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Dr. Michael von Abercron: "Wir können sehr stolz auf das sein, was diese Menschen tun"

Rede zum Forschungsrahmenprogramm - Klimakrise

Sehr verehrter, hochgeschätzter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Gäste auf den Tribünen! Goethe hat einmal gesagt:

Der Mensch muss bei dem Glauben verharren, daß das Unbegreifliche begreiflich sei; er würde sonst nicht forschen.

Dieser Satz lässt sich ohne Weiteres sehr gut auf den Antrag der Grünen übertragen. Denn wir müssen erforschen und ergründen, was die Grünen eigentlich genau meinen.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hat Ihnen der Kollege doch gerade erzählt!)

Dabei geht es nicht nur um die Sprache; es wird politisch verklärt von der Klimakrise und der globalen Überhitzung gesprochen. Überhitzt scheint hier vor allem die Rhetorik, die nur parteipolitisch nützen soll.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sollten mehr Klimaforschungsergebnisse lesen!)

Wollen Sie uns wirklich glauben machen, dass gerade die Forscher in unserem Land zum Thema Klimawandel nicht hervorragende Arbeit geleistet haben und global unterwegs sind?

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Haben Sie meiner Rede nicht gelauscht?)

Wollen Sie uns wirklich weismachen, dass diese weltweit anerkannte Arbeit nicht auch finanztechnisch hervorragend unterlegt ist? Ich will dazu nur drei Zahlen aus dem Bereich des BMBF erwähnen: Titel „Klimaforschung und System Erde“: 157 Millionen Euro, „Küsten-, Meeres- und Polarforschung“: 57 Millionen Euro, „Klimaforschung, Biodiversität und Globalisierte Lebensräume“: 111 Millionen Euro. Und das ist noch nicht alles. Im Grunde genommen kommen viele andere Bereiche mit entsprechenden Institutionen hinzu, von denen der Einsatz der Schiffe unterstützt wird. Es handelt sich also um eine riesige Summe. Die Details kann ich gar nicht alle aufzählen.

Wir halten uns eine eigene hochseefähige Flotte durch Helmholtz-Gemeinschaft, Alfred-Wegener-Institut, GEOMAR, DFG, Projektträger Jülich usw.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Stellen Sie das jetzt infrage?)

Es handelt sich um mehr als 25 Schiffe. Die Bundesmarine wäre stolz, wenn sie so eine seegängige und funktionsfähige Flotte zur Verfügung hätte, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wer hat denn den Schlamassel mit der „Gorch Fock“ zu verantworten?)

Darüber hinaus ist es so, dass wir sogar Neuzugänge in diesem Jahr erwarten können: dieses Jahr ein neues Schiff und nächstes Jahr vielleicht die „Polarstern 2“. Darauf können wir sehr stolz sein.

Die Schiffe – und das ist ganz besonders wichtig – sind verknüpft und arbeiten zusammen in einer Leitstelle. In Ihrem Antrag kommen die Begriffe „Verknüpfung“ und „Bündelung“ standardmäßig vor. Das Beispiel, dass die Schiffe zusammenarbeiten und von der Leitstelle geführt werden, zeigt, dass das alles hervorragend funktioniert.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich finde es gut, wenn die Forscher zusammenarbeiten und nicht die Schiffe!)

Sie führen – das ist in Ihrem Antrag außergewöhnlich gut formuliert – biologische, chemische, geologische, ozeanografische, meteorologische, geophysikalische und glaziologische Langzeitmessungen durch.

(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben „klimatologisch“ vergessen!)

Das tun sie heute schon.

Auch die durchgängige Forderung in Ihrem Antrag nach einem Ausbau der internationalen Zusammenarbeit ist längst beschlossene Sache. Ich will nur auf die große, spektakuläre Reise hinweisen, die die „Polarstern“ dieses Jahr durchführen wird. Sie wird sich nämlich im Eis einfrieren lassen. 600 Menschen aus 27 Ländern sind daran beteiligt.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, super Sache!)

„Wo ist da ein Mangel an internationaler Zusammenarbeit?“, kann ich da nur fragen, meine Damen und Herren.

Nun zu einem ganz besonderen Satz, der uns allen unseren Forscherdrang abverlangt. Ich will ihn mit der Genehmigung des Präsidenten zitieren – Zitat aus Ihrem Antrag –:

Mit diesem Rahmenprogramm sollen … die sozialpsychologische, verhaltensökonomische und kommunikationswissenschaftliche Forschung zur Klimakrise gestärkt werden, also Ansätze sowohl zur Vermittlung der Erkenntnisse der Klimaforschung in Politik und Gesellschaft als auch zur Erkenntnisgewinnung aus der Gesellschaft für die Klimaforschung.

(Beifall des Abg. Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Dies sollte den Wissenstransfer im Bereich der Bildungsmaßnahmen mit einschließen …

Haben Sie das verstanden?

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja!)

Ich in Teilen, aber der arme Forscher, der das machen soll, der tut mir jetzt schon leid. Dafür braucht man in der Tat sehr viel Geld, und es kommt dabei nichts raus. Das könnte Ihr Antrag bewirken.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der AfD)

– Danke schön.

Es gibt diverse andere Bereiche, in denen wir in der Klimaforschung aktiv sind. Ich kann sie gar nicht alle erwähnen. Da sind zum Beispiel die Hightech-Strategie „Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energie“ sowie die Deutsche Anpassungsstrategie, wo wir schon lange aktiv sind. Trotzdem bleibt aufgrund der multifaktoriellen Zusammenhänge ein riesiger Forschungsbedarf. Das will ich gerne zubilligen.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ach so! Jetzt doch?)

In vielen Bereichen zeichnet sich aber schon jetzt mehr ein Umsetzungsproblem als ein Erkenntnisproblem ab.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Die ganze Regierung hat permanent ein Umsetzungsproblem!)

Denken Sie zum Beispiel an die Folgen von Extremwetterlagen oder an Fragen des Küstenschutzes.

Wenn dieser nicht gerade herausragende Antrag es jetzt ins Plenum geschafft hat, hat das auch einen Vorteil. Wenn wir die 14 Punkte, die Sie aufgeführt haben, durchgehen und abgleichen, dann werden wir feststellen, was wir schon alles Tolles machen. Wir stehen hinter den finanziellen Anstrengungen, die zur Erforschung des Klimawandels und zur Anpassung notwendig sind. Wir lehnen aber die willkürlichen Forderungen nach mehr Geld ab, geht es dabei doch wohl eher um die Klimapflege in der grünen Parteiprogrammatik, meine Damen und Herren.

Angesichts der großen Anstrengungen unserer Forscher auf ihren Reisen in die Antarktis oder an ferne Orte dieser Welt, die mit erheblichen persönlichen Einschränkungen verbunden sind, ist es dringend geboten – das hat mein Vorredner Gott sei Dank auch schon gemacht –, dass wir ihnen unseren großen Dank und unsere Anerkennung aussprechen. Wir können sehr stolz auf das sein, was diese Menschen tun. Seien wir stolz darauf, was unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler draußen in der Welt leisten.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich möchte den Stolz mehren!)

Ich hoffe, dass wir die Möglichkeit haben, das auch in Zukunft zu tun. Die Mittel, die wir zur Verfügung stellen, sind gut angelegt.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)