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Katrin Staffler: Die berufliche Ausbildung ist heute der erste Schritt auf der lebenslangen Bildungsreise

Redebeitrag zun Berufsbildungsbericht 2020

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerade jetzt in den letzten Wochen, in den letzten Monaten haben wir es wieder vermehrt beobachten können: junge Menschen im Übergang in ihr Erwachsenenleben, die sich die Fragen stellen, worin sie eigentlich richtig gut sind, was ihre Kompetenzen sind, wo ihre besonderen Fähigkeiten liegen, wie sie sich ihre Zukunft mal vorstellen, was sie arbeiten wollen, wie sie arbeiten wollen, welcher Job zu ihnen passt und was ihnen eigentlich am Beruf wichtig ist. Und ja, es mag sein, dass die Antwort auf diese Fragen – also letzten Endes dann die Berufswahl selbst – immer noch in durchaus nicht unerheblichem Maße den persönlichen Lebensweg jedes Einzelnen dieser jungen Menschen bestimmt. Andererseits ist diese Entscheidung aber eben auch nicht mehr endgültig. Die Berufsbilder von heute sind nicht mehr so starr, wie sie vielleicht vor ein paar Jahrzehnten noch waren, als die meisten Menschen aus demselben Unternehmen in die Rente gegangen sind, in dem sie viele Jahre zuvor schon ihre Ausbildung begonnen haben.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Für die Rente war das nicht schlecht!)

Es hat viele Entwicklungen gegeben, die ihren Teil dazu beigetragen haben, dass sich die Arbeitswelt grundlegend verändert hat, zum Beispiel die Digitalisierung. Und durch die Digitalisierung haben sich unsere Tätigkeiten und die Anforderungen an diese sehr stark gewandelt, und gleichzeitig stehen jedem Einzelnen von uns ganz umfangreiche Informationen zur Verfügung und eine große Reihe an Angeboten zur Weiterbildung. Und dadurch endet eben der Bildungsweg heute in der Regel nicht mehr mit der beruflichen Ausbildung, sondern die berufliche Ausbildung ist der erste Schritt – ein natürlich ganz wichtiger Schritt, aber eben nicht der einzige Schritt – auf der lebenslangen Bildungsreise, die wir durch unseren eigenen Karriereweg machen.

Und die berufliche Bildung funktioniert eben nach dem Motto: Viele Wege führen nach Rom oder – in dem Fall eben – zum Erfolg. Und genau das bestätigt uns der OECD-Bericht, der diese Woche erschienen ist: 92 Prozent der jungen Menschen in Deutschland machen ihre Ausbildung explizit in einem Bereich, der den beruflichen Aufstieg möglich macht. Und auch im Berufsbildungsbericht können wir sehen, dass das etwas ist, was den jungen Menschen wichtig ist, worauf sie Wert legen; denn die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen sagt, dass die Karrierechancen für sie ein wesentlicher Einflussfaktor bei ihrer Berufswahl sind. Und durch diese verschiedenen Aufstiegsfortbildungen bilden wir uns unsere Spezialisten, unsere Führungskräfte, die Unternehmer von morgen aus. Deswegen war es auch so wichtig, dass wir die Novelle zum Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz durchgeführt haben, weil wir damit dieses Modell, das ja sehr bewährt ist, gestärkt und weiterentwickelt haben.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Über die berufliche Bildung ist also nicht mehr vieles möglich für junge Menschen. Durch die berufliche Bildung ist für junge Menschen alles möglich geworden. Und auch das bestätigt uns der Berufsbildungsbericht. Mit einem Fortbildungsabschluss haben Erwerbstätige häufiger direkte Personalverantwortung; sie haben verantwortliche Positionen inne, und sie selber sehen ihren Berufsverlauf auch insgesamt als Aufstieg. Und trotzdem: Der Berufseinstieg, die Weiterbildung, die Planung von Karrierewegen – das muss zukünftig noch sehr viel einfacher werden; es muss zugänglicher werden. Und genau dabei hilft uns auch die Digitalisierung. Wir brauchen One-Stop-Shop-Lösungen im Sinne von zentralen unbürokratischen Anlaufstellen für die berufliche Bildung. Ich finde, dass das BMBF mit dem Projekt INVITE da schon einen sehr guten Schritt gegangen ist und entsprechende Vorplanung gemacht hat. Uns als Unionsfraktion ist es wichtig, dass wir zügig, schnell weiterentwickeln, was da schon im Anfang vorhanden ist. Und genauso wie wir das für die Weiterbildung machen, brauchen wir ähnliche Angebote auch für die Berufsorientierung und für die Ausbildung.

Unser Berufsbildungssystem ist erfolgreich, und mit den Möglichkeiten, die wir zusätzlich durch die Digitalisierung haben, bekommt jeder einzelne Mensch die Chance, seine persönliche Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Vizepräsidentin Claudia Roth:

Kommen Sie zum Schluss, bitte.

 

Katrin Staffler (CDU/CSU):

Aufstieg durch berufliche Bildung ist ein altes Versprechen, aber in der heutigen Zeit wichtiger und richtiger denn je. Deswegen ist es wichtig, dass wir diesen Weg gemeinsam weitergehen.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)