Skip to main content

Melanie Bernstein: Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist wichtig

Lohndiskriminierung von Frauen beenden – Equal Pay durchsetzen

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als ich den vorliegenden Antrag der Fraktion Die Linke gelesen habe, sind mir zwei Punkte aufgefallen. Zum einen erschien mir das Bild der Frau, das dort gezeichnet wird, wenig zeitgemäß. Als berufstätige Mutter, die ich auch schon vor meiner Wahl in den Deutschen Bundestag war, kann ich mich mit dieser Opferrolle einfach nicht identifizieren.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)

Zum anderen spricht aus jedem Absatz das alte Klischee des bösen Unternehmers.

(Zuruf von der AfD: Ja!)

Unternehmer sind übrigens die, die mit ihren Investitionen dazu beitragen, dass unser Land zu den wohlhabendsten in der Welt gehört.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD und der FDP)

Aber ich bin realistisch: Das Bild des bösartigen Kapitalisten werde ich in meinen vier Minuten Redezeit niemandem austreiben.

(Anja Hajduk [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist ein anderes Thema! – Jörg Cezanne [DIE LINKE]: Das stimmt!)

Wenn es nach Ihnen ginge, soll jedes Unternehmen unabhängig von seiner Größe für alle offenlegen, was ein jeder Angestellter verdient.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Schaffen die in Skandinavien auch!)

Und nicht nur das. Sie fordern neue bürokratische Hürden wie „betriebliche Prüfung auf Entgeltgleichheit auf der Grundlage eines EU-rechtskonformen Instrumentariums“, wie Sie es so schön und griffig formulieren. Sie fordern Einigungsstellen, Verbandsklagerechte und Geldbußen. Haben Sie sich eigentlich einmal Gedanken darüber gemacht, was das für einen Malereibetrieb oder einen kleinen häuslichen Pflegedienst bedeutet?

(Beifall bei der CDU/CSU)

Sie reden von traditionellen Rollenbildern und bemerken nicht, dass Sie da selber einem aufgesessen sind: böser Unternehmer gegen arme, benachteiligte Frau.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Ich sage Ihnen: So wird das nichts. Wir sollten schon bei den Fakten bleiben. Und die sprechen eben eine ganz andere Sprache.

Sie versuchen, den Eindruck zu erwecken, dass Frauen bei gleicher Arbeit aufgrund ihres Geschlechtes durch unterschiedliche Bezahlung diskriminiert würden. Das stimmt so einfach nicht. Sie sprechen von einer Lohnlücke von 21 Prozent. Wenn Sie Erwerbsbiografien und Arbeitszeit berücksichtigen, gibt es eine Lohnlücke von 6 Prozent. Werden dann noch Erwerbsunterbrechungen berücksichtigt, familienbedingte Auszeiten etwa, dann schrumpft der Wert auf unter 2 Prozent.

(Beifall bei der AfD – Dr. Achim Kessler [DIE LINKE]: Beifall von der AfD ist doch prima!)

Das ist nun wirklich kein Grund, die heutige Situation von Frauen mit der von vor 100 Jahren gleichzusetzen, wie Sie das tun. Familienbedingte Auszeiten haben nun einmal mit dem Kinderkriegen zu tun.

(Marianne Schieder [SPD]: Nicht nur!)

Das kann man mit keinem noch so gut gemeinten Antrag den Männern aufbürden. Da steht Biologie gegen Ideologie.

(Beifall bei der CDU/CSU und der AfD – Marianne Schieder [SPD]: Oje, oje, junge Frau!)

Es gibt natürlich Herausforderungen, die wir anpacken müssen. Damit meine ich eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Wir müssen die Kluft zwischen Männern und Frauen bei der Versorgung im Alter schließen. Wir müssen die sozialen Berufe aufwerten, Berufe, in denen nun einmal mehr Frauen tätig sind als Männer. Ich finde, die Menschen, denen wir das Wertvollste anvertrauen, was wir haben – unsere Kinder, Eltern und Großeltern –, verdienen mehr, als sie momentan bekommen. Außerdem – das wurde schon gesagt – müssen wir mehr Mädchen und Frauen für MINT-Berufe begeistern.

Für die neue Bundesregierung sind dies zentrale Vorhaben, und deshalb werden wir diese auch zügig umsetzen. Das ist aus meiner Sicht der richtige Weg, damit Frauen im Berufsleben genauso gut verdienen wie Männer und im Alter auch genauso gut versorgt sind.

Ihr Weg, liebe Kolleginnen und Kollegen der Linken, kleinen und mittleren Unternehmen bürokratische Fesseln anzulegen, sorgt nicht für bessere Bedingungen für Frauen, sondern für insgesamt weniger Beschäftigung, und damit ist niemandem geholfen. Deshalb lehnen wir Ihren Antrag ab.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)