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Ingrid Pahlmann: Weg von zu süß, zu salzig, zu fett hin zu einem gesünderen Maß

Rede zur Ernährungspolitik

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Nichts im Leben scheint auf den ersten Blick so selbstverständlich und banal wie die Ernährung, wie Essen und Trinken. Aber dennoch wird kaum etwas anderes so vielseitig und kontrovers diskutiert.

Am Montag hatten wir im Deutschen Bundestag ein Fachgespräch zur Ernährungsforschung. Alle Wissenschaftler waren sich darin einig, dass wir in Deutschland gute, sichere und erschwingliche Lebensmittel zur Verfügung haben. Und trotzdem spielen ernährungsbedingte Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Adipositas eine immer größere Rolle bei der Mortalität in unserem Land.

Seit der vergangenen Woche liegt uns nun der ernährungspolitische Bericht für die Jahre 2016 bis 2020 vor. Er zeigt, was wir, was die Bundesregierung in puncto Ernährungspolitik und gesundheitlicher Verbraucherschutz bereits auf den Weg gebracht hat. Zu den umgesetzten Maßnahmen gehören zum Beispiel der Nutri-Score, die Ansätze zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung, die Reduktionsstrategie für Zucker, Salz und Fette in Fertigprodukten, die wir mittlerweile aus praktischen Gründen und aus Zeitmangel immer häufiger auf unserem Teller finden. Wir gehen da mit unserer Ministerin den Weg der freiwilligen Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie.

(Isabel Mackensen [SPD]: Sehr erfolgreich! – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ui!)

Noch besteht die Chance der Freiwilligkeit, aber ich sage auch: Es muss geliefert werden.

Wir haben aber auch Erfolge zu verzeichnen: Wir haben das Verbot von Zucker in Kindertees und die allgemeine Reduzierung des Zuckergehalts in Kindergetränken, Quarkzubereitungen und Kinderjoghurts. In dem Bereich geht es also wirklich voran. Es gibt aber auch Produktgruppen, wo die Verbesserungen signifikanter sein könnten und sollten. Dringenden Handlungsbedarf sehe ich da beim Salzgehalt von Fertigprodukten. Da sind die Tiefkühlpizzen ein absolutes Negativbeispiel. Da ist definitiv Luft nach oben.

Darüber hinaus müssen wir aber, wie es die Wissenschaftler am Montag im Fachgespräch ausführten, auch noch an weiteren Schrauben drehen. Drei Dinge sind aus deren Sicht dabei unerlässlich: erstens Bildung, zweitens Information und drittens die regulatorischen Maßnahmen.

(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Viertens Verpflichtung!)

Flankierend zu unser aller Anstrengung ist im Bereich Bildung und Information der Deutsche LandFrauenverband mit Aktionen wie „Kochen mit Kindern“, dem Ernährungsführerschein und der Forderung nach dem Schulfach „Alltagskompetenz“ richtig gut unterwegs. Aber da brauchen die Landfrauen dann auch die Unterstützung der Kultusministerien der Länder; denn alleine können sie es nicht umsetzen. Aber auch die Kommunen haben ihre Verpflichtung und ihre Möglichkeit, zum Beispiel bei der Auswahl ihrer Caterer auf Qualität und Einhaltung der DGE-Empfehlungen zu achten. Das können nämlich die Kommunen entscheiden.

Heute war übrigens die Preisverleihung im Rahmen von „Zu gut für die Tonne“. Einer der Nominierten ist aus meiner Heimatstadt. Er bietet als Caterer ein „Ganzheitliches Schulmensakonzept – Ernährungsbildung mit regionalen Produkten“ an. Wir haben ihn als Stadtrat damals ganz explizit aufgrund dieser Aktivitäten ausgewählt, für uns die Schul- und Kitaversorgung sicherzustellen. Das ist ein bisschen teurer; aber das war uns die Sache wert. Die Kommunen haben also durchaus das Zepter in der Hand.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)

Unsere Aufgaben auf Bundesebene sind die weitere Informationsübermittlung und die regulatorischen Maßnahmen. Da sollten wir uns dann auch nicht scheuen, der Wirtschaft gehörig auf die Füße zu treten, damit sie ihre Rezepturen weiter anpasst

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das sagen Sie mal Ihrer Ministerin!)

und die Geschmacksnerven der Verbraucherinnen und Verbraucher neu polt: weg von zu süß, zu salzig, zu fett hin zu einem gesünderen Maß. Der farbliche Nutri-Score kann dabei Entscheidungshilfe sein, aber auch hier muss man die Plausibilität selbst prüfen; denn nicht immer ist eindeutig, dass „grün“ auch gleich „gesund“ ist. – Ich meine das jetzt nicht politisch.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das wäre auch falsch!)

Deshalb ist immer auch ein gewisses Maß an Ernährungsbildung nötig.

In vielen Haushalten spielen Nahrungsergänzungsmittel leider eine immer größere Rolle. Diese Supplemente sind nicht genau reguliert; sie sind frei verfügbar und beileibe nicht unproblematisch. Diesem Bereich werden wir uns in den kommenden Wochen intensiv widmen.

Sie sehen also: Das Themengebiet Ernährung bietet noch etliche Bereiche, die es zu regulieren und zu verbessern gilt. Wir bleiben zusammen mit unserer Ministerin dran.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Ulrich Lechte [FDP])