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Erich Irlstorfer: Wir werden keine Jugendlichen auf der Strecke verlieren

Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, wir haben gestritten, wir haben diskutiert, wir haben debattiert, und wir werden heute auch entscheiden. Ich möchte gerade Ihnen, verehrte Frau Zimmermann, schon einmal sagen: Wir haben diesen Prozess in den letzten Jahren begleitet. Uns hat dabei in der Koalition immer geleitet, dass wir in das Gelingen verliebt waren. Wir haben uns hier nicht hingestellt, eventuell Negatives zusammengetragen und das Ganze nicht in einem Klassenkampf enden lassen.

(Zuruf der Abg. Pia Zimmermann [DIE LINKE])

Nein, wir brauchen die Arbeitgeber, wir brauchen die Arbeitnehmer, und wir brauchen ein Verhältnis, das ordentlich auf Augenhöhe ist. Es ist nicht unanständig, wenn man mit guter Arbeit in der Altenpflege auch Geld verdient.

(Beifall bei der CDU/CSU – Pia Zimmermann [DIE LINKE]: Sie haben doch die Antwort gekriegt!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist ein mutiger Versuch. Wir halten an unserem Ziel fest, durch neue Rahmenbedingungen mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Nach einem enormen fachlichen Austausch und einem parlamentarischen Verfahren, das Befürworter und Skeptiker sehr gefordert hat, geht das jetzt in die Umsetzung. Die Fronten waren verhärtet. Ja, das stimmt. Wir haben hier um Lösungen gerungen. Und niemand von denjenigen, die in der Anhörung dabei waren, und aus egal welchem politischen Lager ist heute hundertprozentig zufrieden und sagt: Ja, genau so wollte ich das von Anfang an. – Nein, aber wir haben ein Grundgerüst. Wir haben eine duale Ausbildung, die sich in Praxis und Theorie weiterentwickelt hat. Und wir werden – das ist wesentlich – keine Jugendlichen auf der Strecke verlieren, weil wir ein System für alle Schultypen entwickelt haben; das war uns wichtig.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir brauchen auch alle Hände, die diese große Aufgabe gemeinsam mit uns meistern wollen. Die Kollegin Schulz-Asche hat die Kinderkrankenpflege angesprochen. Ich weiß, wir haben eine extrem hohe Qualität, wir haben mehr Bewerber als Stellen und ein hervorragendes Beschulungssystem. Aber wir wollen das ändern, weil wir auch die Durchlässigkeit im System, die Attraktivitätssteigerung und somit auch die Generalistik als extrem wichtig erachten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie können mich beim Wort nehmen: Ich werde als Erster hier den Finger in die Wunde legen, wenn wir nach dieser Erprobungs- und Umsetzungsphase nicht mehr dieser Meinung sind – deshalb gibt es ja auch eine Evaluierung –, und dafür sorgen, dass wir dann auch nachbessern. Die Kinderkrankenpflege ist für uns extrem wichtig. Wir haben diese Worte natürlich gehört. Aber ich würde schon sagen: Lassen Sie uns jetzt auch beginnen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, Deutschland kann und muss seine Anstrengungen in der Pflege auf allen Ebenen noch deutlich intensivieren. Deshalb ist es notwendig, dass wir eine sinnvolle Akademisierung des Berufs klug vorbereiten. Frau Westig, ich muss Ihnen schon sagen: Blinder Aktionismus und eine übertriebene Verschärfung der Anforderungen, zum Beispiel bei Zwischen- und Abschlussprüfungen, würden weder eine Qualitätssicherung noch eine Qualitätssteigerung hervorrufen, sondern nur die Abbrecher- und Durchfallquote erhöhen. Das wollen wir nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Insofern möchte ich schon noch einmal sagen – das gilt für uns alle –: Trauen wir der Szene etwas zu. Wir haben gute Auszubildende, wir haben gute Betriebe, wir haben gute Lehrende, und wir haben vor allem junge Menschen, Schülerinnen und Schüler, die diesen Beruf gerne erlernen möchten. Deshalb kann ich nur dafür plädieren: Pflege von Kindern, von Jugendlichen, von Kranken, Behinderten, Rehabilitanden und vor allem auch von alten Menschen ist nicht nur ein Zukunftsberuf, sondern auch ein schöner Beruf, der gesellschaftliche Anerkennung, ein ordentliches Gehalt sowie Sicherheit und Attraktivität bei den Rahmenbedingungen verdient. Menschlichkeit, Empathie, Gespür, Gefühl plus hohe Fachlichkeit – das ist unser Weg, und den gehen wir hiermit.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)