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Alois Gerig: Bauern-Bashing muss bekämpft werden

Redebeitrag zu nachhaltigem Leben und Konsum

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Danke für die Nachhaltigkeitswoche. Danke auch an unsere Gesundheitspolitiker, dass sie mir hier einen Teil ihrer Redezeit geben.

Ich habe auch gleich eine Anmerkung zur Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Thomas Gebhart hat die Ärzte angesprochen. Mir ist es wichtig, dass wir die kleinen Kliniken im ländlichen Raum weiterhin erhalten. Auch das ist Nachhaltigkeit. Das heißt kurze Wege für die Patienten. Das bedeutet für viele aber auch einen Faktor, in diesen ländlichen Räumen zu bleiben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Heute Vormittag wurden die Waldtage eröffnet. Für mich ist der Wald das Sinnbild für die Nachhaltigkeit schlechthin. Der deutsche Wald steht aus ökologischer Sicht aber nur dann, wenn er bewirtschaftet wird und nicht stillgelegt wird, wie das viele hier fordern, für Nachhaltigkeit. Das ist wichtig. Ich bin dankbar dafür und stolz darauf, dass wir in den vergangenen zwei Jahren insgesamt 1,5 Milliarden Euro als Ad-hoc-Hilfsmaßnahme für den stark geschädigten Wald zur Verfügung gestellt haben. Ich sage auch: Um die Ökosystemleistung unseres Waldes für die Zukunft zu honorieren, müssen wir neue Debatten führen.

Ich möchte hier den Blick auf die Nachhaltigkeit in Bezug auf gesunde Ernährung, auf Lebensmittelsicherheit, auf die Verfügbarkeit, auf die Verschwendung und die Lebensmittelproduktion lenken. Fakt ist, meine Damen und Herren: Unsere Bauern produzieren die besten Lebensmittel weltweit.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Große Sorge bereitet mir der immense Strukturwandel, das Höfesterben. Weil Lebensmittel und deren Erzeuger nicht die notwendige ideelle und materielle Wertschätzung erfahren, sind junge Menschen immer seltener bereit, den Hof der Eltern zu übernehmen. Das schadet der Kulturlandschaft, und wir verlieren permanent Marktanteile im Segment Lebensmittel aus deutschen Landen. Das bereitet nicht nur unseren Agrarpolitikern große Sorgen. Dem Verbraucher kann man es im Grunde gar nicht verübeln, wenn er zum kulinarischen Geizhals geworden ist und nur noch 10 Prozent seiner Konsumausgaben für Lebensmittel ausgibt. Dass daher vieles weggeworfen wird, wurde gesagt. Er wird von den vier Großen im Lebensmittelhandel permanent mit Ramschpreisen in die Märkte gelockt. Das ist nicht nur unmoralisch; es wird gar pervers, wenn solche Konzerne nicht nur an jeder Ecke zum Leidwesen kleiner Händler einen Supermarkt bauen, sondern auch, wie kürzlich geschehen, mit dem Geld, das den Bauern abgezwackt wurde, viele Tausend Hektar Ackerland gekauft werden.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Das darf so nicht passieren. So werden sie zum Totengräber für die heimische Landwirtschaft. Das muss sich ändern.

Zum Glück wird hier politisch im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten an vielen Stellschrauben gedreht. Als verantwortungsvolle Politiker müssen wir den Bauern helfen, aus der Defensive herauszukommen. Bauern-Bashing muss bekämpft werden, aber schöne Reden allein tun es auch nicht. Es braucht vor allen Dingen ein besseres Marketing für deutsche Lebensmittel und die Bauern und nicht ständig Worte gegen sie.

Das Premiumprodukt „Lebensmittel made in Germany“ – das gibt es tatsächlich – weist schon eine hohe Rate der Umstellung auf Ökolandbau auf. Für mich ist ganz wichtig, zu sagen: Auch im konventionellen Ackerbau werden die Lebensmittel dank der Digitalisierung modernster Landtechnik und Forschung und Entwicklung immer besser.

Das heißt, wenn man Nachhaltigkeit in der Ernährung ernst nimmt, braucht es Wertschätzung, und es braucht kurze Transportwege vom Erzeuger zum Verbraucher. Beispiel: Unsere Winzer stellen Topweine her. Warum müssen wir dann 60 Prozent ausländische Weine importieren? Oder warum brauchen wir, wenn es bei uns die guten Qualitäten gibt, Rindfleisch aus Argentinien? Ich kann es nicht verstehen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Vizepräsidentin Petra Pau:

Kollege Gerig, Sie können natürlich weitersprechen, Sie tun es dann aber auf Kosten Ihres Kollegen.

 

Alois Gerig (CDU/CSU):

Ich habe noch den letzten Satz: Nachhaltige, richtige, gesunde Ernährung beginnt mit dem Einkauf.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das hätten Sie aber alles der Agrarministerin sagen müssen!)