Skip to main content
(Quelle: unsplash.com)

Erwerbsmigration aus Südosteuropa als Chance und Herausforderung für den Arbeitsmarkt begreifen

Unionsfraktion diskutiert im digitalen Fachgespräch über Wege zu einer besseren Integration der Zuwanderer

Seit der Ausweitung der Arbeitnehmerfreizügigkeit hat die Zuwanderung nach Deutschland aus anderen EU-Staaten beständig zugenommen. Vor allem aus Südosteuropa packen viele Menschen hierzulande kräftig mit an. Wie sich diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer besser in die Gesellschaft integrieren lassen, diskutierte die Unionsfraktion mit mehreren Fachleuten in einem digitalen Fachgespräch. 

Fest steht: Viele Branchen wie z.B. Verkehr und Logistik, Pflege, Gastgewerbe, Bau, Reinigung sowie Fleischindustrie und Landwirtschaft profitieren enorm von Arbeitskräften aus Südosteuropa. Die Zahl der Menschen, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen, steigt stetig. Innerhalb der EU kommen Arbeitskräfte vor allem aus Rumänien, Bulgarien und Polen zu uns. "Die Integration dieser Menschen muss mehr in den Fokus rücken“, hob Ralph Brinkhaus im Fachgespräch hervor. Der Unionsfraktionschef mahnt: "Wir haben uns zu wenig mit der innereuropäischen Migration beschäftigt." Erwerbsmigrantinnen und -migranten hätten genauso Förderbedarf wie Flüchtlinge. "Wir wollen das Thema sichtbarer machen", so Brinkhaus.

Erwerbsmigration aus der EU sollte stärker erforscht werden

Eine Einschätzung, die auch Carola Burkert vom Institut für Arbeits- und Berufsforschung, teilt. Die Wissenschaftlerin forscht unter anderem über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Geschlechterungleichheit und insbesondere zu Migration und Integration. Auch Burkert empfiehlt, die Situation der Erwerbsmigranten aus EU-Staaten genauer in den Blick zu nehmen, um Hilfsmaßnahmen und Unterstützungen passgenau zu entwickeln. 

Einen Fokus auf die schwierige Ausbildungslage in Deutschland warf Annette Widmann-Mauz. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gab zu bedenken, dass zurzeit viele Stellen für Nachwuchskräfte in den Betrieben unbesetzt blieben. Daher ihre Empfehlung, den Fokus auch auf Auszubildende aus Südosteuropa zu legen: „Das sind Beschäftigte, die wir qualifizieren und denen wir Perspektiven geben können.“ 

Erwerbsmigranten werden in Deutschland dringend benötigt

Um mehr Differenzierung beim Thema Erwerbsmigration bat die Integrationsbeauftragte Nina Warken. „Bei den Zugewanderten handelt es sich um Geringqualifizierte, aber auch um Fachkräfte. Einige von ihnen bleiben langfristig in Deutschland, andere wechseln öfter den Arbeitsort.“ Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen müssten verbessert werden. Nicht zuletzt in der Corona-Krise sei deutlich geworden, wie hoch die Abhängigkeit des Landes von der Arbeitskraft dieser Erwerbsmigranten sei. 

Hermann Gröhe stellte denn auch zum Abschluss des Gesprächs klar: „Dieses Thema gehört weiter auf die Tagesordnung. Wenn wir über Flüchtlinge reden, über IT-Spezialisten aus Indien, dann müssen wir auch über Erwerbsmigration innerhalb Europas reden.“