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Erich Irlstorfer

Erich Irlstorfer: Die Prävention sollte deutlich priorisiert werden

Rede zur Versorgung gesetzlich Versicherter mit Sehhilfen

Knapp 41 Millionen Deutsche tragen eine Brille – Dauer- und Gelegenheitsträger zusammengefasst.Das sind fast zwei Drittel aller Bürgerinnen und Bürger.Seit 2014 sind 700 000 Brillenträger dazugekommen.Im Jahr 2018 sprechen wir von knapp rund 25 Millionen ständigen Brillenträgern.Das ist eine überwältigende Zahl.

So müssen wir auch feststellen, dass die Altersgruppe der 20- bis 44‑Jährigen stetig anwächst.Besonders junge Menschen verbringen extrem viel Zeit – sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit – vor den Bildschirmen und Monitoren.Selbst in der Entspannungs- und Ruhezeit gehören Smartphones oder andere technische Geräte zur Standardausstattung für sehr viele Menschen.

Die Konsequenzen sind klar: Die Augen der Menschen leiden extrem.Der Sehnerv wird über- und vor allem dauerbelastet.Gesundheitliche Probleme sind vorprogrammiert.In Zahlen bedeutet das: Rund 64 Prozent der Bevölkerung ab 16 Jahren sind Brillenträger.Da steht es außer Frage, ob dieses Thema eine Relevanz hat.

Als Betroffener, der mit einer schweren angeborenen Beeinträchtigung der Sehleistung lebt, weiß ich ganz genau, was es bedeutet, gesundheitliche Probleme mit den Augen zu haben.Einschränkungen im Alltag oder am Arbeitsplatz können ein schwerwiegendes Problem werden, vor allem wenn die medizinische Versorgung in dieser Richtung nicht vollumfänglich ist und sich nicht auf einem qualitativ hohen Niveau befindet.

Gerade mit Blick auf eine alternde Gesellschaft und steigende Zahlen in der Pflegebedürftigkeit sollte uns bewusst sein, dass Schwierigkeiten mit der Sehleistung uns alle betreffen können.Über 90 Prozent der 60‑Jährigen tragen Brillen.Aus diesem Grund bin ich der Meinung, dass wir in Deutschland eine flächendeckende Versorgung für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen benötigen.

In den Städten ist die Situation sicherlich eine andere als in den ländlichen Regionen.Doch genau hier müssen wir – wie in vielen anderen Bereichen der Gesundheitspolitik auch – ansetzen, um die Menschen in ganz Deutschland zu erreichen, zu versorgen und ihnen die besten Rahmenbedingungen zu bieten, die unser Gesundheitssystem aufbringen kann.Gleichzeitig muss diese Forderung auch im Rahmen unserer finanziellen Mittel bleiben.

Die Forschung und die Wissenschaft können hier auch von enormer Bedeutung sein.Innovationen und medizinischer Fortschritt sind definitiv nötig, um einem Teil der Betroffenen auf anderem Wege zu helfen und den Alltag langfristig zu erleichtern: so zum Beispiel die Verwendung von Kontaktlinsen, speziell für den Tag oder die Nacht.Innovative Alternativen können definitiv ein effektiver Schritt sein, um die Versorgung zu verbessern.

Ebenso sollte die Prävention deutlich priorisiert werden.Gerade junge Menschen müssen verstärkt darauf aufmerksam gemacht werden, dass ein intensiver – ja schon exzessiver – Gebrauch von technischen Geräten nachweisbar gesundheitliche Schäden hervorrufen kann.Kinder und Jugendliche sind meiner Meinung nach viel mehr zu schützen.

Wenn wir nun über einen Antrag zum Thema Erweiterung der Versorgung gesetzlich Versicherter mit Sehhilfen sprechen, dann möchte ich darauf aufmerksam machen, dass Bezuschussungen für schwerwiegende Fälle bereits existieren.Die Versorgung ist gegeben.So werden Menschen ab dem 18. Lebensjahr mit Kurzsichtigkeit ab 6 Dioptrien oder mehr als 4 Dioptrien bei Weitsichtigkeit oder einer Sehleistung unter 30 Prozent unterstützt.Ebenso werden Kinder und Jugendliche mit einem von der Sehstärke abhängigen Festbetrag bezuschusst, um die Kosten abzufangen.

Würden wir nun eine generelle Leistungserweiterung ermöglichen, stellt sich die Frage, ob dieses Handeln überhaupt wirtschaftlich und sozial vertretbar wäre.Aus meiner Sicht würde hier die Gleichberechtigung im Leistungsanspruch gegenüber Nicht-Brillenträgern verloren gehen.

Gleichzeitig plädiere ich auch dafür, dass wir uns darauf konzentrieren, die brennenden Probleme in unserem Land anzupacken und die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel in Bereiche zu investieren, die es dringend benötigen.Ich rede hier vor allem von Bereichen wie der Pflege und ihrer personellen Ausstattung.

Vor diesem Hintergrund komme ich zu dem Schluss, dass wir diese Thematik nicht aus den Augen verlieren und langfristig prüfen sollten, inwiefern die Versorgung im Bereich der Sehhilfen verbessert werden kann.Diese Thematik bedarf einer seriösen Auseinandersetzung mit den aktuellen Zahlen.

An dieser Stelle werden wir jedoch den Antrag ablehnen und darauf verweisen, dass sich die CDU/ CSU-Fraktion künftig dieses Themas annehmen wird.

Nochmals: Zum aktuellen Zeitpunkt sehe ich jedoch unseren Schwerpunkt in anderen Bereichen, die die ganze Energie und Kraft der Politik benötigen.