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Anja Karliczek: "Gemeinsames Handeln ist der richtige Weg"

Rede zur Nationalen Bioökonomiestrategie

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutschland ist den globalen Nachhaltigkeitszielen verpflichtet, und wir sind überzeugt: Gemeinsames Handeln ist der richtige Weg.

Beim Klimagipfel in Glasgow oder auch beim Biodiversitätsgipfel in Kunming in China in diesem Jahr geht es um elementare Aufgaben der Menschheit. Die wachsende Weltbevölkerung benötigt immer mehr Nahrungsmittel und Rohstoffe, und gleichzeitig müssen wir Klima, Umwelt und Artenvielfalt schützen.

(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])

Und das geht, wenn wir alle miteinander zukünftig nachhaltiger leben und wirtschaften.

Auf der linken Seite dieses Hohen Hauses dreht sich in Debatten immer alles um die Frage: Wie wollen wir künftig leben? Aber eines beantworten Sie leider nicht, nämlich: Wovon wollen wir in Zukunft leben? Auch diese Frage, liebe Kolleginnen und Kollegen, gehört im Deutschen Bundestag diskutiert.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Unsere Kinder und Enkelkinder sollen sehen, dass wir Nachhaltigkeit auch in Generationengerechtigkeit denken. Wie und wovon wir künftig leben, sind zwei Seiten derselben Medaille; das eine geht nicht ohne das andere. Deshalb stellen wir jetzt in Deutschland die Weichen zu einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft, und das Innovationsland Deutschland kann das. Wir haben – das hat die Impfstoffforschung mit Bravour gezeigt – die Kraft und die Köpfe, um Lösungen für die großen Herausforderungen der Menschheit zu finden.

In der Bioökonomie steckt großes Innovationspotenzial für alle Wirtschaftsbereiche. Aber wir werden dieses Potenzial biobasierter Innovationen für Deutschland nur dann zum Fliegen bringen, wenn wir es nicht, wie bei der Biotechnologie leider so oft geschehen, mit ideologischen Rucksäcken am Boden halten.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

Die Nationale Bioökonomiestrategie der Bundesregierung setzt auf Technologieoffenheit und auf Innovationsfreude; denn Bioökonomie, liebe Grüne, heißt eben nicht einfach nur „Jute statt Plastik“; wir sprechen hier vielmehr von Hightech.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Bei der Bioökonomie geht es im Kern darum, biologische Prinzipien für neue Produkte, neue Produktionswege, neue Dienstleistungen zu nutzen. Mit der Bioökonomie kann uns der Aufbau einer modernen, nachhaltigen Kreislaufwirtschaft gelingen – Nachhaltigkeit, die dann der Exportschlager made in Germany der Zukunft ist.

Am Anfang steht die Materialinnovation. Aus Materialinnovationen entstehen nachhaltige Produkte und neue Märkte, und daran müssen wir jetzt arbeiten; denn nur so helfen wir dem Klima und der Umwelt und schaffen gleichzeitig hochattraktive Arbeitsplätze in Deutschland. Computerdisplays aus recycelbarem Material, Mikroalgen zum Schutz von Gebäudefassaden, Autoreifen auf der Basis von Löwenzahn: All das ist bereits heute Realität, weil wir diese Entwicklung mit der Forschungsförderung zur Bioökonomie vorangetrieben haben.

Das Ziel ist doch klar: Wir wollen der Wegwerfkultur in unserem Land und auf der Welt im 21. Jahrhundert mit aller Entschiedenheit den Stecker ziehen, und dabei sind Materialinnovationen das eine. Auch die Nutzung und Zweitverwertung vermeintlicher Neben- und Abfallprodukte ist ein ganz wichtiges Forschungsfeld. Neben- und Abfallprodukte sind kein Müll. Es sind Rohstoffe, die man verwerten und nutzen kann und aus meiner Sicht auch muss.

Besser nutzen, liebe Kolleginnen und Kollegen, müssen wir auch die Potenziale der neuen Züchtungstechniken. Moderne Pflanzenzucht ermöglicht widerstandsfähigere Kulturpflanzen, weniger Dünger, weniger Pflanzenschutzmittel. Aber in Europa sind die Möglichkeiten der Genschere momentan so stark beschnitten, dass sie Innovationen behindern. Und das geht nicht.

In der Genschere, übrigens gerade mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, stecken Lösungen gegen den Hunger in der Welt. Wir stehen doch in der Pflicht, mit Forschung und Entwicklung auch unseren internationalen Beitrag gegen den Hunger in der Welt zu leisten. Und liebe Grüne, hier sind Ihre europäischen Kollegen jetzt am Zug;

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)

denn Ernährungssicherheit in Afrika gibt es nur, wenn wir diese Züchtungstechniken, also Genomeditierung, ganz gezielt und verantwortungsvoll erforschen und für die Nutzpflanzenzüchtung einsetzen. Hören Sie endlich auf, Ängste vor der Pflanzenforschung zu verbreiten! Wer Ja sagt zur medizinischen Biotechnologie, der kann nicht glaubwürdig Nein sagen zum Einsatz in der Pflanzenforschung.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Mario Brandenburg [Südpfalz] [FDP])

Da haben Sie, liebe Grüne, an Ihrer Basis noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Technologieoffenheit statt ideologischer Scheuklappen, das muss jetzt endlich auch bei Ihnen ankommen. Damit wird dann die Bioökonomie zu einem Erfolg in Deutschland werden, und wir als Bundesregierung stellen dafür bis 2024 über 1 Milliarde Euro für Investitionen bereit.

Aber wir brauchen eben in unserem Land immer auch die Menschen an unserer Seite. Denn nur wenn wir Akzeptanz für die großen Chancen der Bioökonomie, der biobasierten Wirtschaft und der Biotechnologien gewinnen, können wir Fortschritt durch Wissenschaft und Forschung möglich machen.

Und deshalb steht das Wissenschaftsjahr 2020/2021 ganz im Zeichen der Bioökonomie. Wir wollen mit den Menschen, die Fragen zur Bioökonomie haben, ins Gespräch kommen. Wir wollen informieren und aufklären, mit wissenschaftlichen Argumenten überzeugen. Aber natürlich wollen wir eins ganz besonders: Wir wollen Menschen begeistern.

Das hier, meine Damen und Herren, was ich in der Hand habe, ist Bioökonomie zum Anfassen.

(Die Rednerin hält eine grüne Mund-Nase-Bedeckung mit der Aufschrift „Science matters“ hoch)

Diese Maske besteht zu 67 Prozent aus Holzfaser, und dabei ist sie ganz weich und angenehm zu tragen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen Sie uns mit den jungen Menschen, für die jungen Menschen eine Perspektive für unsere Zukunft aufzeigen. Ich freue mich auf Ihre Unterstützung.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der SPD)