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Alois Gerig: Der Wald und die 2 Millionen Waldbesitzer brauchen unsere politische Hilfe

Rede zum Schutz für Wälder

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! So ein bisschen überrascht bin ich schon über die FDP-Position und diesen Vortrag, Kollege Busen. Das ist ein bisschen eine verkehrte Welt.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Aber der Reihe nach.

Der FDP-Antrag hat zwei Teile. Der erste Teil des Titels lautet: „Wälder schützen“. Das wollen wir, und das müssen wir tun. Das wissen wir alle. Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist mit Wald bewachsen. Die Bundeswaldinventur zeigt uns, dass diese Fläche sogar ein wenig größer wird.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Es wächst mehr Holz nach, als wir entnehmen. Auch das ist eine Tatsache, die man an der Statistik ablesen kann.

(Beifall der Abg. Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wald dient als Kohlenstoffsenke, Wald ist wichtiger Rohstofflieferant – das wird zukünftig noch wichtiger werden –, und Wald ist Erholungsraum für Fauna, Flora, aber insbesondere auch für uns Menschen.

Ich sage Ihnen: Die Waldbesitzer haben angesichts des aktuellen Zustands des Walds ganz andere Sorgen, als dass sie sich um ein paar Windräder mehr oder weniger sorgen würden; darauf komme ich gleich noch einmal zurück.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Damit zum zweiten Teil des FDP-Antrags, der mit „Rodungen für die Windkraft stoppen“ überschrieben ist. Ja, natürlich, man kann grundsätzlich fragen, wie viele Windenergieanlagen wir insbesondere in den windschwächeren ländlichen Regionen tatsächlich brauchen, wie viele gebaut werden sollen. Diese Frage ist zumindest so lange berechtigt, wie noch keine bezahlbaren Speichermöglichkeiten zur Verfügung stehen.

(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das wird noch eine Zeit lang dauern!)

Ich mache auch keinen Hehl daraus, dass ich persönlich ein eher distanziertes Verhältnis dazu habe.

(Volkmar Vogel [Kleinsaara] [CDU/CSU]: Ich auch!)

Wir sollten unsere landschaftlich reizvollen ländlichen Regionen unbedingt für den Tourismus und als Naherholungsgebiete erhalten. Gleichzeitig müssen wir in der Bevölkerung Akzeptanz für Windenergieanlagen schaffen, um sicherzustellen, dass die Bevölkerung diese Anlagenstandorte genehmigt und mitträgt.

Ökologisch gesehen, kann ein Windrad im Wald unter Umständen genauso nützlich, aber auch genauso schädlich sein wie ein Windrad auf einem Acker am Waldrand. Deshalb steht schon heute in den Genehmigungsverfahren, für die übrigens die Bundesländer zuständig sind, die naturschutzfachliche Prüfung ganz obenan.

(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Sicher nicht!)

Größere Waldrodungen, Schneisen und andere Beeinträchtigungen sollten selbstverständlich, wo immer möglich, vermieden werden.

(Manfred Grund [CDU/CSU]: Das geht aber nicht!)

Wir sollten uns noch mehr auf den Bau von Stromtrassen von Nord- nach Süddeutschland konzentrieren, um den deutlich kontinuierlicher fließenden Strom aus Offshorewindkraftanlagen in ganz Deutschland besser nutzen zu können. Dann brauchen wir auch die Debatten über den Zubau bei uns im Land nicht mehr in dem Maße zu führen.

Abschließend noch ein paar Worte zur aktuellen Situation im deutschen Wald. Die Lage ist dramatisch, meine sehr verehrten Damen und Herren. Der Wald und die 2 Millionen Waldbesitzer brauchen unsere politische Hilfe. Ich bin froh darüber, dass Bundesministerin Julia Klöckner und Staatssekretär Fuchtel sich die Situation in den Wäldern bereits im August angesehen haben. Von den 500 Millionen Baumsetzlingen, die im Frühling 2018 ausgepflanzt worden sind, ist ein Großteil vertrocknet. Die Bäume insgesamt sind durch die große Trockenheit geschädigt und geschwächt, was dem Borkenkäfer breite Nahrung bietet. Die Bäume mussten schnell gefällt werden, was zu einem totalen Preisverfall am Holzmarkt geführt hat, zumal infolge des Sturmtiefs „Friederike“, das im Januar in Mitteldeutschland gewütet hat, immer noch 2 Millionen Festmeter Holz noch nicht vermarktet sind. Gut ist, dass sich die Agrarministerkonferenz gestern um das Thema gekümmert hat.

Fazit meiner Rede: Wir lehnen den pauschalen Antrag der FDP ab. Wir sollten uns gemeinsam intensiv um das kümmern, was wirklich wichtig ist: Wir müssen dem deutschen Wald bzw. den Waldbesitzern in dieser schwierigen Situation unter die Arme greifen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)