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Erich Irlstorfer: Wir müssen an der Wurzel anfangen

Rede zur Nationalen Diabetes-Strategie

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich stehe heute nicht nur als Abgeordneter am Rednerpult, sondern als betroffener Patient, der Diabetiker ist. Ich bin mir sicher, dass Sie sagen: Ja, typisch, schau ihn dir an. In dieser Gewichtsklasse. Selber schuld! – Sie kennen mich nicht über viele Jahre. Deshalb wissen Sie nicht, dass ich früher ungefähr die Hälfte des Gewichts hatte. Niemand von Ihnen kann sich auch vorstellen, dass ich sportlich aktiv war und über Jahrzehnte jeden Tag auf dem Fußballplatz gestanden habe. Ich habe diesen schleichenden Prozess einfach übersehen. Ich weiß um die Bedeutung, was Diabetes auslöst, und ich weiß auch, dass es teilweise ein Selbstmord mit Messer und Gabel ist.

Deshalb, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist es mir wichtig, dass wir an der Wurzel anfangen, dass wir im Endeffekt im Elternhaus – ich sage mal – Leitplanken geben, dass auch wieder richtig gekocht, auch richtig eingekauft wird und dass wir unseren Kindern – als zweifacher Vater ist es mir extrem wichtig – wieder vermitteln, was in einem Lebensmittel drin ist, woher dieses Lebensmittel kommt und welchen Wert dieses Lebensmittel hat.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Deshalb plädiere ich natürlich auch dafür, dass wir das Thema Diabetes auch wieder in der Schul- und Familienpolitik verankern. Woher sollen es die Kinder wissen? Ich habe diesen Prozess selbst erlebt, dass wir in die Digitalisierung gegangen sind und den Bereich Kochen und Hauswirtschaft aus den Schulen rausgenommen haben, dass wir ihn abgetan haben, indem wir gesagt haben: „Na ja, ist ja nicht so wichtig“, und dass wir dann in eine andere Richtung gegangen sind. Deshalb ist es wichtig, dass Bund und Länder zusammenarbeiten. Es ist auch ein Teil der Schulpolitik. Und deshalb es ist auch notwendig, dass wir den Sportunterricht hier nicht reduzieren, sondern dass wir den Sportunterricht ausbauen oder zumindest in der jetzigen Form beibehalten, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD, der FDP, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Ich plädiere aber auch dafür, dass wir die Vereine unterstützen, dass wir ihre Jugendtrainer bei der Ausbildung für das Ganze sensibilisieren, dass wir Bewegungsmöglichkeiten anbieten. Ich glaube, das ist enorm wichtig. Der Weg führt über eine Präventionsstrategie. Ich hoffe aber auch für all die Millionen Betroffenen, dass in der Versorgung und in der Behandlung – da bietet sicher auch die Digitalisierung eine Chance – die Ärzteschaft und die Betroffenen näher zusammenrücken und gemeinsam passgenaue Leistungen entwickeln, die dann auch im Arbeitsalltag Realität werden können. Dass das und das und das richtig ist, das wissen die Betroffenen und bekommen es immer wieder gesagt. Aber es geht um die Umsetzung. Schöne Worte – wunderbar –, aber es geht darum, etwas zu tun. Und dafür ist heute, glaube ich, ein guter Tag, an dem wir mit dieser Diabetes-Strategie starten.

Herzlichen Dank für Ihre Zustimmung, und danke auch, dass wir jetzt so weit sind.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)