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Dr. Klaus-Peter Schulze: Wir wollen, dass dieses wertvolle Ökosystem erhalten bleibt

Rede zum Meeresschutzgebiet im Weddellmeer der Antarktis

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren auf den Tribünen! Als James Cook von 1772 bis 1775 seine zweite Forschungsreise in die Antarktis machte, war der deutsche Forscher Georg Forster zusammen mit seinem Vater mit dabei. Georg Forster hat dort wissenschaftliche Grundlagen gesammelt. Später war er ein bekannter Ethnograf in Preußen. Sicherlich hat die DDR 1987 die erste deutsche Antarktisstation deshalb nach ihm benannt.

Insgesamt hat Deutschland jetzt fünf Stationen in der Antarktis. Von meinen Vorrednern, insbesondere vom Kollegen der FDP, ist schon angesprochen worden, welche Rolle die Forschungsleistungen von Deutschland spielen, wenn es darum geht, dort Informationen zu sammeln.

Das Weddellmeer ist als Randmeer des Südpolarmeeres nach meinen Informationen 2,8 Millionen Quadratkilometer groß. Das entspricht in etwa der achtfachen Fläche der Bundesrepublik.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Darüber würde ich mich nicht streiten!)

Die beiden Kollegen Träger und von Abercron haben sich sicherlich auf den Schutzgebietsbereich bezogen, der vorgesehen ist, und sind deshalb auf die fünffache Fläche gekommen.

Zur Artenvielfalt ist bereits einiges gesagt worden. Im Weddellmeer sind etwa 14 000 Tierarten nachgewiesen worden. Das ist eine beeindruckende Zahl – zumal wir bei der Antarktis ja immer denken: Lange kalt, viel Dunkelheit! Was soll da tatsächlich los sein?

Der Mensch ist insgesamt ein seltener Gast. Höchstens die von mir schon genannten Forscher – etwa 4 000 Forscher arbeiten derzeit dort –, Fischer und zunehmend Touristen sind dort anzutreffen.

Der zunehmende Schiffsverkehr führt natürlich auch dazu, dass durch die Ablagerung der Rußpartikel auf den Eis- und Schneeflächen die Reflexion der Sonnenstrahlung nicht mehr so stark ist, weshalb Gletscher schneller abschmelzen, als es ohne diesen Eingriff der Fall wäre.

Wir wollen aber, dass dieses wertvolle Ökosystem erhalten bleibt. Deshalb unterstützen wir, wie es meine Vorredner schon gesagt haben, unsere Bundesregierung im Hinblick auf die Verhandlungen im Oktober dieses Jahres. Wenn es gelingt, das Weddellmeer unter Schutz zu stellen, haben wir eine Fläche von 1,8 Millionen Quadratkilometer und kämen damit zu dem größten Meeresschutzgebiet der Welt. Zurzeit sind 3,4 Prozent der Meeresfläche unter Schutz. 10 Prozent sind das Ziel, das wir in zwei Jahren erreichen wollen, und ich glaube, Frau Lemke, wir sind uns einig: Das werden wir nicht schaffen. Ob die Zielsetzung 30 Prozent im Jahr 2030 realistisch ist, würde ich auch gerne hinterfragen.

Warum ist es gerade jetzt notwendig, die Schutzmaßnahmen voranzubringen? Viele Länder, beispielsweise aus Südostasien und Ostasien, sind zunehmend stärker im Weddellmeer aktiv, um Krill zu fischen. Krill enthält Omega-3-Fettsäuren, die ein sehr bekanntes Nahrungsergänzungsmittel sind. Mit der Zunahme von Weltbevölkerung und Wohlstand wird die Nachfrage danach immer größer.

Inzwischen gibt es aber Möglichkeiten, Omega-3-Fettsäuren synthetisch herzustellen, oder man kann auf andere Öle ausweichen. Wir Lausitzer zum Beispiel haben mit dem Mangel überhaupt nichts zu tun. Wir essen regelmäßig Quarkkartoffeln mit Leinöl, das viele Omega-3-Fettsäuren enthält, nämlich etwa 70 Prozent. Damit haben wir also kein Problem.

(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Im Übrigen ist es der Gentechnik gelungen, in Raps und Leindotter die Gene der Mikroalge einzubauen. Das zeigt, dass man mit sinnvollem Einsatz – ich betone: sinnvollem Einsatz – der Grünen Gentechnik auch Ressourcenschutz betreiben kann. Das will vielleicht nicht jeder hören, aber das ist tatsächlich so.

(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ihr wolltet nicht polarisieren, sage ich nur!)

– Ich polarisiere ja auch nicht. Ich stelle nur fest.

Es ist also eine Schatzkammer auf unserer Erde. Deshalb sollten wir uns alle dafür starkmachen, dass wir a) die Unterschutzstellung schaffen und b) dann über Managementpläne das, was wir schützen wollen, entsprechend umsetzen.

Auch ich möchte mich bei allen Kollegen, die an der Erarbeitung beteiligt waren, ganz herzlich bedanken. Ich will noch einmal betonen, dass die Initiative von Frau Lemke und ihren Mitarbeitern ausgegangen ist. Auch dafür noch einmal herzlichen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Ich wünsche uns allen ein schönes Wochenende und schenke Ihnen eine Minute.

(Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)