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Karsten Möring: Von den heißesten Jahren der letzten 30 Jahre sind neun in diesem Jahrzehnt

Redebeitrag zu Klimaschutz-Politik

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! An diesem Tag, an dem die USA den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen wirksam werden lassen, an diesem Tag, an dem wir erwartungsvoll darauf schauen,

(Karsten Hilse [AfD]: Dass Trump gewinnt!)

ob Blau oder Rot in Amerika die Oberhand bekommt und welche Folgen das für das Klimaabkommen hat, an diesem Tag hat die AfD nichts Besseres zu tun, als zu fordern, wir sollten aus diesem Klimaabkommen austreten. Das ist, mit Verlaub gesagt, der Versuch einer Symbolpolitik, die sozusagen alles Schlechte in dieser Diskussion auf einen Punkt bringt.

Verehrter Herr Kollege Hilse, wenn Sie reden – das gilt für Ihre Kollegen auch –, geht es Ihnen oft darum, Ihre Botschaft zu irgendetwas loszuwerden, egal zu welchem Thema; in diesem Fall ist es Corona. Lassen wir das einmal beiseite und schauen uns an, wie Sie Ihre Vorstellung eigentlich begründen. Sie fangen damit an, zu sagen: Das Pariser Klimaabkommen hat noch nicht einmal eine Zielvorgabe, nämlich eine Temperatur, die erreicht werden soll. – Sie ignorieren dabei, dass sich die Diskussion um die Frage der Erwärmung schlichtweg gar nicht darum dreht, welche Temperatur die Erde nun durchschnittlich haben soll, haben darf oder nicht haben darf; vielmehr geht es um die Frage, wie die Erwärmung vor sich geht, wie schnell sie geht und wodurch sie ausgelöst wird.

An diesem Punkt kann man sagen – auch so eine Lieblingsvorstellung von Ihnen –: Seit Tausenden von Jahren schwanken die Temperaturen. – Ja. Aber meine Kollegin Weisgerber hat vorhin darauf hingewiesen, dass die Temperatur sich in einem abenteuerlichen Tempo erhöht, nämlich ungefähr hundertmal so schnell wie alle Temperaturänderungen in den geologischen Zeiten der Erde.

(Karsten Hilse [AfD]: Das stimmt leider nicht, Herr Möring!)

Das ist der entscheidende Punkt. Wenn man fragt: „Woran liegt das, woher kommt diese Temperaturänderung?“, dann lautet die Antwort: Sie kommt natürlich von den Treibhausgasen, die wir ausstoßen, und sie kommt auch daher, dass sich diese Treibhausgase seit dem Beginn der industriellen Revolution fast verdoppelt haben. Sie sagen an vielen Stellen, das sei ja so wenig und hätte keinen Effekt. Ich sage: Spurengase haben einen Effekt, auch wenn sie nur in geringer Menge auftreten.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wissen Sie, mit dem Klima ist das so: Klima hat mit Wetter zunächst einmal wenig zu tun. Aber die Daten aus einer Periode von 30 Jahren sagen etwas über das Klima aus. Wenn wir diese 30-Jahres-Perioden der Vergangenheit hintereinanderschalten, dann sehen wir genau, was passiert ist: Die Erwärmung ist von Periode zu Periode größer geworden, und sie ist am größten geworden in den letzten zehn Jahren. Von den heißesten Jahren der letzten 30 Jahre sind neun in diesem Jahrzehnt: eine war 2005, alle anderen in den letzten zehn Jahren. So. Das ist ja wohl ein Beleg dafür, dass es irgendeinen Mechanismus gibt, der dazu führt, dass diese Entwicklung stattfindet.

Klimawerte sind Durchschnittswerte; sie können durch geringe Schwankungen zustande kommen, sie können aber auch durch große Schwankungen zustande kommen. Und genau das Problem haben wir. Die heißen Sommer, die wir haben, die Extremwetterereignisse kommen im Durchschnitt nicht so zum Vorschein. Aber – um ein anderes schönes Beispiel zum Durchschnitt zu nennen –: Wenn Sie auf einem Ofen sitzen und Sie Ihre Füße in Eiswasser haben, ist Ihre Durchschnittstemperatur normal, aber Sie fühlen sich sicher nicht wohl damit.

(Heiterkeit bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Herr Hilse, ich kann Sie nur bitten: Streichen Sie auf Ihrem tollen T-Shirt das Wort „Denker“!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Der Rest kann stehen bleiben. Das passt dann besser zu Ihnen.

(Beifall bei der CDU/CSU)