen ein, sie entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und setzen Sauerstoff frei. Im Holz bleibt der Kohlenstoff längerfristig gebunden. Die Wälder der Erde und der Boden, auf dem sie stehen, speichern die Hälfte des weltweit gebundenen Kohlenstoffs. Wälder, die Lieferanten des Baustoffes Holz, sind dabei nicht nur CO2-Senken, sie stellen auch enorme Ökosystemleistungen bereit: Sie filtern schädliche Partikel aus der Luft, ihre Wurzeln verhindern Bodenerosion, sie regulieren lokale Wasserkreisläufe sowie das Mikroklima und beugen so Dürren und Überschwemmungen vor. Auf die Weise tragen Wälder erheblich zur Resilienz von Ökosystemen gegenüber Extremwetterereignissen bei und reduzieren so die Vulnerabilität ganzer Regionen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels.

Nicht zuletzt sind Wälder Heimat von rund 80 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten jenseits der Ozeane. 350 Millionen Menschen leben im oder am Wald, für 1,6 Milliarden Menschen ist er die direkte Lebensgrundlage. Wälder sind also beides: Ressourcenquelle und schützenswerter Lebensraum für Mensch und Tier.

Ich würde mir deswegen wünschen, dass wir neben einem strengem Schutz bestehender Wälder auch große Anstrengungen in den Sektoren Aufforstung degradierter Flächen und nachhaltige Bewirtschaftung von Nutzwäldern unternehmen. Auf diese Weise schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe:

Erstens. Wir gehen unser Baustoffproblem an: Aufgrund von Innovationen und Werkstoffentwicklungen haben moderne Holzbauten anders als früher eine lange Lebensdauer, eine hohe Wertbeständigkeit und erfüllen auch beim Brandschutz strenge Auflagen. Die auch in unseren Breitengraden stetig zunehmende Anzahl neuer Gebäude mit Holzbauteilen zeigt, dass das Bauen mit Holz auch den gegenwärtigen Anforderungen hinsichtlich Wohnen und Arbeiten gerecht wird.

Zweitens. Durch die Aufforstung entwaldeter Flächen in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten wir nicht nur einen positiven Beitrag zur Reduktion von CO2, sondern schaffen durch eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder auch Einkommen für die lokale Bevölkerung. Dies verbessert die Lebenssituation der Menschen vor Ort, hilft, Biodiversität zu erhalten, und nimmt Druck von bestehenden Primärwäldern, die so nicht abgeholzt werden müssen.

Entscheidend, meine Damen und Herren, ist, dass wir JETZT beginnen. Die Agenda 2030 trägt die Deadline im Namen. Und bis Bäume aus einem ökologischen Nutzwald entnommen werden können, vergehen Jahre.

Ich begrüße daher ausdrücklich die Zusagen der Bundesregierung in New York, 250 Millionen Euro zusätzlich für den Waldschutz bereitzustellen. 200 Millionen für das ProGreen-Kreditprogramm der Weltbank, 30 Millionen für die Zentralafrikanische Waldinitiative CAFI und 20 Millionen für indigene Gemeinschaften zum Waldschutz.

Unser Engagement in Brasilien, im Kongo und Indonesien zum Schutz des tropischen Regenwaldes umfasst zusätzlich mehr als 330 Millionen Euro.

Das ist der richtige Weg! Lassen Sie es uns angehen!