Mit Vollgas in die E-Verwaltung
Fachgespräch zur Digitalisierung der Amtsgeschäfte
Corona hin, Lockdown her: Einige Behördengänge oder Anträge lassen sich nun einmal nicht aufschieben. Die Lösung heißt Digitalisierung der Verwaltung. Ein virtuelles „Meet & Greet“ der Unionsfraktion beleuchtete die Möglichkeiten.
Denn neue technologische Optionen für Staat und Verwaltung bieten die Chance, Prozesse und Abläufe zu vernetzen, zu beschleunigen und neu aufzustellen und damit insgesamt leistungsfähiger zu werden. Ein virtuelles Meet & Greet der CDU/CSU-Bundestagsfraktion führte nun genau solche Menschen zusammen, die die Modernisierung des deutschen Staates vorantreiben: Innovationstalente aus dem Privat- und Nonprofit-Sektor, die gemeinsam mit Mentorinnen und Mentoren aus den Bundesministerien im „Work4Germany“-Fellowship-Programm zusammenarbeiten oder in dem Hackathon #WirVsVirus mit interdisziplinären Projekten überzeugt haben.
Auf Hochtouren
Nadine Schön, Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, erläuterte zur Begrüßung, was in diesem Fachgespräch erkundet werden soll: Es gehe darum, herauszufinden, „welche Trainingsgeräte die Verwaltung fit für die Zukunft machen. Gibt es neue Prozesse, neue Arbeitsmethoden, mit denen die Verwaltungen schon arbeiten?“
Staatsministerin Dorothee Bär versicherte, dass die Umsetzung des Online-Zugangsgesetzes (OZG) „auf Hochtouren“ laufe. In dieser Legislaturperiode sei hier ein großer Schritt nach vorne gemacht worden – die gesteckten Ziele werde man bis Ende 2022 erreichen: Es gehe dabei nicht nur darum, 575 Verwaltungsdienstleistungen zu bündeln und zu digitalisieren, sondern man müsse auch klarstellen: Cui bono – wem nutzt es? Wer also profitiert von der Digitalisierung? Als Beispiel benannte die Staatsministerin die Online-Beantragung von Familiendienstleistungen, die der Bundestag nun beschließen wird.
Strukturen überdenken
In dem Projekt Work4Germany zeigen innovative Köpfe und Verwaltungsexperten gemeinsam, wie man die Behörden auf den Kopf stellen kann. Christina Lang, CEO und Co-Founderin von Work4Germany, berichtete, wie wichtig es sei, Management- und Führungskompetenz aus der Praxis in Ministerien zu integrieren. Ziel müsse es sein, so Lang, „Strukturen und Projektaufsetzungen in Verwaltungen zu überdenken“. Und wie sieht es in der Praxis aus? Şebnem Andresen, Fellow bei Work4Germany, erzählte von ihrer Arbeit im Bundesverkehrsministerium: Sie erläuterte die praktische und erfolgreiche Anwendung der Kanban-Methode. Die Kanban Methode zählt zu den agilen Methoden und dient dem Aufgabenmanagement. Mit Hilfe der Kanban-Methode lassen sich bestehende Prozesse schnell und effektiv optimieren. Dabei werden alle Workflows auf dem Kanban-Board visualisiert und das Projekt in kleine Teilaufgaben zerlegt.
Programme für Querwechsler
Patrick Witt, ebenfalls Fellow bei Work4Germany, berichtete von seinem Einsatz im Bundeswirtschaftsministerium. Wichtige Schwerpunkte seien hier die Digitalisierung der Energiewende und die Frage, wie man das produzierende Gewerbe fit für die Zukunft machen könne. Witts Fazit: Man solle mehr solche Programme wie Work4Germany aufbauen, „um Start-upper zu motivieren, in Verwaltungen zu arbeiten. Wir brauchen mehr Programme für Querwechsler.“
Lösungen aus Zivilgesellschaft
Für ordentlich Furore hatte #WirVsVirus, der Hackathon der Bundesregierung, im März 2020 gesorgt. Sieben zivilgesellschaftliche Organisationen hatten sich dabei zusammengeschlossen und den Hackathon binnen fünf Tagen auf Beine gestellt. Mit dabei war auch Philipp von der Wippel – der Gründer & Co-Geschäftsführer von ProjectTogether erzählte von den Vorteilen, angesichts der Herausforderungen durch die Pandemie die Schwarmintelligenz mit öffentlicher Verwaltung zusammenzubringen: So ermöglichte es der Hackathon, zahlreiche unterschiedliche Lösungsansätze aus der Zivilgesellschaft zu validieren.
Darunter waren Antworten auf Fragen wie: Welche Abläufe in Gesundheitsämtern lassen sich digitalisieren? Wie kann der Fernunterricht in Schulen organisiert werden? Nadine Schön zog am Ende das Fazit: „Wenn Staat und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, kommen oftmals die besten Lösungen heraus.“