Skip to main content

Stephan Pilsinger: "Alle bisher zugelassenen Impfstoffe sind hochwirksam"

Herdenimmunität durch flächendeckende Antikörpertests ermitteln

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Auch nach knapp einem Jahr Pandemie haben Sie von der AfD offensichtlich noch gar nichts gelernt. Mit dem vorliegenden Antrag zu flächendeckenden Antikörpertests ignorieren Sie nicht nur sämtliche Studienergebnisse; Sie machen den Menschen auch noch unnötig Angst vor Impfungen. Aber etwas anderes habe ich von Ihnen auch gar nicht erwartet. Sie können sich hier nicht mal auf eine einheitliche politische Stoßrichtung verständigen. Im Frühjahr gingen Ihnen die Coronamaßnahmen nicht weit genug, im Sommer gossen Sie bei den Demos gegen die Coronamaßnahmen Öl ins Feuer, und jetzt kommen Sie plötzlich mit einer Coronastrategie und Vorschlägen zum Schutz der Risikogruppen ums Eck. Mit Verlaub, meine Damen und Herren: Ich finde, es ist ein Unding, wie Sie die Bürgerinnen und Bürger hier mit Absicht täuschen.

(Beifall bei der CDU/CSU – Dr. Götz Frömming [AfD]: Ich glaube, Sie reden über die Kanzlerin und Ihre Minister!)

Aber zu Ihrem Antrag: Es ist sehr interessant, dass Sie im Titel das Wort „Herdenimmunität“ verwenden. Ich muss mich schon fragen, ob Sie die Bedeutung dieses wissenschaftlichen Begriffs überhaupt richtig verstanden haben.

(Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Offensichtlich nicht!)

Von einer Herdenimmunität sprechen wir nämlich in der Regel dann, wenn ein Erreger sich durch eine weitreichende Immunität innerhalb der Bevölkerung nicht weiter ausbreiten kann. Beim SARS-CoV-2-Virus müssen dazu aber 60 bis 70 Prozent der Menschen entweder geimpft sein, oder diese Personengruppe muss diese Erkrankung durchgemacht haben.

(Zuruf von der AfD: Ja!)

Davon, meine Damen und Herren, sind wir noch sehr weit entfernt.

Warum ich das so genau sagen kann? Weil das RKI seit dem vergangenen Jahr zahlreiche Antikörperstudien veröffentlicht hat, die Sie aber ganz offensichtlich überhaupt nicht gelesen haben. In einer der bekanntesten Studien testet das RKI seit April 2020 bundesweit alle 14 Tage etwa 5 000 Proben von Blutspendern auf das Vorliegen von Antikörpern gegen das SARS-CoV-2-Virus. Das vorläufige Ergebnis: Der Anteil von Personen mit spezifischen Antikörpern lag im November gerade mal bei 1,35 Prozent.

(Jörg Schneider [AfD]: Wir haben 2,5 Millionen nachgewiesene Infektionen! Das sind allein 4 Prozent!)

Auch in einer aktuellen Untersuchung im schwer betroffenen Bezirk Berlin-Mitte konnten Antikörper nur bei 2,4 Prozent der Getesteten nachgewiesen werden. Von einer Herdenimmunität sind wir deswegen also noch sehr weit weg.

Dass Sie diese vorgebliche Immunität jetzt dazu nutzen, den Impfgegnern in Ihren Reihen eine Plattform zu bieten, finde ich, vorsichtig gesprochen, wirklich sehr bedenklich; denn ohne die Impfungen werden wir dieses Virus nicht besiegen können. Dazu muss sich aber ein Großteil der Menschen auch tatsächlich impfen lassen, und dafür braucht es zuallererst Vertrauen in die Impfungen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD und der Abg. Christine Aschenberg-Dugnus [FDP])

In Ihrem Antrag jetzt von angeblichen Impfrisiken zu sprechen, ist daher nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Alle bisher zugelassenen Impfstoffe sind hochwirksam, nebenwirkungsarm und sicher. Es macht da auch keinen Unterschied, ob man nun zu den 2 Prozent gehört, die die Erkrankung bereits durchgemacht haben, oder nicht. Alle Impfungen verhindern schwere Krankheitsverläufe und nach jetzigem Kenntnisstand auch weitere Ansteckungen. Das ist es, was wir in der Krise brauchen. Wir brauchen keine verdrehten Tatsachen oder Falschaussagen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU)